"Musik ist nach meiner Familie die Hauptsache in meinem Leben, sie macht mir Freude und füllt mich aus!" Das sagt Volker Seifert. Er leitet seit 50 Jahren den Gemischten Chor Irmelshausen als Dirigent. Dafür wird er am kommenden Dienstag besonders geehrt.
Sein musikalisches Engagement beschränkt sich aber nicht nur darauf. Außerdem ist er seit 1986 Leiter des Gesangvereins Höchheim, er spielt im Posaunenchor Irmelshausen-Höchheim, gründete die "Rhönclubsänger" (1980 bis 2010), die Irmelshäuser Volksmusikanten (1975 bis2011), den "Zwiegesang" gemeinsam mit Martin Fritz und vieles, vieles mehr.
Von Leipzig nach Rüdesheim
1943 wurde Volker Seifert in Leipzig geboren, er wuchs aber in Rüdesheim auf, nachdem seine Familie 1951 über die "grüne Grenze" nach Hessen geflüchtet war. An seinen Anfang als Chorsänger erinnert er sich noch gut. In der neuen Schule in Rüdesheim wurde eine Weihnachtsfeier vorbereitet, es gab in der Nachkriegszeit keine Noten und die Zweitklässler sangen nach Gehör. "Heute haben wir Doktor Zion gelernt", verkündete er seiner Mutter stolz.
"In unserer Familie wurde immer viel gesungen und musiziert", berichtet Seifert. Er selbst lernte nach und nach Flöte, Gitarre, Klavier, Orgel und Tenorhorn. Zur Konfirmation hatte er auch eine Geige bekommen, allerdings bescheinigte ihm hier sein Lehrer, er sei völlig unmusikalisch. Während seines Lehrerstudiums in Würzburg lernte er seine Frau Inge, geborene Schmidt, kennen und heiratete, die erste Tochter war bald unterwegs. Insgesamt hat das Ehepaar vier Kinder und zehn Enkelkinder. Demnächst kommt das Elfte.
Am dritten Tag kam der Kassier
Der damalige Schulrat Franz Krapf suchte unter den Junglehrern jemand für die Schule in Irmelshausen, der auch einen Chor leiten kann. Und so stieß er auf Volker Seifert, der gleich in das Lehrerhaus Irmelshausen einziehen konnte. Kaum angekommen, stand am dritten Tag der Kassier des Irmelshäuser Chores vor der Tür. "Wir haben einen Auftritt - können sie dirigieren?" So wurde er "ins kalte Wasser geworfen", wie Seifert berichtet. Bisher hatte er nur theoretische Erfahrungen als Dirigent gesammelt, nun stand er zum ersten Mal 1969 als Chorleiter vor der Gruppe. Der Auftritt gelang gut.
Nicht nur als staatlich anerkannter Leiter im Laienmusizieren hat Seifert das musikalische Leben in seiner neuen Heimat mitgestaltet, auch innerhalb des Lehrerberufs, der ihn auch nach Bad Königshofen und nach Aubstadt führte, gab er den Schülern eine musikalische Grundausbildung mit auf den Weg. Er hält grundsätzlich alle Kinder für musikalisch. "Man muss nur früh genug anfangen und sich nicht beirren lassen", weiß er. 2005 ging Seifert nach 16 Jahren als Rektor der Volksschule Milzgrund in den Ruhestand.
Auch in der politischen Gemeinde aktiv
Aktiv ist der 75-Jährige weiterhin, nicht nur im Musikbereich, wo er zur "Entspannung" im Ensemble Vokal in Münnerstadt mitsingt, auch als langjähriger Gemeinderat und stellvertretender Bürgermeister von Höchheim. Zuletzt musste er nach der Erkrankung von Gerold Weiß bis zur Neuwahl die Aufgaben des ersten Bürgermeisters übernehmen. Bereits 2016 erhielt er in München von Innenminister Joachim Herrmann die Medaille in Gold für besondere Verdienste um die kommunale Selbstverwaltung. Seit vier Jahrzehnten habe er die Entwicklung der Gemeinde verantwortungsvoll mitgestaltet und unter anderem auch die Redaktion des vierteljährlich erscheinenden Gemeindeinformationsblattes übernommen, hieß es in der Laudatio.
Auch der jetzige Bürgermeister Michael Hey lobt den aktiven Mitbürger. "Er hat bewiesen, dass er sich sehr für die Allgemeinheit einsetzt, nicht nur in der Musik, sondern auch in vielen anderen Funktionen. Jede Gemeinde kann sich glücklich schätzen, so einen Mann in ihren Reihen zu haben."