Gibt es einen erneuten Wolfsangriff aus der hessischen Rhön zu melden? Oder war es doch nur ein großer Hund, der in der Nacht auf Sonntag ein Pferd des Reitstalles Hohe Rhön in Mosbach mit einem Biss schwer verletzt hat? Der Fall, über den die "Fuldaer Zeitung" berichtet, sorgt jedenfalls für Gesprächsstoff auch in der bayerischen Rhön. Der Gersfelder Ortsteil Mosbach liegt quasi am Fuß des Himmeldunkberges, Grenzgebiet zwischen Hessen und Bayern.
Übersäht von Kratzern und Bissen
Martina Schleicher, Betreiberin des Hofes, mutmaßt, dass es sich um einen Wolfsangriff handelt. Bewiesen ist das noch nicht. Sie hatte am Sonntagmorgen gegen 9 Uhr nach ihren 17 Tieren auf einer Koppel oberhalb des Gersfelder Wildparks geschaut. Bei genauerem Hinsehen bemerkte sie, dass eines der Pferde stark zitterte und verletzt war.
"An der Schulter fehlte ein Fetzen Muskelfleisch und sie war von vorne bis hinten übersät von Kratzern, Biss- und Rissspuren", so die Besitzerin gegenüber der Reporterin der "Fuldaer Zeitung". Sie und der hinzugezogene Tierarzt gehen davon aus, dass nur ein Wolf oder ein großer Hund diese Verletzungen verursacht haben kann.
Drei, vier Angriffe auf Pferde in Deutschland durch Wölfe
Dass Wölfe Pferde angreifen, komme laut Susanne Jokisch, Wolfsbeauftragte des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie, selten vor. In Hessen gebe es zwei Wolfsterritorien. Eines davon befinde sich im Werra-Meißner-Kreis, das andere im Vogelsberg. Einen Angriff auf Pferde habe es bisher in Hessen nicht gegeben, deutschlandweit gebe es drei, vier bestätigte Fälle in Brandenburg und Niedersachsen.
Ein Wolfsgutachter sei vor Ort gewesen, um Proben zu nehmen. Bis das Ergebnis der DNA-Analyse feststehe, könne es jedoch bis zu zwei Wochen dauern. Gegenüber dieser Redaktion betonte ein bayerischer Wolfs-Fachmann, dass man von einer 50-Prozent-Möglichkeit ausgehen müsse, dass es ein Wolf war. Er verwies aber auf einen bestätigten Fall aus dem benachbarten Abtsroda in der hessischen Rhön nahe der Wasserkuppe, wo zum Jahresende 2019 drei Schafe durch einen Wolfsangriff getötet wurden. Pferde allerdings greife ein Wolf kaum an, "er sucht sich eher leichte Beute!"
Die Pferde von Martina Schleicher werden die Nächte nun aus Sicherheitsgründen in den Stallungen des Hofs verbringen. Das sei auf Dauer jedoch keine Lösung. Ihre Zäune habe Schleicher bereits wolfssicher aufbereitet. Nun sagt sie: "Ich weiß nicht, was wir noch machen sollen."