Aus Syrien geflohen sind Selma, Hoda und Buba. Nicht nur Kriegserinnerungen haben die jungen Frauen gemeinsam, sondern auch ein aufregendes Erlebnis in der Zukunft: die Geburt ihres Kindes.
Sie sprechen noch kaum Deutsch und wissen noch viel weniger als einheimische Schwangere, wie das alles ablaufen wird. Aber sie haben jetzt die Möglichkeit, an einem Vorbereitungskurs teilzunehmen – in arabischer Sprache.
Auf Mütter aufmerksam geworden
Geboren wurde die Idee dazu im Begegnungscafé in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld), in dem sich Flüchtlinge und Hilfswillige regelmäßig im evangelischen Gemeindehaus treffen. Da wurden die Frauen auf die Nöte der Schwächsten unter ihnen, die werdenden Mütter, aufmerksam und beschlossen, etwas zu tun.
Die Konstellation der Initiatorinnen war denkbar günstig. Denn die Ärztin Dr. Nagham Soda, die schon im Jahr 2000 zur Weiterbildung nach Deutschland kam, stammt selber aus Syrien, beherrscht also die arabische Sprache und verfügt zugleich über die medizinischen Kenntnisse. Auch ihre Kollegin Dr. Renate Weinhardt engagiert sich im Begegnungscafé und bemüht sich wie Hebamme Christine Gröschel und Stadträtin Angelika Griewing um die Flüchtlinge.
Da beide Ärztinnen an der Neurologischen Klinik tätig sind und Angelika Griewing verwandtschaftlich mit der Neuro verbunden ist, lag es nahe, dass ein solcher Geburtsvorbereitungskurs dort stattfinden und ehrenamtlich durchgeführt würde in einem Geist, den Dr. Nagham Soda mit „Mensch trifft Mensch“ charakterisiert.
Syrische Ärztin übersetzte Broschüre
Die syrische Ärztin übersetzte die Broschüre, die deutschen Schwangeren an die Hand gegeben wird, ins Arabische und blättert mit einem gewissen Stolz von hinten nach vorn – so wie es der arabischen Schreibrichtung von rechts nach links entspricht – in ihrem Werk. Sie spricht mit den Frauen über das Stillen, erklärt ihnen den Mutterpass, die Vorsorge-Untersuchungen, die es in Deutschland für die Neugeborenen gibt, widmet sich der Ernährung und Hygiene und beantwortet alle Fragen. Auf die Geburt selber geht Hebamme Christine Gröschel ein, ihre Dolmetscherin ist Dr. Soda. Natürlich bekommen die Frauen auch die Möglichkeit, den Kreißsaal in der Rhön-Kreisklinik kennenzulernen.
Aus dem ganzen Landkreis, aus Stockheim, Heufurt, Mellrichstadt, kommen die syrischen Schwangeren nach Bad Neustadt, Jemana ist mit ihrer kleinen Tochter Miral aus Sandberg dazugestoßen, um sich Rat für den Umgang mit dem Säugling zu holen und die Gemeinschaft mit den Schicksalsgenossinnen zu erleben. Dieses Bedürfnis ist bei den Frauen recht ausgeprägt.
Den Weg in die Neuro können sie finden, weil es in ihrer Nachbarschaft freundliche deutsche Menschen gibt, die sie nach Bad Neustadt fahren und die Wartezeit beispielsweise dazu nutzen, die Deutschkenntnisse der Familienmitglieder zu verbessern.
Noch dreimal findet dieser erste Kurs in arabischer Sprache statt, an den Donnerstagen 3., 10. und 17. März, Beginn ist jeweils um 16.35 Uhr. Die Anmeldung erfolgt über Frauenarzt Dr. Betcher oder unter Tel. 0171-1 49 48 05.