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GROSSEIBSTADT: Pachtpreise steigen und Ackerland wird immer begehrter

GROSSEIBSTADT

Pachtpreise steigen und Ackerland wird immer begehrter

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    Zeit nehmen für Information, Bildung und Marktanalyse: Bei der Unternehmer- und Jungbauertagung nutzten diese Chance 70 Zuhörer, darunter auch die Jungbauern (von links) Andreas Gerner aus Birnfeld sowie Steven Wirsing und Christian Menninger aus Hollstadt.
    Zeit nehmen für Information, Bildung und Marktanalyse: Bei der Unternehmer- und Jungbauertagung nutzten diese Chance 70 Zuhörer, darunter auch die Jungbauern (von links) Andreas Gerner aus Birnfeld sowie Steven Wirsing und Christian Menninger aus Hollstadt. Foto: Foto: Regina Vossenkaul

    „Wachsen in der Qualität” war das Motto der 6. Unternehmer- und Jungbauerntagung, die am Montag im Bruder-Konrad-Haus in Großeibstadt stattfand (wir berichteten). Während am Vormittag diskutiert und gemeinsam darüber nachgedacht wurde, wie der Begriff „nachhaltiges Wachstum“ mit Inhalt gefüllt werden könnte, ging es am Nachmittag um die Frage „Müssen Betriebe wachsen?“.

    Dazu sprach Fritz Gronauer-Weddige, Leiter des Fortbildungszentrums für Landwirtschaft und stellvertretender Schulleiter der Höheren Landbauschule in Triesdorf. Ihm ist Rhön-Grabfeld bestens bekannt durch seine Tätigkeit als Berater für das Amt für Landwirtschaft in Bad Neustadt von 1993 bis 1998. Zweiter Referent des Nachmittags war Michael Horsch, Chef der Horsch Maschinenbau GmbH.

    Landwirt sein bedeute in heutiger Zeit einen anspruchsvollen und vielseitigen Beruf auszuüben, der die Aufgabe hat die Bevölkerung mit Nahrung zu versorgen, die Familie zu unterhalten und Gewinn abzuwerfen, damit investiert werden könne. Auf die Aspekte des „Wachstumsdrucks“ ging Gronauer-Weddige ein. Dieser Druck könne durch Änderung der Tierhaltungsgesetze, des Verbraucherverhaltens, der Agrarförderung, der Siedlungsentwicklung oder der Familienstruktur entstehen. Er rechnete vor, dass Investitionen in technischen Fortschritt meist nicht weniger, sondern mehr Arbeit bedeuten. „Wir arbeiten zu viel“, so sein Fazit. Er plädiert dafür, sich nicht dermaßen einzuplanen, dass keine Zeit mehr bleibt für Weiterbildung, Information und Engagement. Gute Information könne vor Fehlentscheidungen bewahren. Der Referent ging auf die neuen Standbeine der Landwirte ein, die Erzeugung erneuerbarer Energie direkt oder als Anteilsnehmer. Auch hier gelte: „Erst mal Fortbildung machen, damit einem nicht jeder alles verkaufen kann.“

    Innovationen sind gut, aber muss jeder alles haben? Gronauer-Weddige plädierte für gemeinsames Anschaffen guter Technik oder die Beschäftigung von Lohnunternehmen. Wie wirkt sich die Inflation auf die Lebenshaltung aus und wie viel Fremdkapital verträgt ein Unternehmen? Wie „streut“ man sein Einkommen am besten, damit es bei Preiseinbrüchen auf einem Sektor nicht gleich Kopf und Kragen kostet? Solchen Fragen ging der Referent nach und stellte anhand von Rechenbeispielen vor, was noch sinnvoll ist und wann es aufhört. Selbstkritisch sollte man bleiben, meinte er und hatte ein Beispiel parat, für unüberlegte Spontanreaktionen. „Kaum ist der Milchpreis zwei Cent höher, kriegst du beim Fendt keinen Bulldog mehr.“

    „In der Landwirtschaft haben wir Möglichkeiten ohne Ende, wir sollten auch den Mut dazu haben“, fasste der Referent zusammen. Er übergab das Wort an Michael Horsch, der bekannt wurde durch seine Direktsämaschinen und andere Innovationen. Er stellte sein jüngstes Produkt vor, eine Landmaschine, die nicht nur den Boden lockert und aussät, sondern auch in der Tiefe, dort, wo die Wurzel wachsen soll, Dünger einbringt. Verstreuen über den ganzen Acker sei bei den Preisen für Düngemittel zu teuer und unproduktiv, sagte er. Interessant waren seine Berichte von der weltweiten Konkurrenz um Ackerland und die Rohstoffe für Düngemittel. „Die Vorkommen an Phosphor und Kali gehen schneller zurück als das Erdöl.“

    Pachtgelder werden in immer kürzeren Abständen immer stärker steigen, prophezeite er und berichtete von Investoren, die Gebiete mit russischer Schwarzerde gekauft haben, ohne zu bedenken, dass die Vegetationszeit dort nur 80 Tage beträgt. Betrüger verkaufen ehemalige Schlachtfelder oder verbuschte Areale als Ackerland, was leicht gelingt, wenn die Investoren ihr Land noch nie gesehen haben und vor dem Hintergrund der weltweiten Lebensmittelverknappung auf große Gewinne hoffen. „Die Zukunft ist abhängig von den Faktoren Pacht und Dünger“, davon ist Horsch überzeugt.

    Europa brauche keine Angst vor Billigimporten von Weizen und Soja zu haben, stellte er fest, weder Russland noch die Ukraine seien dazu in der Lage. Auch nicht Südamerika, dessen Böden er als „Hydrokultur ohne Substanz“ bezeichnete.

    Neben den Möglichkeiten Düngemittel durch gezieltere Anwendung einzusparen, stellte er auch seine Pläne bezüglich der Vermeidung von Ackerspuren und der Verdichtung des Bodens vor. Ein vollautomatisches Fahrsystem mit festen Wegen auf dem Acker, die auch eine Bearbeitung erlauben, wenn es noch feucht ist, ist sein neuestes Projekt.

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