Die „sanften Riesen“ haben ihr Herz erobert: Eddy Stanzer, Rudi Söder und Anton Kleinhenz züchten Shire-Horses, die größte Pferderasse der Welt. Am Sonntag, 16. Mai, veranstalten sie in Kilianshof die 1. Shire-Horse Landeszuchtschau in Bayern. Damit verbunden ist ein Rahmenprogramm mit Vorführungen.
Seit 2003, als Pferdeliebhaber Eddy Stanzer mit seiner Familie nach Kilianshof zog, grasen die stattlichen Pferde hier auf der Weide. Bei den einheimischen Landwirten Anton Kleinhenz und Rudi Söder hat Stanzer schnell Begeisterung für diese besonderen Pferde geweckt. Vor zwei Jahren haben sich die Drei zur Zuchtgemeinschaft Kilianshof GbR zusammengeschlossen. Sie züchten, dem Standard entsprechend, Rapp-, Bay- und die äußerst seltenen Schimmel-Shire und ziehen Fohlen heran, um diese außergewöhnlichen Pferde weiter zu verbreiten.
Führend in Deutschland
Wie sie informieren, gibt es in Deutschland bis jetzt nur zwei reine Shire-Horse-Zuchtgemeinschaften. Die Kilianshöfer ist die größere. 26 Pferde, darunter zwei gekörte (für die Zucht freigegebene) Deckhengste und drei Fohlen, gehören zum derzeitigen Bestand. Das jüngste Fohlen wurde vor wenigen Tagen geboren. Aufgeteilt auf drei Herden haben sie rund um Kilianshof eine großzügige Weidefläche von rund 50 Hektar zur Verfügung. Die Züchter planen noch eine vierte Herde, speziell für Jungtiere.
Eine artgerechte Pferdehaltung und Zucht stehe bei ihnen im Vordergrund, betonen sie. Die leider immer noch gängige Boxenhaltung lehnen sie strikt ab. „Die Haltung soll so natürlich wie möglich sein“ sagt Rudi Söder. Das heißt ganzjährige Freilandhaltung, 24-Stunden Weidegang mit Unterstand im Offenlaufstall. Dadurch bleibe freies Herdenverhalten gewährleistet, die Tiere bleiben beweglich und sind ausgeglichen. Diese Pferde üben allein schon durch ihre Größe, ihr Wesen und ihre Ausstrahlung strahlen eine besondere Faszination aus, schwärmt Söder.
Die Pferde haben eine Größe von 170 bis 195 Zentimeter, wiegen zwischen 800 und 1200 Kilo. Sie gelten als gutmütig, charakterstarke und kräftig. Diese Kaltblüter mit einer Zugkraft bis zu fünf Tonnen, gelten als ruhig, gelassen, nervenstark, arbeitswillig, gelehrig und sehr personenbezogen. Sie haben trotz der Größe eine ausgeprägte Bewegungsfreude, werden als „durchaus temperamentvoll“ und „vielseitig einsetzbar“ charakterisiert. Beispielsweise als Arbeits-, Reit- oder Kutschpferde, für Therapie- oder Dressurreiten sowie für Showvorführungen.
Durch das imposante Auftreten und das majestätische Äußere werden Shire Horses auch als „die sanften Riesen“ bezeichnet. Hengste sollen „einen männlichen Ausdruck“ zeigen; Stuten eine „weiblich-mütterliche Ausstrahlung“ besitzen und Wallache sollen „mutig sein und einen vollen Arbeitstag bewältigen können“.
Die Kilianshöfer besitzen im Moment neun Schimmelstuten, eine braune Stute und eine Rappstute aus alten Blutlinien des so genannten und bereits fast ausgestorbenen alten Schlages „Oldie Style“. Weiter gibt es die Zuchtstute Laura und Freyja, die Deckhengste Wild Shadow Odin und Ruskington Connor sowie einige Jungpferde und Fohlen. „Wir empfinden es als großes Glück, diese Pferde in unserem Besitz zu haben“, betont Eddy Stanzer.
Wie die drei Züchter erzählen, sei es gar nicht so einfach gewesen, in der Region einen geeigneten Hufschmied für diese Pferde zu finden. Mit Achim Unbehauen aus Thüringen habe man nun den richtigen Fachmann gefunden. Er habe sich auf Kaltblüter spezialisiert und reise alle vier bis fünf Monate zur Hufpflege in Kilianshof an.
Die Zuchtgemeinschaft Kilianshof ist Mitglied im Deutschen Shire-Horse-Verein und bei der Englischen Shire Horse Society. Sie waren schon bei Zuchtschauen in England, bei der Bundeszuchtschau in Darmstadt und bei verschiedenen Landeszuchtschauen dabei, haben gute Kontakte zu Zuchtkollegen und Shire-Horse-Liebhabern im In- und Ausland. Kilianshof sei prädestiniert, nun die erste Landeszuchtschau in Bayern zu veranstalten, bekräftigt Stanzer.
Am Sonntag, 16. Mai, haben die Besucher nun Gelegenheit, diese schönen Pferde kennen zulernen.
Die Shire-Horses präsentieren sich
Die Pferderasse Shire-Horse stammt aus Mittelengland, ist eine sehr alte Rasse, deren Ursprung auf das Mittelalter zurück geht. Von den Rittern wurden sie als „Kampfrösser“ genutzt, später dann in der Landwirtschaft, beim Ziehen von Lastkähnen und für das allgemeine Transportwesen eingesetzt. Unkontrollierte Massenzucht sorgte dafür, dass das Shire Horse um 1960 fast ausgestorben war. Einzelne Liebhaber dieser Rasse wirkten mit großem persönlichen und finanziellen Aufwand dieser Entwicklung entgegen und sorgten dafür, dass sich der Bestand wieder erholte. In Zuchtbüchern sind derzeit in Deutschland rund 600 Shire Horse und weltweit etwa 10 000 eingetragen. Alle zuchtrelevanten Entscheidungen laufen ausschließlich über den Englischen Verband, der Shire Horse Society. Alle Stutbucheintragungen und Registrierungen werden dort vorgenommen.
In unserer Region sei diese Rasse sehr wenig verbreitet, sagt Eddy Stanzer. Das Shire-Horse gibt es in den Farben Rappe (mit weißer Blesse und vier weißen Beinen), braun (in allen Schattierungen). Die Schimmelfarbe, wie in der Kilianshöfer Herde, sei sehr selten, davon gebe es weltweit nur etwa 600 Tiere.
Das Programm der Shire-Horse-Zuchtschau am 16. Mai: Ab 10 Uhr beginnt die Zuchtschau und Hengstpräsentation Hier werden in verschiedenen Altersklassen der Shire Horses vorgestellt und von einem englischen Richter beurteilt. Ab etwa 15 Uhr wird im Rahmen eines Showprogramms die Vielseitigkeit dieser Rasse gezeigt. Die Zuschauer erleben die Tiere vor der Kutsche, unter dem Sattel und in der Freiheitsdressur. Für die Bewirtung ist gesorgt. Mit Spielplatz und Hüpfburg ist auch Unterhaltung für die Kinder geboten. Infos im Internet: www.shire-zucht-unterfranken.de