Stockheim und Urspringen haben seit kurzem einen Deutschen Meister im Schießen mit dem modernen Langbogen. In der traditionellen Bogensportklasse „3-D-Jagd“ siegte Peter Ullrich (wohnhaft in Urspringen) von den „Grasbergwölfen“, einer Sparte des Schützenvereins Stockheim. Dieses Präzisionsschießen auf künstliche Wildtiere im Waldparcours fand in Sauerthal im hessischen Weisel am Mittelrhein statt. Diesen Wettbewerb hatte der Traditionelle Bogensportverband Deutschland (TBVD) ausgeschrieben.
Erst Training, dann die Feier
Zu einer besonderen Würdigung dieses großartigen Erfolges trafen sich am Morgen des Himmelfahrtstags die Bogensportkameraden um Spartenleiter Hans Bajer am Schützenhaus am Grasberg, um mit dem Vorsitzenden Bernd Faulstich und Stockheims Bürgermeister Martin Link Peter Ullrich für diese überragende Meisterleistung zu gratulieren. Die Gemeinde und die Schützen überreichten ihrem Meisterschützen je einen Geschenkkorb. Gefeiert wurde aber erst nach einer Trainingseinheit auf der eigenen Wald-Bogensportanlage.

Denn Spaß haben sie alle an dem traditionellen Bogenschießsport nach Sitte der jagenden Urahnen, die sich in Wald und Flur ans Wild heranpirschten, um ihre Familien mit Braten zu versorgen. Heute tun die modernen Bogenjäger keinem lebenden Tier mehr etwas zu Leide. Auf ihrer Waldrallye zielen sie auf naturgetreu nachgebildete Wildtier-Attrappen aus einem Spezialkunststoff. Sie sind auf einem Flur- und Waldparcours fest aufgestellt.
Bögen sind echte High-Tech-Geräte
Um das Zielobjekt zu treffen, braucht es viel Übung, Konzentration, Koordination, Kraft, Ausdauer und die richtige Technik. Zu diesem komplexen Vorgang kommt noch die Intuition dazu und das Wissen, dass der Pfeil trotz hoher Geschwindigkeit eine Flugkurve nimmt. Die Bögen sind zwar „High-Tech-Geräte“, haben aber keine Visierhilfen und Seilzugsysteme. Deshalb sprechen diese Bogenschützen auch vom „intuitiven Schießen“.
An der jeweiligen Station muss man eine saubere Grundhaltung einnehmen und die Flugkurve einschätzen. Die Abstände zu den Tier-Attrappen bewegen sich wegen der sehr unterschiedlichen Tiergrößen von drei bis dreißig Meter. Vom Abschusspflock gilt es dann, ins Kill-Zentrum oder zumindest das Tierchen zu treffen. Die Kill-Zone hat zwei aufgezeichnete Kreise. Für den „Innenkill“ gibt es zehn Punkte, für den „Außenkill“ sieben und für den restlichen Tierkörper zwei Punkte.
277 Siegpunkte für den Urspringener
Bei der Deutschen Meisterschaft hatte Ullrich sechzig Bogenschüsse an dreißig Stationen. Er sammelte dabei 277 Punkte. Das war in den sieben Bogenklassen die dritthöchste Punktzahl aller Schützen. Sein Vereinskollege Sven Ziegler (Schönau) erreichte mit dem „Recurvebogen“ auch noch sehr beachtliche 188 Punkte und damit Rang 15.
Ein sehr erfolgreicher Schütze ist neben Ullrich auch Spartenleiter Hans Bajer, der 2009 Deutscher Meister geworden war und in den Folgejahren noch deutsche Spitzenplätze von zwei bis fünf belegen konnte. Beste Bogenschützin ist Diana Pachovsky, die bei bundesweiten 3-D-Turnieren schon mehrmals die Ränge eins bis drei belegte. Die traditionellen Bogenschützen sind sehr froh darüber, dass ihnen die Gemeinde Stockheim erlaubte, ihren außergewöhnlichen Jagdparcours im Grasbergwald aufzustellen. Er ist im Landkreis einzigartig.