Schon einige Male begeisterte die Capella Antiqua Bambergensis ihr Publikum in Kunst und Kultur Kloster Wechterswinkel. Mit ihren Neuinterpretationen mittelalterlichen Liedgutes auf historischen Instrumenten oder deren Nachbauten ist die Capella unübertroffen. Jetzt waren sie wieder zu Gast und verzauberten die zahlreichen Zuhörer mit ihrem Weihnachtsprogramm „In the Bleak Midwinter“.
Ihre beiden Solisten Arianna Savall und Petter Udland Johansen hatte die Capella Antiqua Bambergensis auch wieder mitgebracht. Garantie also für einen außergewöhnlichen Abend voller Musik aus einer lange zurückliegenden Zeit. In der Musik des Mittelalters sind die Geschwister Anke, Thomas und Andreas Spindler zu Hause und bringen Instrumente mit, die nur noch einem Fachpublikum bekannt sind. Darunter eine Viola da Gamba aus dem 17. Jahrhundert, die deshalb die Zeit überdauert hat, weil sie jahrzehntelang als Cello gespielt wurde.
Es sind diese Geschichten, die Auftritte der Capella Antiqua Bambergensis nicht nur hörenswert, sondern auch erlebnisreich machen.
Zwischen den Heimatorten der Solisten spannen die Musiker den Bogen ihres Programms. Vom Süden Europas in Spanien, der Heimat von Arianna Savall, bis zum hohen Norden in Norwegen, wo Petter Udland Johansen zu Hause ist, ging die winterliche Reise.
Gespielt wurden diesmal aber so gut wie keine mittelalterliche Musik, sondern Werke der Neuzeit, die von der Capella und den Solisten in mittelalterliche Musik arrangiert wurden. Da erklingt ein „Maria durch ein Dornwald ging“ ganz anders, da wird die „Stille Nacht“ zu einem getragenen Klangerlebnis der besonderen Art.
Wie stets vermochte es die fabelhafte Musik der Capella, die Zuhörer vom ersten Klang der Blockflöten, der Klarinetten, der Nyckelharpa oder der Fidel, der Viola da Gamba wie des Bodhráns bis hin zur Scottish Smallpipe oder der Hardingfele (Bravo: Petter Udland Johansen) mitzunehmen in die Welt der Musik einstiger Zeiten. Dazu der glasklare Sopran von Arianna Savall, die ihre Stimme mit dem Spiel auf einer barocken Triple Harfe unterlegte.
Ein Hörerlebnis, jeder einzelne zarte Ton in der Klostermauern von Wechterswinkel, unter anderem in dem aus Kalabrien stammenden Lied „No la devemos dormir“, in dem es um die weihnachtliche Nacht geht, in der niemand schläft. Arianna Savalls Stimme wie auch Petter Udland Johansens Tenor prägten das gesamte Programm der Capella Antiqua Bambergensis mal wieder im hohen Maße. Johansen gibt gerne die Musik seiner norwegischen Heimat wieder, dargeboten mit dem meisterlichen Spiel der Hardingfele, einem Vorläufer der Geige, ergänzt um Resonanzsaiten. Von Hildegard von Bingen in „O quam mirabilis“ bis zu Johansens „Kling no Klokka“ reichte die Palette zauberhafter Werke einer Winterreise von Norwegen nach Spanien.
Einzig Johansens seltsame Version des Leonard-Cohen-Klassikers „Hallelujah“ mit einem kleinen Ausflug in die Popmusik wollte da so gar nicht in das Finale passen.
In der Zugabe widmete sich die Capella dann wieder dem, was sie in Perfektion beherrscht: der Musik des Mittelalters, ob als überliefertes Lied oder als rückbezügliches Arrangement der Neuzeit.