Wer den Namen Peter Gehret hört, der verbindet dies unweigerlich mit dem Flugbetrieb in Bad Neustadt. Nach vier Jahrzehnten geht er nun in den Ruhestand. „Man muss wissen, wann man aufhören sollte, und dieser Zeitpunkt ist jetzt für mich gekommen,“ sagt der 77-Jährige.
Fragt man ihn nach besonderen Ereignissen in dieser Zeit, nennt er spontan das Jahr 1990, als er zum ersten Mal über die deutsch-deutsche Grenze zum Flugplatz Goldlauter geflogen ist. „Das war ein Erlebnis, als wir über die damals noch vorhandene DDR Grenze flogen, unter uns bei Mellrichstadt die Grenzsperranlagen sahen. Es war wie ein Traum, denn ich hätte nie geglaubt, dass ich das einmal erleben würde.“ Doch es kamen weitere Ereignisse dazu. So unter anderem ein Kunstflug in Frankreich und Bad Neustadt, die Kontakte zur Bad Neustädter Partnerstadt Falaise oder die vielen Schulungsflüge.
Mehr als 1000 Schüler
Als Fluglehrer hatte er immer eine große Verantwortung, und die übertrug er auch auf seine Flugschüler. 1973 begann er mit dem Fliegen, machte zwei Jahre später seinen Flugschein und wurde 1977 Fluglehrer. Mehr als 1000 Schülerinnen und Schüler gingen in den vergangenen 40 Jahren durch seine Flugschule. Wenn sich Peter Gehret zurückerinnert, dann denkt er auch an die technischen Geräte, die sich im Flugbetrieb immer weiter entwickelten.
Das Fliegen war für den Sozialbetreuer bei der Deutschen Bundespost in Bad Neustadt aber immer ein Ausgleich und sein besonderes Hobby. Er erinnert sich an Flüge nach Breslau, an einen Kunstflug in Can und die vielschichtigen Veränderungen am Flugplatz Grasberg in Bad Neustadt. Peter Gehret ist als Fluglehrer auch EU-lizenziert. „Damit konnte ich überall in den Schengen-Staaten Schüler ausbilden“, erklärt er.
Gute Kameradschaft
Wichtig war ihm immer die Kameradschaft im Verein und vor allem mit den Nachbarvereinen Ostheim, Bad Königshofen, Mellrichstadt und Hammelburg. Zahlreiche Auszeichnungen hat er vom Deutschen Aeroklub bekommen. In Bad Neustadt war er Vereinsausbildungsleiter für Segel- und Motorflug, auf seine Initiative wurde eine eigene Flugschule ins Leben gerufen. „Ich war Fluglehrer mit Herzblut“, sagt der 77-Jährige, der auch eine Nachtfluggenehmigung besitzt, von sich selbst. Außerdem war er Prüfer für Motorsegler für das Luftamt Nordbayern. Rund 10 500 Flugstunden hat er in den vergangenen Jahrzehnten hinter sich gebracht und ist dabei rund 40 000 Mal abgehoben. Seine Fluglehrerausbildung absolvierte er auf der Burg Feuerstein im Jahr 1977.
Stolz ist er auf seine Flugschüler. So ist einer heute Pilot bei der Lufthansa und steuert eine Passagiermaschine, ein anderer steuert den Polizeihubschrauber. Mit Schrecken erinnert er sich an einen Flugtag in Bad Neustadt, als ein Segelflieger über die DDR-Grenze flog und bei Bad Blankenburg auf einem Acker landete. Erst einige Tage später kamen Flugzeug und Pilot wieder auf bundesdeutsches Gebiet. „Ja, das waren schon Erlebnisse, die ich, wie vieles andere, nicht missen möchte.“
Balsam für die Seele
Fliegen ist nicht nur für den Piloten Balsam für die Seele. „Eine Therapeutin schickte ihm in seiner aktiven Zeit immer wieder einmal Patienten mit Flugangst. Peter Gehret ist glücklich, wenn er helfen kann: „Es gab einen Jungen mit Selbstmordgedanken. Nachdem wir zusammen unterwegs waren, wurde mir später erzählt, dass es ihm besser gehen würde. Er wolle jetzt Pilot werden.“
Nun aber ist ihm der Ruhestand wichtig, auch wenn er natürlich immer wieder in seine Cessna 150 steigt und sich „frei wie ein Vogel“ fühlt. Auf der Strecke kann er die Landschaft bewundern und vor allem entspannen. „Das ist für mich wahnsinnig schön.“ Übrigens: Die Rhön will er nicht verlassen, das ist seine Heimat. Und er fügt an: „Es gibt keinen schöneren Flecken als Bad Neustadt!“ Seine Nachfolger sind übrigens Daniel Hansul, Ausbilder für Segelflug, und Stefan Kowarsch, Ausbilder für Motorsegler.