In Bad Königshofen legten sie auf ihrem Weg vom Allgäu zur Ostsee einen Tag „Badeurlaub“ ein, den die 63-jährige Heidi für den Besuch der FrankenTherme nutzte, während ihr Mann lieber im gemütlichen Zuhause blieb. Angesichts des schlechten Wetters entschlossen sie sich dann spontan, einen weiteren Tag Pause einzulegen.
„Allgäu-Express“ heißt der umgebaute, bunt bemalte Bauwagen, mit dem die Gladigaus am 14. August in Altusried, das in der Nähe von Kempten im Oberallgäu liegt, starteten. Den Wagen zieht ein 28 PS starker Traktor Baujahr 1963, ein Eicher - Tiger EM 200, der, wie Siegfried Gladigau erklärt, „mit Rückenwind höchstens 28 Stundenkilometer schafft.“
3,5 Tonnen Gewicht hat der Traktor im Schlepptau, da geht es langsam voran und man sieht etwas von der Umgebung. Auf wenig befahrenen Landstraßen ist das Gefährt hauptsächlich unterwegs, um den Straßenverkehr möglichst wenig zu behindern. Das angestrebte Tagespensum beträgt 60 Kilometer.
In dem acht Meter langen und 2,5 Meter breiten Bauwagen, den Sigi Gladigau selbst ausgebaut hat, ist eine gemütliche Essecke untergebracht, eine breite Schlafnische, eine Küche und ein Duschbad mit warmem und kaltem Wasser. Mit einem Stromaggregat und einem 150 Liter-Wassertank sind sie unabhängig.
Vor drei Jahren haben die beiden schon einmal eine ähnliche Fahrt durchgeführt. Vom Heimatort aus ging es fünf Monate lang durch deutsche Lande. 4000 Kilometer hat das außergewöhnliche Gespann damals mit dem Ziel Sylt und Rügen zurückgelegt. Die beiden Gladigaus haben unterwegs viele nette Menschen kennen gelernt, mit denen sie teilweise immer noch Kontakt haben. In 20 Zeitungen waren sie abgebildet, sogar in einer belgischen haben sie für Schlagzeilen gesorgt.
Unternehmungslustig waren sie schon immer, der heute 73-jährige Siegfried und seine Ehefrau Heidi. Außer den Deutschlandtouren per „Allgäu-Express“ waren sie schon mit Fahrrädern an Nord- und Ostsee und sogar am Plattensee in Ungarn. Mit dem Boot sind sie von Fulda bis nach Bremerhaven gepaddelt. Siegfried Gladigau hat früher insgesamt 18 Mal Viertausender bestiegen. Jetzt, im Ruhestand mögen es die beiden Altusrieder eher gemütlich.17 Tage haben sie bis zur Ostsee eingeplant, das werden sie aber nicht einhalten, unter anderem wegen des langen Zwischenstopps in Bad Königshofen.
Weiter nach Steinbach-Hallenberg Am heutigen Mittwoch geht es nun weiter bis Steinbach-Hallenberg in Thüringen. An der Ostsee ist dann Endstation für den gemütlichen Bauwagen. Er bleibt dort auf dem Gelände eines Freundes stehen und wird zukünftig von den Gladigaus als „Zweitwohnung“ genutzt.