Die Nachricht verbreitetet sich schnell: Pfarrer Friedrich Mehler ist am Samstag in Niederlauer gestorben. In dem Ort, in dem er mehr als 30 Jahre als Pfarrer und als Religionslehrer an der Realschule in Bad Neustadt tätig gewesen war. Die Beerdigung findet am Donnerstag in Niederlauer statt. Sie beginnt um 14 Uhr mit dem Requiem.
Friedrich Mehler wurde am 12. Februar 1938 in Würzburg geboren. Nach Schulzeit und Theologie-Studium wurde er am 27. Juni 1965 in der Michaelskirche in Würzburg von Bischof Josef Stangl zum Priester geweiht. Es folgten viele Stationen quer durch Unterfranken. Als Kaplan wirkte er von 1965 bis 1967 in Mömbris; von 1967 bis 1970 in Kirchlauter (Haßberge). 1968 wurde Mehler zum Gau-Kuratus der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) für das Dekanat Ebern berufen, 1972 zum Diözesankaplan der DPSG für die Jungpfadfinderstufe.
Einsatzgebiete quer durch Unterfranken
1970 übernahm er die Aufgaben des Pfarrverwesers in Wartmannsroth (Lkr. Bad Kissingen) und wurde 1971 zum Pfarrer bestellt. Als Pfarrverweser führte ihn 1979 schließlich sein seelsorgerischer Weg nach Niederlauer. Dort fand er seine zweite Heimat. Im Jahr 2000 wurde Friedrich Mehler zum Pfarradministrator bestellt. Von 2003 bis September 2012 war er als Pfarrer in Niederlauer tätig. Als Pfarrer im Ruhestand feierte Mehler 2015 sein 50-jähriges Priesterjubiläum.
Vielen ehemaligen Realschülern in und um Bad Neustadt ist der engagierte Pädagoge, der von 1979 bis ins Jahr 2000 an der Werner-von-Siemens-Realschule Bad Neustadt Religion unterrichtete, in bester Erinnerung. Ab 1980 hatte er auch die Aufgaben des Schulbeauftragten für das Dekanat Bad Neustadt übernommen. Markante Punkte seines Wirkens in Niederlauer waren vor allem die umfassende Sanierung der Kirche 1992 und die Neugestaltung des Kinderspielplatzes im Kindergarten gewesen.
Pfarrer i. R. Mehler, dem die Vermittlung der Werte und die Erziehung im christlichen Sinne stets eine Herzensangelegenheit waren, fand in seinen Predigten und in persönlichen Gesprächen offene, manchmal mahnende Worte „aus dem Leben für das Leben“. Diese Eigenschaft hatte ihm Niederlauers Bürgermeister Richard Knaier einmal attestiert.
Geheime Frohe Botschaften und Wissens-Quize als Nebenbeschäftigung
In seiner Freizeit las der humorvolle Priester gerne apokryphe Evangelien, wie er anlässlich seines 80. Geburtstags augenzwinkernd mitteilte. Er war ein erklärter Fan von Günther Jauchs Quiz „Wer wird Millionär“ und verfolgte mit seinem großen Wissensschatz interessiert „Gefragt – gejagt“, „Wer weiß denn so etwas“ und andere Quiz-TV-Formate. „Ich weiß zwar vieles, aber einmal selbst daran teilzunehmen, daran habe ich noch nie gedacht“, schmunzelte Mehler vor Jahresfrist.
Nicht fehlen durfte in seinem TV-Programm die amerikanische Sitcom „Big Bang Theory“, in „Youtube“ verfolgte er mit großem Interesse neue, bisher unbekannte Verschwörungstheorien. Nicht von ungefähr war Pfarrer Mehler ein eifriges Mitglied des „Vereins zur Verzögerung der Zeit“ der Universität Klagenfurt, deren Mitglieder sich dazu verpflichten, „innezuhalten und nachzudenken dort, wo blinder Aktionismus und partikuläre Interessen Scheinlösungen produzieren.“
Stets am Puls der Zeit - trotz der starken beruflichen Belastung
Der an den Gestaden der Saale und der Lauer geschätzte Pfarrer lebte zurückgezogen in seiner Wahlheimat Niederlauer, umgeben von vielen, vielen Büchern und mittels Fernsehen und Internet stets am „Puls der Zeit“. Bürgermeister Richard Knaier, der Pfarrer Mehler noch am Donnerstag die Neujahrsgrüße der Gemeinde überbracht hatte, sprach von einer engen Bindung, die zwischen Friedrich Mehler und seiner „Wahlheimat“ im Laufe der Jahrzehnte entstanden war. „Unser verstorbener Pfarrer hatte es trotz der starken beruflichen Belastung als Realschullehrer immer wieder verstanden, den Beruf an der Schule und die Seelsorge in der Gemeinde unter einen Hut zu bringen!“ Nicht nur Bürgermeister Knaier trauert um den beliebten Geistlichen. Die Beerdigung findet am Donnerstag um 14 Uhr in Niederlauer statt.