Auch wenn die Rhönmusikanten am Wochenende ihr 190-jähriges Bestehen feiern, kann gut und gerne davon ausgegangen werden, dass in Waldberg schon immer tüchtig musiziert wurde. Ob in Spinnstuben, an Hochzeiten, dörflichen Festen, im Gottesdienst, aber auch bei harter Arbeit wurde gesungen und musiziert. So hat die Pflege der Blasmusik in Waldberg eine große Vergangenheit.
Ihre Glanzzeit begann mit dem Amtsantritt des Lehrers Franz Xaver Ziegler. Am 18. März 1823 gründete er „zur Verbesserung der dahiesigen Kirchenmusik den Musikantenchor“. 21 Mitglieder zählte er. Sie bekundeten ihre Liebe zu Musik mit einem Vertrag. Darin heißt es: „Sollte ein musikalisches Mitglied mit dem Tode abgehen, so ist das sämtliche Musikantenchor verpflichtet, den Leichnam des abgelebten Mitgliedes unentgeltlich in das Grab zu spielen, wo jedoch nach dem Begräbnis von den Eltern oder Freunden des Verstorbenen 1 Maß Branntwein und 1 Laib Kornbrot für das Musikantenchor zu verabfolgen ist.“ Somit lagen Freude und Trauer eng beieinander.
Ein Orchester wurde gegründet. „Ein gemischter Chor, der machtvolle Schall der 1779 beschafften Orgel, schmetternde Hörner, Posaunen und Trompeten, Flöten, Klarinetten und Violinen erfüllten an den Festtagen den Raum der schönen Barockkirche.“ Auch an weltlichen Festen wie „bei der Feyerlichkeit des 25 jährigen Regierungsjubiläums Sr. Mäjestät des Königs von Baiern“ trat der Musikantenchor glanzvoll in Erscheinung. Unter Führung der Lehrer Röthlein und Körner wurde das große Erbe bis in die 1890er Jahre fortgesetzt.
Lokalkaplan Lang lehrte später eine Blechkapelle an und Lehrer Kneuer dirigierte neben einem gemischten Männerchor einen zweistimmigen Mädchenchor, der seinesgleichen in der Rhön suchte. Schule und Kirche übernahmen also vornehmlich Ausbildung und Pflege musikalischer Anlagen.
Einzelne Musiker konnten sich auch während ihrer Militärzeit weiterbilden. Johann Kleinhenz und Kaspar Kessler spielten in einer Regimentskapelle. Fast drei Jahrzehnte von 1910 bis 1935, übte Kaspar Kessler als „Dorfmusikmeister“ großen Einfluss auf das musikalische Geschehen aus. Als strenger Lehrmeister, der auch Stücke komponierte, zog er viele Nachwuchsmusiker heran.
Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass von 1906 bis 1928 eine zweite Kapelle, die „Bühnerkapelle“ wirkte. Ihr Dirigent war Franz Bühner, ein begabter Musiker und Lehrer. Die Kapellen übernahmen jahrzehntelang die Ausgestaltung kirchlicher und weltlicher Feste. Nicht selten spielten „Waldberger Musikanten“ an Fastnacht und Kirchweih in Sandberg, Burgwallbach, Niederlauer und sogar im Fuldaer Raum.
Während des 1. Weltkriegs beschränkten sich ältere Musikanten auf die Erhaltung der Kirchenmusik. Neuen Aufschwung erlebte die Blasmusik nach dem Krieg. Jungmusiker beider Kapellen gingen als „reisende Musiker“ wochenlang auf die „Walz“ bis nach Lohr und Aschaffenburg.
Von 1936 bis 1942 übernahm Heinrich Arnold die Führung der Kapelle. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges ließ das musikalische Wirken nach. Viele Musiker zogen in den Krieg, mancher kehrte nicht zurück. Nach 1945 erklärten sich die Altmusiker Heinrich Johann Krebs und Ludwig Kessler bereit, die Blaskapelle neu aufzubauen. Es gelang ihnen in der schweren Nachkriegszeit, eine Kapelle zu neuem Glanz zu führen. Simon Söder, ein junger talentierter Musiker, besuchte von 1949 bis 1951 die Kirchenmusikschule in Münnerstadt. Unter seiner Regie wurde 1961 der Musikverein offiziell gegründet, er übernahm die Schulung der Kapelle und die Ausbildung der Nachwuchsmusiker.
In den folgenden Jahren konnten Feste mit einem anspruchsvollen Programm umrahmt werden, zudem wurde erfolgreich an Wertungsspielen teilgenommen. 1973 wurde vom Nordbayerischen Musikbund die Promusika-Plakette und die Goldmedaille am weißblauen Band verliehen. 1983 wurde Simon Söder zum Dorfmusikmeister ernannt. Die musikalische Leitung übernahm 2006 Armin Enders aus Frankenheim. Die Rhönmusikanten gestalten regelmäßig Festgottesdienste, spielen bei Festen der örtlichen Vereine sowie Jubiläen, wobei sie gelegentlich von befreundeten Musikern unterstützt werden.
Das Festprogramm
Am Wochenende feiern die Rhönmusikanten aus Waldberg ihr 190-jähriges Bestehen mit einem dreitägigen Fest. Nach dem Festkommers am Freitag gibt es diesen Samstag ab 18 Uhr hausgemachte Pizza und Unterhaltung mit den Sandberger Musikanten. Anschließend
Festbetrieb mit DJ. Der Sonntag beginnt um 9.30 Uhr mit einem Festgottesdienst gestaltet von den Rhönmusikanten und den Wirtshaussängern. Anschließend gibt es Frühschoppen und Weißwurstfrühstück und Unterhaltung mit den Stangenröther Dorfmusikanten. Ab 15 Uhr spielen die Rhön Rebellen und ab 18 Uhr die Musikkapelle Oberstreu.