In einer bewegenden Feier wurde am Samstag am Großenberg eine Namenstafel auf dem Gedenkstein enthüllt, der an Mellrichstadts ehemaliges Panzergrenadierbataillon 352 erinnert. Die Plakette trägt die Namen der sechs im Dienst verstorbenen Soldaten von Mellrichstadts ehemaliger Garnison. Neben Bürgermeister Eberhard Streit nahmen zahlreiche Bürger aus Mellrichstadt und Vertreter des Kameradschaft- und Freundeskreises der Garnison an der Gedenkfeier teil.
Vielleicht wären die sechs getöteten Soldaten in Vergessenheit geraten, wenn nicht die Mellrichstädterin Erika Rust und ihre Söhne Jürgen und Hubertus die Initiative ergriffen hätten. Ihnen vor allem ist es zu verdanken, dass nun mit dem Gedenkstein die Namen weitergetragen werden. Die Rusts waren es auch, die mit einer Spende für die Anfertigung der Bronzetafel durch den Bildhauer Peter-Lorenz Emmert aus Elfershausen aufgekommen sind.
Für Erika Rust und ihre Söhne war diese Korrektur an dem bisher anonymen Totengedenkstein auch ein persönliches Anliegen. Denn Rusts Ehemann, Oberstleutnant Ernst-August Rust, Vater von Hubertus und Jürgen, war einst der Kommandeur der Garnison in Mellrichstadt. Er war am 8. Juni 1979 auf dem Heimflug mit dem Hubschrauber vom Truppenübungsplatz Putlos an der Ostsee zusammen mit seinem Kameraden, Oberleutnant Reinhold Drescher, und dem Piloten, Oberfeldwebel Klaus Masson, tödlich verunglückt. Der Absturz hatte sich am Berg Ith bei Eschershausen im Weserbergland ereignet. Auf dem Berg hatten die Mitglieder der dortigen Reservistenkameradschaft unter Mithilfe der Soldaten aus Stadtoldendorf bereits einen Gedenkstein für alle Soldaten errichtet, die bei dem Absturz umgekommen waren.
Von dieser Reservistenkameradschaft war nun eine Abordnung in Uniform bei der Neuenthüllung des Denkmals am Großenberg dabei. Zwei ihrer Mitglieder legten in kameradschaftlicher Solidarität an dem Gedenkstein einen Kranz nieder, zwei weitere hielten in Dienstuniform und mit brennender Fackel die Ehrenwache. Den musikalischen Rahmen gestalteten Musikanten der Mellrichstädter Stadtkapelle unter dem Dirigat von Klaus Mültner.
Oberstleutnant a. D. Gerhard Höhn aus Mellrichstadt, der Vorsitzende des Kameradschafts- und Freundeskreises der Garnison Mellrichstadt (KFG), begrüßte die Hinterbliebenen der tödlich verunglückten Soldaten des Bataillons. Sein Gruß galt auch Oberstleutnant Gnan und Hauptmann Berger vom Landeskommando Nord sowie Oberstleutnant Ketterer vom Kreisverbindungskommando Rhön-Grabfeld.
Der KFG-Vorsitzende erinnerte an den ursprünglichen Standort des Gedenksteins in der damaligen Hainberg-Kaserne. Nach deren Schließung wurde er an den Großenberg neben das Ehrenmal für die gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkriegs versetzt. Höhn würdigte auch die persönliche Leistung von Erika Rust, durch die diese Feier erst ermöglicht worden war.
„Dieser Tage geht in die Geschichte der Familie Rust ein“, sagte der stellvertretende Landrat Josef Demar. „Ihr Mann und die anderen im Dienst verstorbenen Soldaten der Garnison leben weiter in unseren Herzen“, versicherte er Erika Rust. Unter Beifall enthüllte dann Bildhauer Peter-Lorenz Emmert den Gedenkstein.
Den religiösen Akzent setzte Pfarrer i. R. Albert Leutbecher. Er führte an, dass es entmenschlichend ist, zu einer anonymen Nummer degradiert zu werden. Er rief die Anwesenden zu einem stillen Gedenken für die sechs Soldaten aus Mellrichstadt auf und erbat dann Gottes Segen in einem Gebet, an das sich das gemeinsam gesprochene Vaterunser anschloss.
Erika Rust dankte in ihrer Ansprache den Vertretern der Reservistenkameradschaft aus Eschershausen für ihr Kommen. Sie bedauerte, dass sie außer der Witwe des verunglückten Oberleutnants Reinhold Drescher nicht die Angehörigen der anderen Verstorbenen hatte ausfindig machen können – auch nicht mit Hilfe des Bundesverteidigungsministeriums. Sie hätte es begrüßt, wenn auch diese bei der Feier hätten anwesend hätten sein können. Der Gedenkstein erfülle nun die Aufgabe, an das Panzergrenadierbataillon 352 zu erinnern, und besonders auch an die Soldaten, die „im Dienst zur Erhaltung unseres Friedens und unserer Freiheit“ ums Leben gekommen sind. Mit der von allen gesungenen Nationalhymne und dem Soldaten-Gedenklied „Ich hatt‘ einen Kameraden“ klang die Feier am Großenberg aus.