„Das ist ein ganz normaler Vorgang“, kommentiert der Guardian des Klosters auf dem heiligen Berg der Franken seinen anstehenden Weggang, der besonders in den umliegenden Gemeinden mit Bedauern registriert wurde. Der Geistliche verweist zur Begründung auf die Ordensregel, nach der ein Guardian, also der geistliche Leiter eines Franziskanerklosters, wie auch der Provinzial, der Leiter der jeweiligen Ordensprovinz, lediglich sechs Jahre diese Funktion ausüben soll. Dazu ist noch eine Verlängerung um drei Jahre möglich.
Pater Raphael übt die Funktion des Guardians inzwischen aber schon seit zwölf Jahren aus, sechs Jahre in Dettelbach und seit 2001 auf dem Kreuzberg. Da sei die Abberufung nicht außergewöhnlich, sondern erforderlich. Außerdem sieht der 70–Jährige, der in Unterteuerding an der Donau geboren wurde, die Notwendigkeit dieser Regelung. Schließlich sollen in den Klöstern keine „Erbposten“ entstehen. Nicht zuletzt verweist Pater Raphael auch auf die im Gelübde eingegangene Verpflichtung zum Gehorsam.
Dass sein Weggang mit Bedauern aufgenommen wird, sieht der 70-Jährige als erfreuliche Bestätigung seines Wirkens, verweist aber gleichzeitig darauf, dass es auf dem Kreuzberg mit einem Nachfolger – wenn vielleicht auch in etwas anderer Form – weitergehen wird.
Auf den Kreuzberg kam Pater Raphael, nachdem er 22 Jahre in Dettelbach als Seelsorger und zuletzt auch als Guardian tätig war. An dem Marienwallfahrtsort hatte er, soweit es ihm seine anderen Aufgaben erlaubten, die Wallfahrer stets gerne betreut. So nahm er vor sechs Jahren den Auftrag dankbar an, als Guardian ins Kloster Kreuzberg zu kommen.
In einem Alter, in dem andere längst in Rente gehen, wollte auch er die Möglichkeit nutzen, hier manchmal etwas kürzer zu treten und sich neu zu besinnen. Die Gottesdienste, die Betreuung der Wallfahrten und die Sorge für die Hausgemeinschaft habe er dabei gerne übernommen. Auch die Vielfalt der Begegnungen mit Besuchern des Kreuzbergs sei eine schöne Sache gewesen.
Natürlich sei ein solcher Weggang immer mit „etwas gemischten Gefühlen“ verbunden, betont Pater Raphael, dennoch nehme er ihn weitgehend emotionslos an. Der Weggang bedeute nämlich auch neue Möglichkeiten: „Du fängst ein Stück weit neu an“. Dieser Neuanfang findet für den bisherigen Kreuzberger im Kloster Dietfurt im Altmühltal statt. Hier ist er als Vikar zuständig für die Klosterkirche und die Betreuung einer Filialgemeinde.