Fast schon verloren sind sie da auf den riesigen Hochflächen der Langen Rhön zu beobachten. Die freiwilligen Helfer, die in diesen Tagen wieder mit Sensen über die Wiesen ziehen und an den Rändern oder Flächen, die von den großen Mähwerken nicht erreicht werden können, die Lupinen zu bekämpfen.
Verloren auch, betrachtet man die gewaltigen Ausmaße, die die Invasion der „Geißel“ der Rhönwiesen angenommen hat. Überall sind große Flächen nur noch in Lupinen-Lila zu sehen, aber auch in noch bunten Wiesen sind sie schon vereinzelt zu entdecken.
Bergwacht und Sparkasse gemeinsam
Von diesem ganzen Ausmaß zeigen sich auch die zahlreichen Helfer der von Gebietsbetreuer Torsten Kirchner und Bärbel Ludwig von der Bergwacht organisierten Aktion beeindruckt und erschrocken. Abschrecken, etwas dagegen zu unternehmen, lassen sie sich die Mitglieder der Bergwacht, die Mitarbeiter der Sparkasse und weitere Freiwillige, die sich diesmal zu einer gemeinsamen Aktion am Hohen Polster trafen, dadurch aber nicht.
„Es ist ein mühsames Geschäft“, meint Burkhard Volk aus Brendlorenzen, der auch heuer wieder mit seiner Sense in die Lange Rhön gekommen ist, mit Blick auf die Massen der Lupinen. Dennoch, die Arbeit in der herrlichen Natur sei sehr sinnvoll und mache einfach auch Spaß. Diesmal kommt dazu, dass nicht so heiß ist. Anders als vor einigen Tagen, als er schon einmal hier oben in einer feuchten Wiese arbeitete und von Bremsen und anderen Stechmücken reichlich malträtiert wurde.
Die Nachhaltigkeit der Nazis
„Das ist die Nachhaltigkeit der Nazis“, verweist er auf den Ursprung der Lupinen, die im Dritten Reich in der Rhön eingeführt wurden. Beseitigen lassen werden sie sich seiner Ansicht nach nicht mehr. Ziel müsse es sein, die unerwünschte Pflanze, die nicht einmal als Tierfutter zu verwenden ist, wenigsten einzudämmen.
Das sieht auch Ronald Puschner so, der wenige Meter weiter mäht. Der gebürtige Wilmarser war fast 40 Jahr als Lehrer in Frankfurt tätig und verlebt nun seinen Ruhestand in Bischofsheim. Vor einigen Tagen war er schon einmal zum Lupinenmähen in der Langen Rhön und die Arbeit in der herrlichen Natur hat es ihm so angetan, dass er wieder gekommen ist. Es sei zwar recht anstrengend, „aber man sieht wenigstens ein Ergebnis“, witzelt er mit Blick auf seien früheren Beruf. Auch er will seinen Beitrag leisten, die „violette Flut“ einzudämmen. Belohnung ist für ihn, dass er Wiesen erleben kann, die man sonst nicht betreten darf. Nicht zu vergessen sind die herrlichen Ausblicke.
Mit viel Schwung mäht Eva Mohr die Lupinen ab. Die Neustädterin ist Mitarbeiterin der Sparkasse und zum ersten Mal beim Mähen dabei. Eigentlich hatte sie ja früher vor Sensen Respekt, aber für diese Aktion hat sie eine von der Bergwacht ausgeliehen und sich von Torsten Kirchner in den sicheren Gebrauch einweisen lassen. Und auch sie genießt sichtlich die Arbeit inmitten der Natur.
Kein Platz für andere Pflanzen
Das sieht auch einer ihrer Chefs ähnlich. Für Heiko Laidig, seit wenigen Wochen Vorstandsmitglied der Sparkasse Bad Neustadt, ist das ganze ein „Heimspiel“. Er stammt aus dem nahen Wüstensachsen und Arbeit auf den Rhönwiesen ist ihm nicht ganz fremd, zumal seine Frau aus einem landwirtschaftlichen Betrieb stammt. Die Sense hat er sich daher vom Schwiegervater ausgeliehen. Für ihn ist bei der Aktion die Dramatik der ganzen Situation noch deutlicher geworden. Dass die Lupinen anderen Pflanzen um sich herum so wenig Platz lassen, sei ihm so auch noch nicht bewusst gewesen, berichte er.
Naturerlebnis
Am Ende zeigte sich nicht nur Torsten Kirchner zufrieden mit dem, was die Helfer geschafft haben. Auch diese selbst waren sehr angetan von der Aktion. Das ist auch die Erfahrung, von Bärbel Ludwig. Für sie ist erstaunlich, wer sich alles ein Herz fasst und zum Mähen kommt. „Es gibt keinen, der nachher sagt, es war nicht schön“, stellt sie fest. Das Mähen selbst ist nach ihrer Überzeugung dafür gar nicht mal so entscheidend. „Der Hauptgrund ist das Naturerlebnis.“
Ein kleiner, aber nicht zu unterschätzender Grund für Helfer, vielleicht auch im nächsten Jahr wiederzukommen, ist die Brotzeit zum Abschluss. Dazu trafen sich alle am nahen Basaltsee, wo sie von Johannes Gründl an seinem Kiosk bewirtet wurden.