(lli) Sein Klang ist gewaltig, bisweilen melancholisch und in freier Natur kilometerweit zu hören. Die Rede ist vom mächtigen Alphorn. Gemeinhin verbindet man damit kernige Männer mit Gamsbart-Hut, die auf alpenländischen Alm-Wiesen inbrünstig ins Horn blasen. Doch vor zehn Jahren fand das urige Instrument auch in die Rhöner Berge.
Am 19. September 1998 gaben Ingrid Schubert, Sandra Hornung und Christoph Liebelt unter dem Namen „Rhöner Alptraum-Trio“ in Bad Brückenau eine denkwürdige Vorstellung: Seit diesem Tag hat das Alphorn auch innerhalb der Rhöner Heimatmusik seinen Platz.
Bis auf den letzten Rang war der imposante Kursaal im Staatsbad gefüllt. Angesagt war ein „Rhöner Heimatabend – eine Gemeinde stellt sich vor“. In ihrer ganzen sozialen und kulturellen Vielfalt präsentierten sich damals die Orte Geroda und Platz. Ein bisschen Lampenfieber hatten die Alphorn-Protagonisten schon als sie hier ihr öffentliches Debüt wagten. Am Ende aber standen großer Applaus und glänzende Kritiken.
„Das hat uns Mut gemacht, weiterzumachen“, erinnert sich Ingrid Schubert. Nur ein Jahr später kam Bernhard Hornung hinzu. Aus dem „Alptraum-Trio“ wurde nun das „Gerodaer Alphornbläserquartett“. Und die vier Vollblut-Musikanten sind zusammen geblieben, viele weitere öffentliche Auftritte folgten bis auf den heutigen Tag.
Besonders im Fuldaer Land haben sie sich einen Namen geschaffen. Ebenso aber auch im Landkreis Bad Kissingen. Noch in bester Erinnerung bleibt aber auch die Gestaltung eines festlichen Abends in der barocken Münnerstädter Klosterkirche, die auch von einem regionalen Fernsehsender aufgezeichnet wurde.
Allesamt sind Musiker von Kindheit an mit mehreren Instrumenten vertraut. Doch beim Alphorn handelte es sich schon um etwas ganz Besonderes. 3,75 Meter Rohrlänge weisen die Instrumente aus Rottannen-Holz auf. Um sie zum Tönen zu bringen, braucht es nicht nur kräftige Lungen, sondern auch die richtige Technik. Einen Lehrer benötigte man aber dennoch nicht. „Wir haben uns die Noten besorgt und uns alles selber beigebracht“, erläutert Ingrid Schubert. Zum zehnjährigen Jubiläum darf sie nun zu Recht behaupten: „Wir können jederzeit mit gestandenen Alphornbläsern mithalten“. Ein wenig erinnern sie auch an ein Stück Heimatgeschichte. Schließlich bliesen in früheren Jahrhunderten auch die hiesigen Hirten zwecks der Verständigung ins Horn, allerdings war das deutlich kleiner.
Bis die mächtigen Alphörner in den Schwarzen Bergen der Rhön erklangen, hatte es eine lange Vorgeschichte. Bereits vor 20 Jahren formierten sich Ingrid Schubert und Christoph Liebelt als Zither-Duo „Rhöner Zweiklang“. Begleitet wurden die beiden Musiker von Dr. Wilhelm Schubert mit der Gitarre. Später gesellte sich Sandra Hornung hinzu.
Hier reifte die Idee, es einmal mit den Alphörnern zu versuchen. „Wir wollten einfach mal was Neues probieren, einen Gegensatz zur eher ruhigen Zithermusik finden“, so Ingrid Schubert. Und man fackelte nicht lange. Beim nächsten Urlaub in den Alpenregionen wurden die passenden Instrumente gekauft und los ging's mit den ersten Proben. Hierzu wurden Möbel gerückt und in Schuberts Wohnzimmer wurden die ersten Stücke eingeübt, einige davon auch selbst geschrieben. Bei schönem Wetter ging es hinauf in die Schwarzen Berge.
Schlussendlich vereint aber finden sie sich in „Schuberts Stubenmusik wieder. Seit nunmehr 15 Jahren pflegt die musikalische Familie aus Geroda mit Dr. Wilhelm Schubert, seiner Frau Ingrid, den Kindern Kathrin, Kilian und Simon sowie Sandra Hornung und Christoph Liebelt volkstümliche Musik in ihrer ganzen Bandbreite. Zum Einsatz kommen Gitarre, Hackbrett, Violine, Kontrabass, Flöte und Zither.
In dieser Besetzung fand 1996 bereits die erste Fernsehaufnahme statt. Und wenn jetzt wieder die Advents-und Weihnachtszeit näher rückt, dann häufen sich natürlich auch die Engagements zu kirchlichen, aber auch privaten Veranstaltungen. Öfters treten „Schuberts Stubenmusik“ und das „Gerodaer Alphornbläserquartett“ gemeinsam auf. Das war auch schon 1998 beim Heimatabend im Kursaal so.
Die nächsten Konzerte sind bereits geplant in Ostheim vor der Rhön und in Abtsroda. Wer Interesse an volkstümlicher Musik hat und gerne mitmusizieren möchte, kann sich bei Familie Schubert in Geroda informieren. Und wer das Gerodaer Alphornbläserquartett sehen und hören möchte, kann dies am Sonntag 21. September, ab 19.30 Uhr beim Regionalfernsehen TV1 tun.