Aus dem jungen Kaplan ist inzwischen Privatdozent Pfarrer Dr. Pedro Müller geworden und als solcher wurde der 47-Jährige mit Wirkung vom 14. Dezember 2006 zum neuen Ökumene-Referenten für die gesamte Diözese ernannt.
Bei der Sitzung der diözesanen Ökumenekommission in Würzburg wurde ihm nun offiziell die Aufgabe des Ökumenereferenten der Diözese Würzburg übertragen. Müller folgt Dr. Rainer Dvorak nach, der als stellvertretender Leiter der Katholischen Akademie Domschule jetzt auch für "Theologie im Fernkurs" verantwortlich ist.
Gegenüber Bernhard Schweßinger vom bischöflichen Ordinariat Würzburg (POW) formulierte Pedro Müller seine Vorstellungen von Ökumene und skizzierte seine neuen Aufgaben.
"Von seiner Herleitung her meint ja der Begriff Ökumene ursprünglich den ganzen bewohnten Erdkreis. Insofern ist im christlichen Kontext an die Gesamtheit aller Christen gedacht, die unter den liebenden Augen Gottes wohnen wollen. Für mich ist der Begriff ökumenisch ein anderes Wort für katholisch - freilich nicht im konfessionellen Sinn".
Noch transparenter werde der begriff, wenn man den Versuch wage, Kindern ökumenisches Verhalten zu erklären. "Ihr wollt gemeinsam spielen. Sucht euch Spielregeln, die ein gutes, faires Spiel in Freude möglich machen, ohne dass ihr jemanden ausgrenzt", so Müller. Auch mancher Erwachsene könne sich so die Ökumene bildlich vorstellen.
Ökumene ist vielschichtig
Als Pfarrer hat Müller die Ökumene bisher nur aus Perspektive der Gemeinden erlebt. Jetzt liegt es an ihm neue Schwerpunkte zu setzen.
"Oft wird Ökumene nur als bilaterale Zusammenarbeit wahrgenommen, also zwischen evangelischen und katholischen Christen. Bei meinen ersten Kontakten, beispielsweise auf Ebene der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), ist mir erneut aufgefallen, dass Ökumene ein multilateraler Vorgang ist und ein entsprechend vielschichtiger Prozess. Ich möchte die vielfältigen Kontakte knüpfen und stärken, dafür Verständnis wecken und außerdem das Prozesshafte des ökumenischen Bemühens bewusst machen. Eine "Hau-Ruck-Ökumene" hilft niemandem weiter", so Müller.
Es seien vor allem die persönlichen Begegnungen und daraus resultierende Freundschaften mit anderskonfessionellen Christen und Seelsorgern, die ihn hinsichtlich des Gelingens einer Ökumene optimistisch stimmen. "Einander in die Augen zu schauen und ehrlich miteinander zu sprechen lässt niemals einen bitteren Geschmack zurück. Ein aktuelles Hoffnungszeichen war für mich die Begegnung zwischen Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel und Papst Benedikt XVI. in der Türkei. Hier wächst die Hoffnung, dass Einheit möglich ist".
"Eine Hauruck-Ökumene hilft niemandem weiter"
Pfarrer Pedro Müller, Ökumenebauftragter der Diözese
Ökumene sei ein prozesshaftes Geschehen in dessen Verlauf es viel zu lernen gebe. "Zu diesem Lernprozess gehört meines Erachtens dazu, dass wir voneinander lernen, dass wir verstehen, warum manches bei den Anderen anders ist. Freilich haben wir noch viele Ressourcen, die wir ökumenisch nützen könnten, die aber zuweilen brach liegen. Ich denke an die gemeinsamen Bibelkreise, die es einmal gab und die vielerorts wieder eingeschlafen sind. Ich denke an die karitativen, diakonischen Projekte, die gut zusammen gehen und auch Ansporn sein können für einen inhaltlichen Dialog über Glaubensfragen und darüber, wie Christsein - durchaus miteinander - gelingt.
Auch konfessionsverschiedene Ehen seien bei allen Problemen, die entstehen können auch eine Chance, schon im Kleinen gemeinsam Kirche zu sein, die Einheit zu leben oder es zumindest zu versuchen. "In der Praxis kommt es leider zu häufig vor, dass der religiöse Austausch zwischen den Partnern eher ausgeblendet wird, weil man die eigenen Glaubensquellen zu wenig kennt. Dann verstummt das Christsein, gerade in der Begleitung der Kinder".
Den gegenwärtigen Stand der Ökumene beurteilt Müller mit einer gewissen Skepsis. "Wir scheinen momentan bilateral in einer Phase zu sein, die etwas 'winterlicher' erscheint als noch vor Jahren. Das liegt meines Erachtens an Irritationen, die von beiden Seiten ausgelöst wurden. So manche theologische Diskussion sei da nicht nur hilfreich gewesen. "Ich finde aber, solche Irritationen sind durchaus normal. Man sieht daran, dass die Themen in ihren viele Facetten noch stärker diskutiert gehören. Wichtig ist es, im Gespräch zu bleiben und so die irritierenden Punkte genauer zu klären".
Ökumene lebt in den Gemeinden
Bernhard Schweßinger vom POW wollte wissen, welches konkrete ökumenische Projekt Müller im kommenden Jahr angehen will.
Müller: "Aus dem Blickwinkel meiner Einarbeitungsphase ist eine Antwort auf diese Frage nicht gerade leicht. Ein Ziel meiner Arbeit ist sicher, die Ökumene als eine der wichtigsten kirchlichen Aufgaben vorzustellen. Das geschieht in den Gremien, aber auch vor Ort, in den Dekanaten oder Pfarreiengemeinschaften. Das Bewusstsein für diese Notwendigkeit soll zum Beispiel in den Monaten April und Mai 2007 durch einen 'Grundkurs Ökumene' in der Domschule in Würzburg geweckt werden. Ich kann mir auch vorstellen, dass wir in der Ökumenekommission Richtlinien für die ökumenische Praxis in den neuen Pfarreiengemeinschaften erarbeiten werden.
Zur Person
Pfarrer Dr. Pedro Müller
Müller wurde am 16. Dezember
1959 in Fulda geboren. 1985 emp-
fing er die Priesterweihe in Würz-
burg. Seine Kaplanszeit verbrachte
er in Bad Königshofen, Unterstein-
bach und Marktheidenfeld. Von
1988 bis 2000 war er Pfarrer in
Großlangheim und von 1995 bis
2000 zusätzlich Pfarrer von Rödel-
see und stellvertretender Dekan
für das Dekanat Kitzingen. Von
1988 bis 1995 war er auch Deka-
natsjugendseelsorger für das Deka-
nat Kitzingen und von 1990 bis
1995 auch Seelsorger der Katholi-
schen Landjugendbewegung (KLJB)
für den Landkreis Kitzingen. 2000
wurde er zur Fertigstellung seiner
Habilitation freigestellt. 2003
wurde er zum Pfarradministrator
der Pfarrei Esselbach im Landkreis
Main-Spessart ernannt, nach dem
Amtsantritt Bischof Hofmanns zum
Pfarrer. Zum 1. September 2006
ernannte ihn Bischof Hofmann
zum Ökumenereferenten der
Diözese Würzburg. Ab 1. Februar
2007 wird Müller außerdem mit
einer halben Stelle als mitarbeiten-
der Priester in der zukünftigen
Pfarreiengemeinschaft Erlabrunn,
Zell und Margetshöchheim wirken.