Der Saal im Bildhäuser Hof füllte sich nur allmählich, obwohl das Konzert später als üblich begann. Da kam mal jemand, dann wieder ein Grüppchen, es tröpfelte so dahin und irgendwann war es voll vor der Kleinkunstbühne. Erfreulich viele junge Zuhörer waren gekommen, haben sich wohl das Kulturwerkstattmotto zwei für eins zu Herzen und zu Geldbeutel genommen und waren zu zweit mit einer ermäßigten Karte reingekommen in den Bildhäuser Hof.
Zum zweiten Mal war die aufstrebende Berliner Band Berlinger hierzulande zu hören. Vor zwei Jahren, just zu der Zeit, als Frank Engelmann aus dem beschaulichen Bad Neustadt in die Bundeshauptstadt übersiedelte, hat der Kopf der Formation Daniel Berlinger engagierte, junge Musiker gesucht, die eine ganz eigene, neue, stilübergreifende Musik zu spielen vermochten.
Mit vielen eigenen Songs und einem kleineren Teil populärer Coverversionen machen die vier jetzt zunehmend von sich reden, gehen mittlerweile auf kleinere Tourneen in Deutschland und den angrenzenden Ländern. Berlinger, das bedeutet eine eigentümliche musikalische Mixtur, die im Bildhäuser Hof für regelrechte Begeisterungsstürme sorgte.
Auf der Bühne zwar am Rand, musikalisch jedoch im Zentrum: der 24-jährige Frank Engelmann. Der ehemalige Rhön-Gymnasiast trat einst mit der Big Band seiner Schule auf, spielte Gitarre in der Rockband Backbeat und machte sich nach dem Zivildienst auf, den Kindheitstraum des Berufsmusikers in die Tat umzusetzen. Mit Berlinger kam Engelmann jetzt zurück und lies hören, was er in den vergangenen zwei Jahren gelernt hat.
Der Auftakt im Bildhäuser Hof verlief recht beschaulich. Kaum merkte man im Publikum, dass die vier Musiker die Bühne betraten. Und auch als sie zu spielen begannen, ebbten die Gespräche vor allem im hinteren Teil des Saals kaum ab. Eine Ballade zu Beginn, dann noch eine und noch eine. Vom Motto „We are powerful” war noch nicht viel zu spüren. Handwerklich schön gemacht bis hierher, gefühlvoll dargeboten und perfekt arrangiert.
Beinahe Hintergrundmusik für die Bar. Noch ein oder zwei Balladen mehr, Daniel Berlinger hätte mit seinen Musikern das Publikum eingelullt. Doch das sollte so nicht sein, nein, das sollte sich vielmehr bald und dann gewaltig ändern. Der vierte Song schon mit mehr Wucht und auch die Lautstärkeregler wurden von der Technik deutlich nach oben geschoben.
Was dann folgte, das raubte den Zuhörern ein ums andere Mal den Atem. Mit furiosen Gitarrenklängen von Frank Engelmann, irren Bassläufen von Tom Vogel, der Kraft der Drums von Martin Woron und der leidenschaftlichen Power von Daniel Berlinger am Klavier und am Keyboard verließen die vier das Land der Balladen und enterten das Schiff einer ungewöhnlichen Rockpop-Mixtur mit jazzigen Elementen. Gab es zu Beginn eher Bob Dylan und John Lennon, so folgte eher Lenny Kravitz stilprägenderweise. Mit deutlichen Anlehnungen an aktuelle Tendenzen in Rock und Pop.
Eineinhalb Stunden lang powerten sich die vier Musiker in beeindruckender Weise durch die eigenen Songs und die wenigen Coversongs im Programm. Warum sie als Geheimtipp in Berlin gelten, war nach dem Konzert keine Frage mehr. Die Frage, die sich jetzt stellt, ist eine andere: Wann schaffen die vier den großen Durchbruch?