(ahw) Für Rupert Wolf, Diplom-Forstwirt und Forstsachverständiger aus Saal an der Saale, und auch für Forstoberrat Hubert Türich, Abteilungsleiter im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt, war es ein Novum, einen Forstbetriebsplan in einer Bürgerversammlung vorzustellen.
Nachdem jedoch das Thema Wald immer wieder zwischen dem zuständigen Revierförster Matthias Schlund und einigen Gemeindevertretern zu kontroversen Diskussionen geführt hatte, nutzte Bürgermeister Martin Balling das breite öffentliche Forum, um die Ergebnisse der neuen Forsteinrichtung der Öffentlichkeit darzulegen. Rund 40 Bürger fühlten sich von dem Thema angesprochen.
„Die Forsteinrichtung ist eine auf 20 Jahre festgelegte Forstbetriebsplanung. Sie zielt darauf ab, nachhaltig zu wirtschaften und zeitnah zu handeln“, erläuterte der Forstsachverständige in seinem Vortrag. Da die Nachhaltigkeit zu den viel debattierten Punkten in Hendungen gehörte, legte Wolf besonderes Augenmerk auf die aktuellen Ergebnisse der jüngsten Waldbestandsaufnahme und verglich sie mit den Resultaten älterer Forstbetriebspläne.
Neue Waldstandortkarten
Gegenwärtig werden auch neue Wald-Standortkarten erstellt, die alle Informationen zusammenfassen.
Mit der Waldbewirtschaftung vor einigen Jahrzehnten habe die heutige Planung jedoch nicht mehr viel zu tun, erläuterte er dabei. Heute habe der Wald vielmehr multifunktionale Ansprüche. Zwangsläufig entstünden dabei auch Zielkonflikte. Deshalb gehöre es auch zu den Aufgaben einer Forsteinrichtung Kompromisse zu finden, so Wolf.
Wie der Forstexperte weiter erklärte, trafen sich, nachdem die neue Forsteinrichtung beschlossen war, die Hendunger Gemeinderäte schon Ende 2008 zu einem Grundlagen-Waldbegang. Im vergangenen Oktober nun folgte ein Informationsbegang. Die Auswertung der sich daran anschließenden Messungen erfolgte im Winter. Wie in den verschiedenen Waldgebieten verfahren und Bestände ermittelt wurden, zeigte der Forstsachverständige detailliert am Beispiel „Brünnleinsrain“ auf.
In den vergangenen Jahren ist im Hendunger Wald der Laubholzanteil durch „gewollte“ Naturverjüngung gestiegen. Auch was den Holzvorrat insgesamt betrifft, konnte Wolf die Befürchtungen um die Nachhaltigkeit des Hendunger Waldes entkräften. Hendungen habe trotz aller Unkenrufe mit knapp 100 000 Festmeter – das entspricht etwa 215 Erntefestmeter pro Hektar Wald – seinen Vorrat um ein Viertel gegenüber der Forsteinrichtung von 1986 vergrößern können. Damit habe Hendungen prozentual mehr zugelegt, als der bayerische und sogar bundesweite Durchschnitt.
Auch das Ergebnis der Eichenbestandsaufnahme habe selbst die Forstexperten überrascht. 1985 habe man 6000 Eichen mit einem Brusthöhendurchmesser von 48 Zentimeter und größer gezählt, jetzt sei der Eichenbestand auf 8000 angewachsen. Zudem wiesen 80 Prozent des Baumholzes B-Qualität und besser auf. Auf dem Hintergrund der Nachhaltigkeit sei dies ein gutes Ergebnis und deute auch darauf hin, dass die nachhaltige Bewirtschaftung des Hendunger Waldes in der Vergangenheit mehr als gelungen sei, unterstrich Wolf.
Weit unter dem Durchschnitt
Ferner konnte der Sachverständige die Befürchtungen eines zu hohen Holzeinschlages in den letzten Jahren entkräften. Der Holzeinschlag im Hendunger Wald liege weit unter dem Landes- wie auch unter dem Bundesdurchschnitt.
Zu den erklärten Zielen der neuen Forsteinrichtung für den Hendunger Wald zählt eine kontinuierliche Wertsteigerung der Holzvorräte, eine Fortsetzung der Pflegetätigkeit und die Stabilisierung der Bestände, erläuterte Wolf abschließend. Konkret bedeutet das eine Zunahme des Laub- und Edellaubbaumanteils. Hendungen soll auch weiterhin auf Buchen und Eichen setzen. Eine Verjüngung der Eichenbestände durch eine kostspielige Anpflanzung sei momentan nicht notwendig, da dies durch eine natürliche Verjüngung gewährleistet sei.