Die Zehn Gebote – ein alter Hut? Christa Roth aus Nüdlingen bewies mit ihrem Vortrag beim Frauenfrühstück im evangelischen Gemeindehaus Bad Königshofen das Gegenteil. Die Prädikantin der evangelischen Gemeinde Bad Kissingen blickte unter die Oberfläche und machte den Zuhörerinnen die Aktualität der Gebote klar. Eingeladen waren Frauen aller Konfessionen, für eine Kinderbetreuung war gesorgt.
Wie die Leitpfosten an der Straße, die besonders dann Orientierung bringen, wenn es dunkel und nebelig ist, sollen die zehn Gebote Hilfestellung geben für ein gottgewolltes, zufriedenes Leben, führte die ehemalige Bankangestellte aus. Die Gebote sollten nicht als Druckmittel missbraucht werden, um Kindern Angst einzujagen; durch Drohungen erscheine Gott den Kindern als Tyrann.
Vielleicht wenden sich auch deshalb so viele Erwachsene von der Kirche ab, vermutet Roth. Zehn gute Ratschläge sind die Gebote für sie, wobei sich die ersten drei auf den Umgang mit Gott und die anderen sieben auf das Verhalten gegenüber den Mitmenschen beziehen.
„Keine anderen Götter haben“ – das gilt für alles, was den Menschen fremdbestimmt, alle Suchtmittel und Abhängigkeiten, die man vermeiden sollte, sagte die Prädikantin. Nicht umsonst sage man: Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.
Das zweite Gebot besagt, dass man sich kein Bild von Gott machen soll, weil er dadurch begrenzt wird. Auch von sich selbst sollte man kein festgefahrenes Bild haben, beispielsweise sich ständig als Versager fühlen, weil man als Kind dauernd getadelt wurde.
Man entwickle sich ja immer weiter. Den Namen Gottes nicht unnütz gebrauchen bedeute auch, ihn nicht Kindern gegenüber als Schreckgespenst darzustellen.
Den Feiertag heiligen, wie es das dritte Gebot fordert, verschaffe den Menschen eine Atempause, zum Entspannen und heil werden.
Vater und Mutter ehren, wie es das vierte Gebot fordert, heiße nicht, man müsse ein Leben lang das tun, was sie sagen, führte Roth aus. Es sei normal, dass sich junge Erwachsene von den Eltern trennen und eigene Familien aufbauen, sie sollten sich aber trotzdem um die Eltern kümmern.
Das wiederum heißt nicht Pflege bis zur Selbstaufgabe und bis zum Zusammenbruch. Gemeint sei hier, die Würde bewahren, sich aussöhnen und die eigenen Wurzeln respektieren.
„Treue bringt Sicherheit“
„Du sollst nicht morden“, heißt das fünfte Gebot im Urtext; aber wie sieht es mit Rufmord aus? Das Gebot schütze die Persönlichkeitsrechte des Mitmenschen. Niemand habe das Recht, anderen die Ehre zu nehmen, sie zu etwas zu zwingen oder sie mundtot zu machen.
„Du sollst nicht ehebrechen“ nehme Stellung zum Thema Treue und bedeute nicht, dass man an einer Partnerschaft festhalten müsse, wenn sie für einen oder beide „die Hölle“ sei. Oft spreche man zu wenig miteinander, habe zu hohe Erwartungen an den Partner oder kein Durchhaltevermögen, wenn es mal schwierig wird. „Treue gibt Sicherheit“, sagte die Prädikantin.
Diebstahl zerstört Vertrauen – auch dauernde Ausbeutung und Angst vor Entlassung seien Diebstahl, meint Christa Roth. Schutz vor Falschaussagen und Ungerechtigkeit fordert das achte Gebot, was man sagt, soll ehrlich und wahr sein.
Beim Thema Diebstahl und auch beim neunten und zehnten Gebot stehe die Zufriedenheit auf dem Prüfstand. Wer dankbar ist für das, was er hat, kennt keinen Neid, begehrt keine fremden Güter und hält nicht nach fremden Partnern Ausschau.
„Dankbarkeit ist der Schlüssel zur Zufriedenheit“ gab Roth den Zuhörerinnen mit auf den Weg. Über allem stehe aber die Empfehlung Jesu, man solle Gott lieben von ganzem Herzen und den Nächsten wie sich selbst.
Wie Angela Küfner vom Organisationsteam bei ihren Dankesworten erwähnte, sei es gut, sich auf die Grundlagen und Werte des christlichen Glaubens zu besinnen. Wenn ein Muslim fragt, was die beiden Weltreligionen voneinander unterscheidet und was sie gemeinsam haben, sollte man antworten können. Diffuse Ängste seien hier fehl am Platze, vielmehr sollte man seine Bibel und die Glaubensgrundlagen kennen.