Was ihn bewogen hat, sein Priesteramt als Pfarrer von Unteressfeld und anderen Gemeinde niederzulegen, dazu möchte Florian Lehnert nicht in der Öffentlichkeit Stellung nehmen. "Ich möchte in Frieden gehen und nicht, dass mein Schritt öffentlich nachverhandelt wird", sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Über die Entscheidung, künftig zu der Glaubensgemeinschaft der Altkatholiken zu konvertieren, hatte der 37-jährige, der 2010 zum Priester geweiht worden war, seine Gemeinde im Sonntags-Gottesdienst informiert. Bereits zum Montag war Lehnert vom Würzburger Bischof Dr. Franz Jung von seinen priesterlichen Aufgaben. entbunden worden.
Lehnert ist nicht der erste katholische Priester, der von der römisch-katholischen Kirche zu den Altkatholiken wechselt. Bereits 2015 hatte der Uffenheimer Pfarrer Hans-Peter Pöschl den Schritt gewagt und die Pfarrstelle der Altkatholiken in Weidenberg-Coburg-Südthüringen übernommen. Vergangenes Wochenende ist Pöschl zum Dekan gewählt worden, wie der Nürnberger Pfarrer Nikki Schönherr gegenüber dieser Redaktion verrät. Schönherr übernimmt in seiner Glaubensgemeinschaft auch das Priesteramt für Würzburg, unterstützt wird er von einem ehrenamtlich Tätigen. Eigene Priesterstellen unterhalten die Altkatholiken in Unterfranken indes nicht. Zwar werden auch noch in Aschaffenburg Gottesdienste gehalten, allerdings wird die Gemeinde dort von Offenbach aus betreut.
15 800 Altkatholiken in ganz Deutschland
Als Dekan ist Pöschl direkt Matthias Ring unterstellt, dem Bischof des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland. Ring hat seinen Sitz in Bonn und ist der Oberhirte von 15 800 Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft in Deutschland, wie er im Gespräch mit dieser Redaktion erklärt. Von der Austrittswelle scheinen die Altkatholiken weniger betroffen zu sein. Die Zahlen der Mitglieder seien stabil, sagt Bischof Ring. Betreut werden die Schäfchen bundesweit von 41 hauptamtlichen Pfarrern, in Bayern sind es acht. Dazu gibt es 130 Geistliche, die das Priesteramt ehrenamtlich ausüben, also noch einem anderen Beruf nachgehen.
Was Pfarrer Lehnert zu seinem Schritt bewogen haben mag, wollte er öffentlich nicht diskutieren. Auf alle Fälle gibt es zwischen den Altkatholiken und der Römisch-Katholischen Kirche eine ganze Reihe von Unterschieden abseits der Liturgie. Ihre etwas irreführende Bezeichnung Altkatholiken hat die Glaubensgemeinschaft nach dem Vatikanischen Konzil 1870 angenommen. Wobei die Mitglieder auf die alte, eigentlich die Ur-Kirche bezugnehmen. Die Altkatholiken verstehen sich deshalb eher als Reformer hin zur ursprünglichen Kirche. Sie sind gegen die Unfehlbarkeit des Papstes und dessen komplette Rechtsbefugnis gegenüber der gesamten Kirche. Außerdem dürfen Pfarrer heiraten, Frauen Gottesdienst halten und Wiederverheiratete erhalten Sakramente.