Am Beginn stand der Ausbau der B 279 zwischen Bad Neustadt und Gersfeld Anfang der 70er Jahre, wie Ewald Simon, einer der heutigen Aktivisten für den Bau der Straße, weiß. Damals waren zwei Varianten für eine Ortsumfahrung um Oberweißenbrunn im Gespräch. Doch das Dorf war gespalten. Die einen wollten die Nordumgehung, die anderen die Südumgehung. Schließlich setzten sich diejenigen durch, die den Verkehr weiterhin durch den Ort fließen lassen wollten.
Nach der Wende mehr Verkehr
Besonders nach der Grenzöffnung nahmen der Verkehr und auch die Zahl schwerer Unfälle stark zu. Mitte 1995 gründete eine kleine Gruppe mit Gustav Schrenk als Motor eine Bürgerinitiative für den Bau der Umgehungsstraße.
Im Unterschied zu den 70er Jahren waren sich die Oberweißenbrunner nun einig, auch die Wirte im Ort zogen mit, sodass bei einer Unterschriftenaktion im Mai 1995 rund 95 Prozent für die Umgehung stimmten. Weitere Aktionen sind ein Auftritt von Gustav Schrenk bei "Jetzt red I" im Bayerischen Fernsehen, eine Petition an den Petitionsausschuss des Landtages und eine Fahrt von Mitgliedern der Bürgerinitiative nach München, wo sie mit Staatssekretär Alfred Sauter und Landtagspräsident Hans Böhm verhandeln.
Planungen wieder aufgenommen
Diese Verhandlungen werden ein Erfolg: Die Planungen für die Ortsumgehung werden wieder aufgenommen. Doch das Verfahren schleppt sich hin. Erst Ende 1998 beantragt das Straßenbauamt die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens. Das Verfahren wird dann im Juli 1999 eingeleitet.
Das geht den Oberweißenbrunnern zu langsam. Im Sommer 2000 nimmt die Bürgerinitiative ihre Arbeit wieder auf. Elf junge Leute treffen sich im vierwöchigen Turnus. Im April 2001 findet der Erörterungstermin im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens statt.
Einen Wendepunkt bringt der Juli 2001. Bürgermeister Armin Lommel stellt den Kontakt zu Klaus Wild her. Der ist Mitglied eines Vereins, der sich für den schnellen Bau von Umgehungsstraßen einsetzt. Dieser Kontakt bedeutet eine Professionalisierung der Arbeit. Sie gibt sich mit POO einen Namen, informiert die Oberweißenbrunner mit Handzetteln, startet spektakuläre Aktionen und baut einen großen E-Mail-Verteiler auf, über den Politiker vom Bundespräsidenten über Bundestags- und Landtagsabgeordnete bis zum Landrat sowie Medien und die Mitglieder der Initiative ständig auf den neuesten Stand gebracht werden. Am 31. August 2001 ist es soweit. Bei einer Demonstration fordern 600 Teilnehmer die Umgehungsstraße. Eine Briefaktion an den Bundesverkehrsminister und eine Luftballon-Aktion folgen. Bei der Aktion Kunststück werden die Häuser an der Ortsdurchfahrt eine Woche mit Plakaten und Transparenten versehen.
Im Oktober 2001 findet durch Vermittlung von Susanne Kastner ein Treffen mit Staatssekretär Stephan Hilsberg im Verkehrsministerium statt. Er gibt die Zusage: Wenn die Baureife erreicht ist, gibt es das nötige Geld für den Bau der Straße.
Ende 2001 wird der Planfeststellungsbeschluss erlassen. Doch dann droht das Projekt zu scheitern, ein Anlieger will klagen. Durch Zugeständnisse kann die Klage abgewendet werden, damit herrscht ab April 2002 Baurecht. Es fehlt nur das Geld.
Das Geld ist da
Nach mehreren kleineren Aktion im Frühjahr 2002 mobilisiert POO noch einmal die letzten Kräfte und organisiert eine Demonstration. Wie POO-Sprecher Ewald Simon berichtet, trifft Susanne Kastner erst kurz vor Beginn ein, und die SPD-Abgeordnete hat die gute Nachricht dabei: Das Geld ist da, es kann gebaut werden. Der Jubel ist riesig.
Im September beginnen die Arbeiten an der Umgehungsstraße. Wenn man Ewald Simon nach dem Erfolgsrezept fragt, nennt der drei Faktoren: die Einigkeit im Dorf, die professionelle Strategie durch die Beratung von Klaus Wild und die moderne Technik. Schließlich mussten mehr als 20 000 E-Mails versandt werden.