Zu abendlicher Stunde fand der kleine Festakt am Bischofsheimer Marktplatz statt. So ungewöhnlich wie die Zeit, ein Dienstagabend um halb sechs mit vorbeibrummendem Feierabendverkehr, war auch die Situation der feierlichen Eröffnung des neuen Ausstellungsraumes namens "Vitrine" der Berufsfachschule für Holzbildhauer. Die Feierstunde fand auf dem Gehsteig vor dem hell beleuchteten Schaufenster statt.
Herwig Kemmerich, Lehrer und Kurator von Ausstellungen der Skulpturenschule, freute sich sehr, dass jetzt an diesem Ort – mitten in der Stadt – das Schaffen der Schule präsentiert werden kann. Hier möchte man Ausstellungsformate ausprobieren und auch an Projekten teilnehmen. Für Kemmerich ist das ein Bindeglied zum Schulgebäude am Schulberg. Anders als in den Anfangszeiten der damaligen Schnitzschule vor über 170 Jahren, als sich die Schule über den Verkauf von Schnitzarbeiten finanzieren musste, übernimmt heute der Landkreis die Finanzierung. "So können wir uns konzentriert auf die Lehre der Bildhauerei in ihren Grundzügen einlassen", betonte Kemmerich die gute Situation.
Viele Absolventen der Holzbildhauerschule bleiben in Bischofsheim
Für Manfred Markert, stellvertretender Bürgermeister, gehört die Holzbildhauerschule zu Bischofsheim, wie der Eiffelturm zu Paris oder der Tower zu London. Früher trug das Schnitzen von Schalen und Löffeln zum Lebensunterhalt in der Rhön bei, das habe sich heute zur Kunst hin gewandelt. Er stelle immer wieder erfreut fest, dass viele Absolventen der Holzbildhauerschule in Bischofsheim geblieben sind. Die Stadt sei es wert, dass sich hier eine Kunstszene bilde und stehe auch dahinter, ebenso wie der Landkreis Rhön-Grabfeld.

Markert wünscht sich sehr, dass der neue Ausstellungsraum auch neue Schülerinnen und Schüler anlocken möge. Als Geschenk für die Schule und deren Schüler hatte er eine gute Wahl getroffen und sinnigerweise einen Holzklotz vorgesehen, der aufgrund des Gewichtes noch beim ihm zu Hause sei. "Die Wilde Kirsche ist aus meinem Wald und mir tut es im Herzen weh, das zu verbrennen." Falls noch mehr davon gebraucht werde, sollte sich die Schule gerne bei ihm melden.
Regal für das Schaufenster wurde frisch gezimmert
Nachdem erst Ende November der Nutzungsvertrag mit dem Eigentümer zustandekam, den Herwig Kemmerich nicht nur als Lehrer der Schule, sondern auch in seiner Funktion als Vorsitzender des Fördervereines unterschrieb, ging es sehr schnell. In kürzester Zeit zimmerte Kemmerich ein Regal ins Schaufenster, das – passend zur Jahreszeit – adventskalenderartig mit Zahlentafeln bestückt wurde. Jeden Tag wird nun eine Zahl durch eine Skulptur, ein Relief oder ähnliches ersetzt.
Kemmerich kündigte an, dass übers Jahr unterschiedliche Ausstellungskonzepte umgesetzt und "diverse Versuchsballons" gestartet werden sollen. "Wir sind gespannt auf die Dynamik dieses Ortes und dieser Möglichkeit der Präsentation und Öffentlichkeitsarbeit, die für Einblicke in unseren Schulalltag sorgen wird!" Mit einer Handbewegung zerschnitt er das imaginäre Band zur Eröffnung der "Vitrine".
Im Anschluss lud er die Besucher, zu denen neben Schülerinnen und Schülern sowie Lehrerinnen und Lehrern auch ehemalige Schüler der Skulpturenschule gehörten, zu einem Besuch in die "Vitrine" und einem kleinen Umtrunk ein. Das Publikum blieb gerne noch etwas und es entspann sich das eine oder andere gute Gespräch.