Einzelstarts, ein zerbrochenes Handy, platte Reifen, gerissene Schaltzüge, Regen und Kälte, so hatten sich die drei Freunde ihren Fahrradtrip nach Italien nicht vorgestellt. Dennoch lautete das Resümee von Felix Eisenhauer (Waldberg), Benedikt Lange und Jürgen Simon (beide aus Bischofsheim) mit einigen Wochen Abstand: "War scho´ toll zu dritt"!
An einem Freitagnachmittag nach der Arbeit starteten die drei Freunde von verschiedenen Startpunkten auf ihre Radtour. Ihr Ziel war es, mit dem Rennrad von Deutschland über die Alpen bis nach Rom zu fahren. Technisch und konditionell stand dem Vorhaben nichts im Wege. Der erste Teil der Reise mit Start an einem Freitag, dem 13., stand nicht unter dem besten Stern. Wobei die Sterne noch eine große Rolle spielen sollten.
Drei Plattfüße an einem Tag
Kurz nach der Abfahrt fiel Benedikt das Handy herunter und schien kaputt zu sein. Die Route hatte er zum Glück auf einem Navigationsgerät gespeichert, also konnte er die Fahrt fortsetzen. Der zweite Tag der Reise war eigentlich der erste gemeinsame, der ihnen sage und schreibe gleich drei "Plattfüße" bescherte, die unterwegs wieder geflickt wurden. Material hatten sie dabei, die Reparatur kostete nur etwas Zeit. Am Rhein entlang genossen die Freunde die Fahrt ohne Gegenwind mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 30 Kilometern pro Stunde.

Tag vier begann mit Regen - und zwischenzeitlich wurde der so stark, dass die Rhöner eine Pause unter einer Brücke einlegten. Die nutzte Benedikt für ein Bad im Zuger See, dessen Wasser im Verhältnis zur Umgebungstemperatur deutlich angenehmer war. Die Unterkunft am Abend und das gute Essen entschädigten die drei Radler.
Am nächsten Tag stand die Überquerung des Gotthardpasses an. Vom Hotel aus führte sie ihr Weg stetig bergauf. Auf dem Pass war es nebelig, Nieselregen durchnässte die Radtrikots und die Temperatur von gerade einmal sechs Grad kroch durch die vom Vortag noch nassen Radschuhe und zehrte an den Kräften. Ziegen waren zu hören, der Nebel verwehrte ihnen jedoch jegliche Sicht. Es verwundert nicht, dass die drei ausdauernden Rhöner hier oben am Pass keine anderen Radler trafen.
Endlich in Italien
Etwa anderthalb Kilometer ging es jetzt nur bergab, bei der Kälte und den nassen Kleidern war das kein Spaß! Die Straße führte in einen Tunnel und just am Ende leuchtete ihnen blauer Himmel und Sonne entgegen und endlich die verdiente schöne Aussicht auf Airolo. Hier liefen die Menschen in T-Shirts und kurzen Hosen herum, nur die Rhöner Radler trugen noch ihre dicken, nassen Klamotten.
Gefühlt ewig ging es dann mit Rückenwind etwa 80 Kilometer bergab bis zur nächsten Rampe mit 500 Höhenmetern. Vorbei am Luganer See erreichten die drei endlich Italien. Hier konnten sie sich neue Schläuche für ihre Reifen kaufen, nur gab es jetzt keine Reifenpanne mehr. Dafür riss der Schaltzug eines Rades.
Die drei Freunde hielten kurzerhand einen Italiener an, um nach einer Radwerkstatt zu fragen. Der italienische Sportler unterbrach seine Radtour, besorgte den Rhönern einen neuen Schaltzug, brachte bei der Rückkehr noch einen Freund mit und gemeinsam reparierten die mittlerweile fünf Männer mitten auf einem Gehweg das defekte Rennrad. Dann holte der hilfsbereite Italiener – der übrigens genauso wenig Deutsch sprach, wie die drei Freunde Italienisch – Wasser und Seife, damit sich die Romfahrer vor der Weiterreise noch die Hände waschen konnten. Und an Getränke für alle hatte er auch noch gedacht.

Nach weiteren 100 Kilometern hatten sie das Tagesziel Genua erreicht. Die Hotels waren leider ausgebucht, beziehungsweise war den Rhönern ein Preis von 2000 Euro pro Person einfach zu teuer und so kamen die Sterne ins Spiel. Die Radler beschlossen am Strand zu übernachten, im "Hotel der 100 000 Sterne".
Eine kurze Nacht
Bei Tag war es nun mindestens 30 Grad warm, nachts kühlte es auf 25 Grad ab. Das Meer und die Stranddusche ersetzten das Bad und die Liegestühle des naheliegenden Hotels sollten als Bettersatz dienen. Zunächst gingen die Freunde zum Abendessen. Bei ihrer Rückkehr bemerkten sie, dass ein Konzert an der Uferpromenade stieg. An Schlaf war zunächst nicht zu denken. Nachts um 2 Uhr kehrte Stille ein, die müden Sportler legten sich zur Ruhe. Bereits um 6 Uhr begannen die Angestellten mit dem Reinigen des Hotelstrandes und die noch etwas müden Sportler machten sich wieder auf den Weg.
Auf der 160 Kilometer langen Strecke nach Pisa und bei 35 Grad im Schatten, nahm das Schicksal seinen Lauf und Benedikts Freilauf ging kaputt. Er fuhr trotzdem weiter, bis an seinem Rad auch noch der Schaltzug riss. In Pisa versuchten sie vergebens eine passende Werkstatt für die Reparatur zu finden. Hier war für Benedikt der Punkt erreicht, an dem er abbrach und sich mit dem Zug auf den Rückweg machte.

Felix und Jürgen übernachteten in Pisa und brachen morgens um 6 Uhr, nach einem Frühstück bestehend aus Pizza und Cola, zur letzten Etappe auf, die sie am Nachmittag nach Principina bei Grosseto in der Toskana führte. Rom war keine 200 Kilometer mehr entfernt, jedoch beschlossen die Rhöner, ihre Radtour nach gut 1500 Kilometern hier enden zu lassen. Durch die wetterbedingte Pause und die Reparaturstopps hatten sie einen ganzen Fahrtag verloren.
Nach einem Bad im Meer, einem großen Eis in der Eisdiele "Papeete", die vielen Rhöner Leichtathleten aus dem Ostertrainingslager bekannt ist, setzten sich Felix und Jürgen in den Nachtzug über Pisa nach Mailand und von dort kehrten sie mit dem Bus nach Deutschland zurück.
Als die drei Radler einige Zeit später ihre Tour Revue passieren ließen, kamen sie ob der tollen Erlebnisse ins Schwärmen und schnell wurde klar, dass alle schon wieder an die Planung einer nächsten Reise dachten. Der Altersunterschied (20, 27 und 58 Jahre) hatte der Tour nicht geschadet.
