Es passiert ja beileibe nicht alle Tage, dass ein Musikverein Aufnahmen für den Rundfunk beisteuern kann. Dem Musikverein Gartenstadt wurde dieses Glück jetzt zuteil. Drei Tage lang waren die Aufnahmespezialisten des Bayerischen Rundfunks im Stadtsaal zugegen und lauschten ganz genau den Klängen der Musiker. Nicht weniger als sieben Stücke wurden aufgenommen. Und weil das Publikum bei den Aufnahmen natürlich nicht dabei sein durfte, gab es am letzten Tag noch ein Konzert für die interessierten Zuhörer.
Wenn künftig in Sendern des Bayerischen Rundfunks, zum Beispiel BR Heimat, Blasmusik zu hören ist, könnte die Musik vom Musikverein Gartenstadt kommen. Drei Tage lang nahm das Symphonische Blasorchester unter der Leitung von Tanja Domes von früh bis spät Musikstücke auf, wiederholte diese so lange, bis eine passende Aufnahme im sprichwörtlichen Kasten war. Eine Mammutaufgabe für die Mitwirkenden, eine ehrenvolle zugleich. Wann bekommt man schon mal die Gelegenheit als Blaskapelle, für den Rundfunk Stücke einzuspielen.
Auf der großen Bühne der Landesgartenschau in Würzburg
Die Umstände, wie es zum Besuch des BR in der Gartenstadt kam, sind schon kurios. Bei der Landesgartenschau in Würzburg 2018 hatte der Musikverein Gartenstadt aufgespielt, auf der großen Bühne des Bayerischen Rundfunks. Das blieb Moderatoren wie Aufnahmeleitern natürlich nicht verborgen und eine Zusammenarbeit für das Jahr 2020 wurde vereinbart. Zwischenzeitlich hatte der BR aber die Aufnahme auf den Herbst dieses Jahres vorverlegt, was Orchesterleiterin Tanja Domes zunächst ein wenig Kopfzerbrechen bereitet hatte. Gemeinsam mit ihren Musikern und in Abstimmung mit dem BR hatte sie dann ein Programm für die Aufnahmen erarbeitet und dafür sogar das traditionelle Aufspielen zu Allerheiligen in der Kirche ausfallen lassen. Der Titel des Konzertes spiegelte die Stückauswahl wieder: "Nachtwache".
Nach den dreitägigen Aufnahmen durfte das zahlreich erschienene Publikum wenigstens bei der Konzertaufnahme mit dabei sein. Wer jedoch glaubte, dass die Musiker nach den anstrengenden drei Tagen platt seien, der sah sich getäuscht. Das Symphonische Blasorchester spielte sensationell auf in einem ungewöhnlichen, magischen, geheimnisvollen, teilweise sogar etwas düsteren Programm, durch das Tanja Domes mit kurzen Texten über Träume und Albträume, Heinzelmännchen und Schauspielerlebnissen selbst führte.
Der Auftakt schon mal anspruchsvoll. Das Arrangement von Jacob de Haan zu "Der Mond ist aufgegangen" ist nur am Anfang still romantisch und endet in energischen Tönen. Von der Dramatik in de Haans Werken zeugt auch "The Saint and the City", das beeindruckend vielschichtig vom Blasorchester gespielt wurde. Das Stück "Hummel gets the rocket" von Hans Zimmer aus dem Soundtrack des Actionfilms "The Rock" zeugte im Stadtsaal ebenfalls von der Spielfreude des Blasorchesters. Das Arrangement von Johan de Meij für das Musical "Elisabeth" begeisterte mit einem flirrenden Auftakt und einer beeindruckenden Tiefe. Und auch aus dem Arrangement von Martin Scharnagl über den Bonhoeffer-Text "Von guten Mächten" machte das Blasorchester ein Hörerlebnis.
Außergewöhnlicher Konzertabend im Stadtsaal
Nach der Pause ging es mit großem Elan weiter mit dem recht neuen "Symphonic Anthem" des Gegenwartskomponisten Mathias Wehr. In "Titan Spirit" von Trevor Rabin aus dem Sportlerfilm "Gegen jede Regel" wechselten sich dramatische Sequenzen mit getragenen Elementen ab. Mit dem "Moulin Rouge" im Arrangement von Michael Brown aus dem gleichnamigen Musical von Baz Luhrmann sowie dem auf einer irischen Trinkerlegende basierenden "Finnegan's Wake" (Arrangement: Michael Kummer) überzeugte das Blasorchester ebenfalls.
Das dramatische Konzertstück "Into the light" von Jay Bocook und das heitere und wohlbekannte "Mr. Sandman" von Pat Ballard komplettierten einen außergewöhnlichen Konzertabend wie auch die dreitägigen Aufnahmen im Stadtsaal. Also, wenn künftig Blasmusik im Radio läuft, genau hinhören. Es könnten die Gartenstädter sein.