Einen schönen Auftakt zum neuen Jahr nannte Karl Graf Stauffenberg den Brauch, dass die Schulkinder des Ortes am Neujahrstag am Schloss Irmelshausen ein Ständchen bringen und dafür das "Glücksbrot" bekommen, mit einem aufgebackenen Schweinchen als Glücksbringer. Nachdem im vergangenen Jahr alles wegen des Lockdowns abgesagt werden musste, konnte der Brauch in diesem Jahr – unter Einhaltung der Hygienebestimmungen – wieder durchgeführt werden.
Über die Ursprünge des Brauchs gibt es keine Aufzeichnungen
Nach einigen Jahren des Stillstands hat die Familie Stauffenberg auf Nachfrage der Dorfbewohner den Brauch im Jahr 2020 wieder aufleben lassen. Wie Karl Stauffenberg am Neujahrstag erwähnte, gibt es keine Aufzeichnungen über den Ursprung der Entstehung des jährlichen Brotgeschenks. Laut Kreisheimatpfleger Reinhold Albert wurde das Brot ursprünglich nicht von den Pächtern, wie viele Jahre üblich, sondern von den Schlossherren selbst verteilt. Auf ein Gelöbnis einer schwerkranken Baronin von Bibra soll das Verteilen des Glückbrots zurückgehen. Wenn sie wieder genesen würde, wollte sie jedes Jahr am Neujahrstag Brote an die schulpflichtigen Kinder verteilen, versprach sie. Sie wurde wieder gesund und gab die Verpflichtung an die nachfolgenden Generationen weiter.
Pächter übernahmen lange Zeit die Aufgabe der Schlossherren
Weil das Schloss jedoch im Winter oft unbewohnt war, übergaben die Schlossherren diese Verpflichtung an ihre Pächter vom benachbarten Gutshof, das war sogar bis in die 1960er Jahre Teil des Pachtvertrags. Zuletzt erfüllten Doris und Werner Schmutz sowie Tina und Sebastian Schmutz freiwillig diese Aufgabe, seit einigen Jahren war der Brauch dann eingeschlafen.

War es eine Hungersnot, die zu der Aktion führte oder die allgemeine Armut im Dorf? Man weiß es heute nicht mehr genau. Wie groß die Kinderschar damals war, kann man aus den in alten Rechnungen angegebenen Mengen schließen. 55 Pfund Weizen und 55 Pfund Roggen sollten von den Pächtern an den Bäcker geliefert und verarbeitet werden, in diesem Jahr reichte eine wesentlich geringere Menge aus für die 13 angetretenen Kinder. Gebacken wurden die Einpfünder diesmal von der Bäckerei Amthor in Waltershausen, weil der übliche Lieferant, die Bäckerei Bonsack in Römhild, geschlossen war. Eine Schablone für das Glücksschwein überließ der Bäcker seinem Vertreter.
Graf von Stauffenberg wünscht den Kindern einen unbeschwerten Schulbesuch
Zwei Lieder sangen die Kinder, die mit Franziska Schnaus fleißig geübt hatten, und sagten reihum ein Gedicht mit guten Neujahrswünschen auf. Dafür bedankte sich Stauffenberg und wünschte allen Kindern, dass sie in diesem Jahr unbeschwert in die Schule gehen können, ein Wunsch, der in früheren Jahren undenkbar gewesen war. Er wünschte auch, dass sich alle Freunde wieder treffen können, ohne Angst sich anzustecken oder dass die Polizei kontrolliert.
Rückblickend werden die Kinder feststellen, dass sie tapfer und mit Disziplin eine schwere Zeit verbracht und bewältigt haben. Dann verteilte er die Glücksbrote, ausgestattet mit Handschuhen und Maske. Er habe sich extra noch einmal morgens getestet, berichtete Stauffenberg. Bei Franziska Schnaus bedankte er sich für ihr Engagement und wünschte auch den begleitenden Eltern, die sich im Schlosshof eingefunden hatten, ein gutes neues Jahr.
