Im Jahre 1909 gegründet, pflegt der Gesangverein Liederkranz seit nunmehr 110 Jahren den guten Ton weit über die Grenzen des Rhönstädtchens hinaus. Das Jubiläum hat man am Samstagabend im Saal der Gaststätte "Zur Erholung" mit einem bunten Programm gefeiert.
Gestaltet wurde der Abend vom gemischten Chor des Liederkranz, seinem Frauenchor und dem noch jungen Ensemble Vierpluseins sowie vom Ostheimer Patenverein Liedertafel , einer Formation der Stadtkapelle Ostheim und den gemischten Chören der Sängervereine Stockheim, Mellrichstadt und Michael Schneider (Klavier).

Dass es um den Nachwuchs beim Liederkranz derzeit gut bestellt ist, zeigte sich nicht nur in den gesanglichen Darbietungen, sondern auch daran, dass mit Dominik Saalbach, Kai Hopperdietzel und Michael Herda auch drei junge Sänger die Moderation übernommen hatten. Ihre sympathische, lockere und charmante Art kam bei den Gästen gut an.
Musik war Trumpf
Eröffnet wurde der Liederreigen vom Ensemble der Stadtkapelle mit "Mit Musik ist Trumpf" nach einem Arrangement von Stadtmusikmeister Walter Bortolotti. "Musik ist Trumpf" sollte auch das Motto des Abends sein. "Singen tut gut" – so hatte es die stellvertretende Vorsitzende Ute Sternberger in ihrem Grußwort formuliert. Das galt an diesem Abend ebenso fürs Zuhören. Die Sängerinnen und Sänger begeisterten mit einem fröhlichen, unbeschwerten, aber gleichsam anspruchsvollen Programm, bei dem sie die Vielseitigkeit und große Bandbreite ihres gesanglichen Könnens unter Beweis stellten. Gelungen ergänzt wurden die Gesangs-Darbietungen durch die Blasmusikstücke.

"Musik liegt in der Luft" – damit umschrieben die Damen und Herren des Liederkranz vortrefflich die Stimmung des Abends. Der gemischte Chor der Gastgeber erfreute unter anderem mit dem "Weinseligen Abend", der Sängerverein Cäcilia Stockheim mit dem feierlichen "Halleluja", der Männergesangverein Liedertafel mit "Die Welt ist voll Musik", der gemischte Chor aus Mellrichstadt mit "Signum" und die Stadtkapellen-Musiker mit "Wien bleibt Wien".
"Vierpluseins" und Frauenchor überzeugten auf ganzer Linie
Besondere Erwähnung verdienen zweifelsohne das Ensemble "Vierpluseins" und der Frauenchor des Jubelvereins. Die junge Formation überzeugte mit ihren Darbietungen wie "Somewhere over the rainbow" und "What a wonderful world". Brillant war auch der Frauenchor. Ganz gemäß dem Schlager "Für Frauen ist das kein Problem" gaben sich die Damen ganz selbstbewusst und versprühten ihren weiblichen Charme.
Grußworte durften bei solch einem Jubiläum natürlich nicht fehlen. Erst im vergangenen Jahr hatte man in Ostheim 175 Jahre Liedertafel feiern können und nun stand mit dem 110. Gründungsfest des Liederkranzes ein weiteres stolzes Chor-Jubiläum an. Landrat Thomas Habermann stellte in seiner Rede den hohen Wert des Gesangs als Kulturgut heraus, griff die Freude am gemeinschaftlichen Singen auf und würdigte besonders die Verdienste des Liederkranz in den vergangenen 110 Jahren.

Bürgermeister Ulrich Waldsachs war sichtlich stolz über die Tradition des Chorgesangs in seiner Stadt. Ostheim könne sich glücklich schätzen, gleich zwei so aktive Gesangsvereine zu haben, so das Ortsoberhaupt. Viel habe sich in 110 Jahren verändert, aber die Freude am gemeinsamen Singen sei ungebrochen, stellte Waldsachs fest, der in seiner Rede das rege Vereinsleben würdigte: "Ostheim wäre ohne den Liederkranz sehr viel ärmer." Er sprach zudem lobend über das gute Miteinander, das man mit der Liedertafel pflegt.
Rivalitäten sind guter Freundschaft gewichen
Dass das Verhältnis der beiden Vereine anfänglich schwierig war, verhehlte der Liedertafel-Vorsitzende Erhard Baumbach nicht. Schließlich war ja der Liederkranz einst aufgrund von Differenzen in der Liedertafel gegründet worden. Dennoch hatte der Männergesangverein 1921 die Patenschaft übernommen und heute ist die Rivalität längst einer guten Freundschaft gewichen. Schließlich singen schon seit vielen Jahren Herren der Liedertafel auch im Liederkranz mit. Von der guten Gemeinschaft zeugt augenscheinlich auch, dass der Liedertafel-Vorsitzende für das jüngste Liederkranz-Jubiläum eine umfangreiche Chronik erstellt hat.

Eine weitere Geste der Freundschaft zeigten die sangesfreudigen Herren, indem sie am Samstag "Wer ist hier jung, wer hat hier Schwung" erstmals öffentlich zum Besten gaben. Das Lied hatten sie im vorigen Jahr zu ihrem Jubiläum vom Liederkranz geschenkt bekommen.
Paul Kolb, der Vorsitzende des Sängerkreises Schweinfurt, zeigte auf die Vereinsfahne. Darauf hatten die Gründerväter als Leitspruch "In Freud und Leid zum Lied bereit" verewigt. Musik und Gesang hätten die Menschen schon immer verbunden, so Kolb. Der gemeinschaftliche Gesang erfahre in unseren Tagen wieder eine Belebung und habe eine neue Zukunft, zeigte sich Kolb überzeugt.
Großes Engagement der Vereinsmitglieder
Gemeinsam war den Reden die große Anerkennung für das stete Engagement der Vereinsmitglieder in den vergangenen elf Jahrzehnten. Besonderes Lob galt der Vorsitzenden Renate Noltekuhlmann und der Chorleiterin Monika Tengler. Noltekuhlmann führt seit 20 Jahren den Vorsitz und Tengler ist seit 2004 Dirigentin des Liederkranzes, wie auch der Liedertafel.

Paul Kolb konnte noch zwei Ehrungen vornehmen. Fritz Kleffel erhielt für 25 Jahre aktiven Chorgesang die silberne Ehrennadel des Fränkischen Sängerbundes. Eine besondere Würdigung wurde Melitta Tengler zuteil. Sie singt seit 60 Jahren im Chor. Dafür erhielt sie neben der Ehrennadel des Fränkischen Sängerbundes auch noch die Auszeichnung des Deutschen Chorverbandes.

Liederkranz, Liedertafel und das Ensemble "Vierpluseins" standen zum Ende des Abends zu "Always look on the bright side of life" schließlich noch gemeinsam auf der Bühne und wurden mit frenetischem Applaus belohnt. Zu guter Letzt stimmten die Chöre gemeinsam mit ihren Gästen das Frankenlied an und setzten damit den Schlusspunkt unter eine würdige Jubiläumsveranstaltung.