Die Sozialdemokratische Partei Mellrichstadts ist die älteste politische Partei der Stadt. Darauf weist SPD-Ortsvorsitzender Matthias Kihn hin, da sich am 8. August der Tag der ersten schriftlichen Erwähnung des „Ortsvereins Mellrichstadt“ zum 96. Mal jährte.
Vom 8. August 1919 ist der Zeitungsausschnitt, den die SPD Mellrichstadt in ihren Unterlagen als ältesten Beleg für die politische Arbeit eines Ortsvereins in der Stadt vorweisen kann. „In der kurzen Notiz, die Mitglieder der SPD bei Recherchen im Zeitungsarchiv fanden, wird auf eine Mitgliederversammlung am 10. August 1919 hingewiesen“, erklärt SPD-Ortsvorsitzender Matthias Kihn.
Stolz auf die Vorgänger
„Kein halbes Jahr nach Ende des ersten Weltkrieges gab es in Mellrichstadt bereits wieder einen funktionierenden SPD-Ortsverein, der sich in der Weimarer Republik an der öffentlichen Willensbildung beteiligte – darauf sind wir als heutiger SPD-Ortsverein natürlich sehr stolz.“
Getreu dem Leitspruch „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“, welches mit August Bebel einem der Begründer der Sozialdemokratie zugesprochen wird, hatte sich die Vorstandschaft des SPD-Ortsvereins Mellrichstadt ans Werk gemacht, die eigene Geschichte zu entdecken.
Da die eigenen Unterlagen lediglich bis in die 1970er-Jahre zurückreichten, wurde das Zeitungsarchiv durchforstet. Neben zahlreichen Wahlergebnissen und Wahlversammlungen, bei denen allerdings nicht eindeutig zu klären war, ob ein eigenständiger Ortsverein oder die Parteiführung aus Schweinfurt einlud, war es die Meldung vom 8. August 1919, die erstmals den Ortsverein als eigenständige Gliederung der Sozialdemokratie bestätigte. Für den 10. August 1919 informierte die Vorstandschaft über eine Mitgliederversammlung, bei der im Hotel „Grüner Baum“ ein Vortrag durch den Referenten Georg Göppner angesetzt war. „Im Interesse der Wichtigkeit wird von Seiten der Arbeiterschaft zahlreiches Erscheinen erwünscht“, heißt es abschließend in der Anzeige.
Sozialdemokratische Fahne
„Diese Einladung der SPD Mellrichstadt von August 1919 zeigt, dass nach Sozialistengesetzen, Isolierung der Sozialdemokratie im Kaiserreich und den Wirren des ersten Weltkriegs bereits rasch nach Ende des Krieges wieder Bürger aus Mellrichstadt die sozialdemokratische Fahne hissten“, erläutert SPD-Mann Kihn. „Für uns als heutige Vertreter unserer Partei ist dies ein Grund des Stolzes und Aufforderung zugleich, unsere Grundwerte Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität selbstbewusst und mutig zu vertreten.“
Aktuell Entwicklungen
Der SPD-Kreisvorsitzende René van Eckert, ebenfalls Mitglied der Mellrichstädter SPD-Führung, ergänzt, dass gerade auch die heutige Zeit ein Eintreten für die Grundwerte der SPD fordert: „Die aktuelle Flüchtlingsentwicklung und die Anforderung, auch als Mellrichstädter hier unseren Beitrag zu leisten und für eine offene, tolerante Gesellschaft einzutreten, beweist dies eindrücklich. Unser Antrag im Kreistag für ein Willkommens- und für ein Sozialticket ist praktischer Ausdruck dieser Politik.“
Der SPD-Ortsverein möchte die fehlenden Zeiten seiner Geschichte erkunden. Wenn jemand eigene Unterlagen oder die der Eltern und Großeltern besitzt, die von Aktivitäten der SPD in Mellrichstadt zeugen, würde sich der SPD-Ortsverein freuen, diese einsehen zu können.