Wie in den katholischen Kirchen beginnen die Feierlichkeiten der Karwoche auch in indischen Kirchengemeinden mit dem Palmsonntag. Der Gründonnerstag beinhaltet die Fußwaschung und die Abendmahls-Feier. Dem schließt sich das Pesaha-Fest an. Die indische Gemeinde in Bad Neustadt feierte den Gottesdienst in der Mühlbacher Kirche. Pfarrvikar Johnson Thottathil, der mit den Pfarrern Jins Kannamkulathel und Antony Vettiyanickal am Altar stand, übernahm nach der Predigt die Fußwaschung an zwölf Männern. Dies im Hinblick auf das letzte Abendmahl, bei dem der biblischen Überlieferung zufolge Jesus die Füße seiner zwölf Jünger wusch.

Der Gottesdienst am Gründonnerstag endete mit dem Übertragen des Allerheiligsten an einen Seitenaltar der Mühlbacher Kirche. So wie es auch in den katholischen Kirchengemeinden üblich ist. Danach waren die Kirchenbesucher zum Pesaha-Fest in den Pfarrsaal des Mühlbacher Pfarrhauses eingeladen. Hier segnete Pfarrvikar Johnson zunächst die Brote, bevor diese in kleinen Stückchen an die Gemeinde weitergegeben wurden. Der Pfarrvikar erklärte, dass dieses Pesaha-Fest eine bedeutende Tradition in der syro-malabarischen Kirche habe: "Es hat eine tiefe spirituelle Bedeutung und ist eng mit dem letzten Abendmahl von Jesus Christus verbunden."
Das "Pesaha Appam" habe seine Wurzeln im Alten Testament und wird bis heute als Erinnerung an das Passahfest gefeiert. Dieses feiern die Juden als Erinnerung an ihre Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. Belegt ist dabei, dass sie ungesäuertes Brot als Zeichen des Dankes für die Befreiung aßen, allerdings in Eile waren.
Pfarrer Johnson segnete in Mühlbach die besonderen Brote
Bis heute bereitet die syro-malabarische Gemeinde während der Pesaha-Feier eine spezielle Art von ungesäuertem Brot, genannt "Pesaha Appam" zu. Pfarrvikar Johnson erläutert: "Es wird aus einer Mischung von Reismehl, Kokosnuss, Wasser und Salz und in Bananenblätter gewickelt, gebacken". Dafür werden Bananenblätter aus Indien verwendet.
In den Teig werden kreuzförmige Vertiefungen gedrückt. Sie sollen auf das Leiden und die Kreuzigung Jesu verweisen. Traditionell versammelt sich die Familie am Abend des Gründonnerstags um den Tisch, um das Pesaha Appam durch den Vater oder einen angesehenen älteren Mann segnen zu lassen. Das übernahm in Mühlbach Pfarrer Johnson, der auch ein Kreuz auf die Brote zeichnete. Danach wurde es in Stücke gebrochen und an alle Anwesenden verteilt. "Es gehört dazu, dass jeder einen Bissen von dem Pesaha Appam nimmt, um sich damit an das letzte Abendmahl von Jesus Christus zu erinnern."

Es gibt nur vegetarisches und bitteres Essen
"Bewusst wird seit einigen Jahren diese Pesaha Fest der indischen Gemeinden in Bad Neustadt gemeinsam im Pfarrheim nach dem Gottesdienst zum Gründonnerstag gefeiert", sagt Pfarrvikar Johnson. Die meisten jungen indischen Christen hätten keine Familie in Deutschland und deshalb würden sie sich gemeinsam im Pfarrsaal treffen, um dieses traditionelle Fest zu feiern. Der Karfreitag ist der Tag der großen Stille, es gibt kein Glockengeläut und es wird gefastet: "Es wird nur vegetarisch und Bitteres gegessen, um an das Leiden Christi zu erinnern."
Geist und Körper sollen mit einbezogen werden. Der Karfreitag wurde in der indischen Gemeinde in Mühlbach morgens mit der Karfreitagsliturgie und dem Kreuzweg begangen, der Karsamstag sah um 21 Uhr die Auferstehungsfeier in der Mühlbacher Kirche vor.