Auf der Leinwand flimmerten schwarz-weiß Bilder, dazwischen die entsprechenden Texte. "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens", ein Horrorfilm aus dem Jahr 1922, in einer ungewöhnlichen Aufführung mit Livemusik, Gesang und spannenden Filmszenen. Es war eine Filmpremiere, die der Filmkomponist Udo Langer und sein Partner Markus Spiethaler persönlich in Bad Königshofen präsentierten. Sie haben das Meisterwerk der Regie-Legende Friedrich Wilhelm Murnau mit ihren Klängen und Melodien neu entwickelt und die Besucher zum Mit- und Nachdenken angeregt.
"Der Film illustriert die Musik, nicht umgekehrt", sagt Udo Langer im Gespräch mit dieser Redaktion. Für die neu komponierte Musik der Band Klangfeder gab es im Dezember 2024 den Deutschen Rock-Pop Preis in der Kategorie "Beste Filmmusik des Jahres".
Das Bad Königshofener Publikum reagierte denn auch begeistert: "Der beste Krimi hätte nicht spannender sein können, obwohl kein Wort gesprochen wurde, war ich fasziniert." So fiel der Blick oftmals nicht nur auf den Film, sondern auf die Band. Da sah man Udo Langer, wie er dem großen Gong durch ein Abstreifen besondere Töne entlockte, er selbst zur Melodie das Pfeifen übernahm oder gekonnt dazu sang.
Auf einem kleinen Monitor konnte er den Film verfolgen und passend dazu die Musik spielen. "Die kann sich immer wieder einmal ändern, je nachdem wie ich es fühle." Auf jeden Fall eine gelungene musikalisch-filmische Show.

Lange haben er und Markus Spiethaler sich mit der Figur des Nosferatu auseinandergesetzt. Ist Nosferatu selbst ein Opfer? Besitzt er eine gequälte Kinderseele? Zwischen Dramatik, melodiöser Persönlichkeit, mit Ohrwurmqualität, vertiefen die Filmmusiker die Bilder, die Filmgeschichte geschrieben haben. Damit hat sich auch ein Wunsch von Udo Langer erfüllt, alte Filme neu zu vertonen. Zum Film selbst sagte er, dass dieser eigentlich mit Horror wenig zu tun hat. "Es ist eigentlich die geschundene Kinderseele im Körper eines Erwachsenen."
Sie haben ein Jahr lang an der Komposition gearbeitet
Ein Jahr haben er und Markus Spiethaler eine komplett neue Filmmusik komponiert. "Zwischen schwebenden Synthesizer-Klängen und Percussions, melodiösen Gitarrenriffs, zwischen Klangverfremdung und sensibler Zartheit gilt es, das Wesen einer Ikone der Filmgeschichte mit komplett neu komponierter Musik live und einzigartig neu zu entdecken," sagen die beiden Filmmusiker.
Vor einem Jahre war die Uraufführung, die hervorragend ankam, der Start in Unterfranken war nun Bad Königshofen. Die Vertonung eines Stummfilms sei nicht so einfach. Man sehe die Bilder und überlege dann, was musikalisch dazu passen würde. Da gab es Sequenzen, als zum Beispiel Pferdegetrappel zu hören sein musste, ein rauschender Wald oder das Knarzen von alten Türen.
Lachend sagt Udo Langer mit Blick auf seine Instrumente, dass er sich manches Mal ganz schön verbiegen muss, um rechtzeitig alle Instrumente zu erreichen. Oft komme es auch auf die Stimmung im Saal an, auf die man musikalisch reagiert.
Die Besonderheit des Abends war am Ende die Auflösung verschiedener Fragen, zum Beispiel, wer denn eigentlich der "Gebieter" im Film war und was es mit den Ratten in den Särgen auf sich hatte. Für die Musiker steht fest, dass der Film die Leute therapiert, denn der Film rege zum Nach- und Mitdenken an und zeige die Zerbrechlichkeit eines Menschen und wie er so wurde.