Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Bad Königshofen
Icon Pfeil nach unten

BAD KÖNIGSHOFEN: Ohne Frauenbefreiung kein Frieden

BAD KÖNIGSHOFEN

Ohne Frauenbefreiung kein Frieden

    • |
    • |
    Mariam Nohzat (links) und Nilofar Feizy trugen im Weinkeller des Schlundhauses Gedichte von Hafis vor – in persischer Originalsprache und auf Deutsch, passend zur Lesung aus dem neuen Buch von Khaled Hosseini durch Ela Schiller-Eggerath.
    Mariam Nohzat (links) und Nilofar Feizy trugen im Weinkeller des Schlundhauses Gedichte von Hafis vor – in persischer Originalsprache und auf Deutsch, passend zur Lesung aus dem neuen Buch von Khaled Hosseini durch Ela Schiller-Eggerath. Foto: FOTO regina vossenkaul

    Zunächst jedoch ging es um die Geschichte des Mädchens Mariam, erzählt in dem in Kürze im Handel erhältlichen zweiten Buch des bekannten Autors Khaled Hosseini, der mit seinem ersten Buch „Drachenläufer“ bereits sehr erfolgreich war. In den USA, wo der Doktor der Medizin mit seiner Familie lebt, stand es monatelang auf Rang eins der meistverkauften Bücher.

    Sein zweiter Roman „Tausend strahlende Sonnen“ schildert das Schicksal eines unehelich geborenen Mädchens in Afghanistan, das mit seiner Mutter ein einsames und isoliertes Leben fernab jeder Schulbildung in einer kleinen Hütte führt. Einziger Lichtblick sind die Besuche des Vaters, der drei Frauen und neun eheliche Kinder hat – ein leichtlebiger, unzuverlässiger Mensch, wie Mariam feststellen muss, als sie an ihrem Geburtstag zum ersten Mal einen wirklichen Wunsch äußert: einen Kinobesuch. Als er zum verabredeten Zeitpunkt nicht auftaucht, verlässt sie die Hütte ihrer Mutter, läuft in die Stadt, wird aber von ihrem Vater nicht ins Haus gelassen und verbringt die Nacht vor der Tür.

    Nach Hause zurück gebracht, wartet der nächste Schock: Ihre Mutter hat sich erhängt. Ihr Vater und dessen Frauen finden schnell eine neue Perspektive für die 15-Jährige: Sie soll einen Mann aus dem fernen Kabul heiraten, dann sei sie versorgt, hieß es. Der unbekannte Ehemann entpuppt sich als Sadist, der sich schließlich eine zweite Frau nimmt, weil Mariam keine lebenden Kinder bekommt. Frau Nummer zwei wird nach ersten Kämpfen eine echte Freundin, aber aus der Ehe kann sich Mariam nur durch einen Mord befreien, das bedeutet für sie in der damaligen Zeit die Todesstrafe.

    Einer bei der Lesung anwesenden Afghanen bestätigte, dass es zum Beispiel üblich war, solche Hinrichtungen zur „Belustigung“ in der Halbzeitpause eines Fußballspiels zu vollziehen. Wahid Feizy, ein seit mehreren Jahren in Bad Königshofen lebender Afghane, erzählte von der wechselvollen Geschichte seines Heimatlandes. Heute herrschten Armut und Terror dort, viele Menschen seien auf der Flucht. Die eigentlichen Herren des Landes seien die Drogenbarone, denn 90 Prozent des Opiums auf der ganzen Welt werde aus Afghanistan bezogen. „Sie haben ein Interesse an den instabilen Verhältnissen im Land, denn so können sie ungestört ihren Geschäften nachgehen“, so Feizy. Weder die Kriegsfürsten noch das Heer wären momentan in der Lage, für geordnete Verhältnisse zu sorgen. Die dort stationierten ausländischen Schutztruppen hätten sich hinter Absperrungen verschanzt, die Botschafter gingen kaum vor die Tür. Trotzdem wäre es falsch, die ausländischen Truppen abzuziehen. Die Situation der Frauen ist unterschiedlich je nach Religionszugehörigkeit und ländlicher oder städtischer Umgebung. Auch der Koran kennt die Ehescheidung, allerdings hat eine Frau, die keine Schule besucht und keinen Beruf erlernt hat, nur wenig Chancen. „Ohne Frauenbefreiung gibt es keinen Frieden,“ meinte einer der Verwandten von Wahid Feizy dazu.

    Hingewiesen wurde auf die reichen kulturellen Wurzeln, auf die vielen religiösen, aber offenherzigen Menschen, die gegen archaische Strukturen kämpfen. Als Beispiel trugen Mariam Nohzat, die gerade ihr Abitur bestanden hat, und Nilofar Feizy, Studentin im Fach Kunststofftechnologie, in Persisch und Deutsch Gedichte von Muhammad Schams Ad-Din Hafis vor, einem Dichter, der im 14. Jahrhundert lebte und der Goethe zu seinem „West- östlichen Divan“ inspiriert hat.

    Daten & Fakten

    Khaled Hosseini Das Buch „Tausende strahlende Sonnen“ von Khaled Hosseini beinhaltet zwar eine fiktive Geschichte, der politische und gesellschaftliche Hintergrund entspricht jedoch der Realität. Khaled Hosseini wurde 1965 in Kabul als Sohn eines Diplomaten geboren, die Mutter unterrichtete Persisch und Geschichte. Die Familie verließ das Land 1976, als der Vater eine Stelle in Rom erhielt, 1980 emigrierte sie in die USA. Dort lebt der Mediziner Hosseini mit seiner Familie.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden