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MELLRICHSTADT: Organist Ronny Krippner: Very british - very good!

MELLRICHSTADT

Organist Ronny Krippner: Very british - very good!

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    Sorgte für emotionale Klänge: Ronny Krippner hatte ein anspruchsvolles Programm mit Musik aus der Feder britischer Komponisten mitgebracht.
    Sorgte für emotionale Klänge: Ronny Krippner hatte ein anspruchsvolles Programm mit Musik aus der Feder britischer Komponisten mitgebracht. Foto: Foto: Tanja Heier

    Längst ist der von Peter Rottmann initiierte Rhöner-Orgelsommer ein Muss für Klassikfans. Unter der Regie des Regionalkantors gibt es heuer zum 7. Mal die Möglichkeit, auf „Konzertreise zu den schönsten Kirchenorgeln in den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld“ zu gehen.

    Ein besonderes „Schmankerl“ präsentierte der gebürtige Oberfranke Ronny Krippner am Sonntag in der Mellrichstädter Stadtpfarrkirche. Der Organist, der in England lebt und arbeitet, spielte ausschließlich Werke aus seiner Wahlheimat; es wurde also „Very british!“

    Eine Orgel und ihr Meister

    Ein klassisches Konzert braucht, neben interessiertem Publikum, zwei Dinge: eine imposante Orgel und jemanden, der sie zu spielen versteht. Der Beitrag im Rahmen des Orgelsommers vereinte beides wundervoll. Das besondere an der Hey-Orgel ist die Positionierung: Auf drei Stellen im Raum verteilt, wird quasi ein 3-D-Klangerlebnis möglich. Mit Ronny Krippner hatte das Schmuckstück seinen Meister gefunden. Der 37-Jährige zog im doppelten Wortsinn alle Register; er präsentierte den Besuchern Auszüge aus Barock, Romantik und Moderne.

    Pfarrer Thomas Menzel versprach den Zuhörern zuvor ein „außergewöhnliches Konzertgeschenk“. Damit hatte der Geistliche, der den Künstler aus Studienzeiten kennt, nicht übertrieben.

    Den furiosen Auftakt bildete die „Toccata and Fantasia in D Minor op. 57“ von Charles Villiers Standford. Dieser wurde als Sohn eines wohlhabenden irischen Anwalts in Dublin geboren und war an Klavier und Orgel ein talentiertes Wunderkind.

    Mitreißend erklang im Anschluss die „Folk Tune“; im Kontrast dazu stand William Boyces „Voluntary in D Major“. Krippner brachte Larghetto und Vivace zu Gehör. Märsche werden meist von Orchestern gespielt. Der „Imperial March“ und der „Ceremonial March“ standen der Königin der Instrumente jedoch nicht schlecht zu Gesicht. Fröhlich wippten die Füße in den Bankreihen mit. Was der Inhalt von „Master Tallis' Testament“ besagt, weiß man nicht. Wohl aber, wie es klingt. Das gleichnamige Stück von Herbert Howells hatte es in sich. Zunächst mochte man meinen, die Melodie käme von draußen. Ein Umstand, welcher genannter Orgelpositionierung geschuldet ist. Langsam wurden die Töne lauter und durchdrangen das Kirchenschiff.

    Simon Preston, geboren 1938, war der jüngste Komponist im Reigen der dargebotenen Meister. Sein „Alleluyas“, modern und gewöhnungsbedürftig, hat zweifelsfrei das Potenzial zur musikalischen Untermalung einer dramatischen Filmszene. Das Publikum wirkte durchaus erleichtert, als der letzte Ton verhallt war. Nach jenem außergewöhnlichen Stück schien Percy Whitlocks „Salix“ erholsam. Ruhig und getragen war es ein Ausgleich zur noch im Raum schwebenden Unruhe. Lange sollte es allerdings nicht dauern, bis es dem Künstler erneut gelang, aufzuwühlen – musikalisch betrachtet versteht sich. Joseph Jongens „Toccata in D Flat Major op. 104“ ließ die Orgel bisweilen in extrem hohen, schrillen Tonfrequenzen erschauern.

    Ronny Krippner hatte immer schon eine Vorliebe für die anglikanische Kirchenmusik. So ist es kein Wunder, dass ihn sein beruflicher Weg nach England führte. An der Universität Exeter vertiefte er sein Können in den Fächern Orgel und Chorleitung. Später ging der 37-jährige an die Kings College School im Londoner Stadtteil Wimbledon. Ein beschäftigter Mann also, der es schaffte, durch sein Spiel geballte Emotionen zu erzeugen. Tosender Applaus zeigte, dass das Publikum dieses anspruchsvolle Repertoire zu schätzen wusste.

    Zarte Versöhnung

    Die erste Zugabe versöhnte mit sanften und zarten Klängen. Da die Zuhörer längst noch nicht genug hatten, folgte als „Rausschmeißer“ Robert Prizemans „Songs of Praise Toccata for Organ“, geschrieben als Thema-Musik für das BBC-Fernsehprogramm. Mit dieser fröhlichen Hymne entließ Ronny Krippner sein Publikum in den Sommerabend.

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