Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Bad Neustadt
Icon Pfeil nach unten

Neujahrsringel, Zwiggle, Glücksbrot

Bad Neustadt

Neujahrsringel, Zwiggle, Glücksbrot

    • |
    • |

    "Zwiggle, Zwiggle neues Jahr, lass mir a Zwiggle nei die Tasche fahr... Glücklich, glücklich neues Jahr, lass mer a Zwiggle nei die Tasche fahr, laß mich net zu lang steh, ich will noch a Häusle weiter geh." Elfriede und Robert Kirchner in Haselbach gehören zu denjenigen, die den Brauch des Zwiggle am Neujahrstag noch wach halten und beide kennen den Spruch, den es dazu in Haselbach gibt.

    Kurz vor dem Jahreswechsel backt Elfriede Kirchner wieder, damit sie diese Zwigglich, vorrätig hat, denn die Hausfrau ist sich sicher, dass die Kinder zum Neujahrswünschen wieder kommen - vor allem die Enkelkinder aus Oberelsbach.

    Ein Zwiggle, das ist eine Art kleiner Laib Brot. Dazu wird ein Hefeteig geknetet, Elfriede Kirchner gibt noch etwas Schweinefett dazu und Anis, sowie Milch. Danach wird dieser Teig zu kleinen Laibchen geformt und kommt für eine halbe Stunde in den Backofen. Und fertig ist das Haselbacher Neujahrszwiggle.

    Das besondere Neujahrsgebäck gibt es schon sehr lange, erklärt Elfriede Kirchner. In ihrer Kinderzeit, da wurde sogar noch der Gemeindebackofen dafür angeschürt. Bekommen haben die Zwigglich vor allem der Totengräber, der Schäfer, der Gänse- und Geißhirt, der Mesner und der Gemeindediener. Sie alle bekamen dazu noch ein Sieb voll Erbsen. Aber natürlich freuten sich auch die Kinder, die zum Neujahrswünschen gekommen waren, über das Gebäck.

    Robert Kirchner erinnert daran, dass man damals nicht so viel Geld hatte wie heute. Er selbst wuchs mit weiteren acht Geschwistern auf. Die Familie hatte eine Ziegenherde, kein Ackerland. Da sei man froh gewesen, wenn man beim Neujahrswünschen so ein Zwiggle bekam. "Es war eine ganz schlechte Zeit damals," sagt Kirchner. Auch wenn man heute dieses Gebäck eigentlich nicht mehr nötig hat, wollen die Kirchners, wie viele andere in Haselbach den Brauch des Zwigglebackens erhalten. "Wir haben es von unseren Eltern und Großeltern überliefert bekommen und wollen es auch weiter geben," sagen die Beiden.

    Ein uralter Brauch hat sich auch in Frickenhausen bei Mellrichstadt erhalten das so genannte Ansingen. Seit wann es diesen gesungenen Neujahrswunsch gibt, ist heute nicht mehr nachzuvollziehen. Ortssprecher Bruno Fuchs hat sich bei seinem Vater kundig gemacht und der wusste, dass diesen Brauch schon sein Großvater kannte. Früher seien allerdings nur der Bürgermeister, der Pfarrer, der Raiffeisenrechner und die Gemeinderäte angesungen worden. Heute kommt am Silvesterabend und am Neujahrstag jeder Bürger von Frickenhausen in den Genuss des Ansingens.

    Mitsingen darf übrigens jeder, so lange bis er heiratet. Früher sei es Pflicht gewesen, aber auch eine Ehre mitsingen zu dürfen - und man durfte länger aufbleiben. Heute ist das anders, so Johannes Friedrich von der örtlichen Burschenschaft. Es sei gar nicht mehr so einfach die Jugend für das Ansingen zu begeistern. Ihm selbst sei die Tradition aber ganz wichtig und deshalb bemühe er sich als "Vorsänger", dass möglichst viele mit dabei sind. Auch wenn dafür oft Überredungskunst nötig sei, wenn Jugendliche keine Lust haben mitzumachen und um Ausreden nicht verlegen sind. Wer dann aber dabei ist, dem mache es schon Spaß und Freude.

    Bislang ist dieser Brauch noch nicht ausgefallen und auch in diesem Jahr werden wieder mehr als 20 Burschen unterwegs sein, die Häuser besuchen, das alte Jahr verabschiedeten und das neue gesanglich begrüßen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden