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Pleiten, Pech, Tannen und ein Christkind

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Pleiten, Pech, Tannen und ein Christkind

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    Das Christkind aus Oberweißenbrunn: Weihnachten 1994 wurde der Familie Eckert ein viertes Kind, Tochter Sarah, geboren.
    Das Christkind aus Oberweißenbrunn: Weihnachten 1994 wurde der Familie Eckert ein viertes Kind, Tochter Sarah, geboren. Foto: Foto: Archiv Eckert

    Klar, Weihnachten wünscht sich jeder perfekt! In die Familiengeschichte eingehen tun aber meist all die anderen Episoden. Die kleinen Pannen. Jene Momente, in denen etwas schief läuft, in denen das Leben – mit Missgeschicken, vielleicht aber auch mit besonderen Glücksgeschenken – vom Plan abweicht.

    Leser, freie Mitarbeiter und Redakteure der Main-Post lassen Sie an derartigen Weihnachtserlebnissen teilhaben. „Frohe Weihnachten und viel Spaß beim Lesen“, wünscht die gesamte Redaktion.

    Die Duschmatte

    Ist es Liebe, wenn man Blumen schenkt, die doch so schnell welken? Ist es Liebe, wenn man Edelsteine schenkt, deren Schimmer oft nur Blendwerk ist? Oder ist es Liebe, wenn man sich um die Unversehrtheit der Auserwählten sorgt und darum als Geschenk dieses wählt: eine Duschmatte. In schlechten Nächten lebt die Szene von damals wieder auf: der gnädig/verzeihende Blick der Auserwählten, die später erst die Ehefrau wurde; und der Blick der zukünftigen Schwiegereltern beim Auspacken. Damals dachte ich, der Blick sagt Zufriedenheit mit dem potenziellen Schwiegersohn aus. Hatte ich vielleicht das „Hat unsere Tochter nicht jemand Gefühlvolleren verdient?“ hinter dem geheuchelten Lächeln nicht bemerkt? Auf jeden Fall lag neben all den schönen Dingen eine creme-braune Duschmatte unter dem Weihnachtsbaum. Sie verhinderte jahrelang schlimme Badeunfälle. Dafür habe ich das Geschenke-Unglück gerne in Kauf genommen. Gerhard Fischer, Schmalwasser

    Und es hat „Klick“ gemacht

    Das erste Weihnachtsfest in einer neuen Wohnung sollte besonders schön sein, alles war genau geplant, da ich bis zum letzten Tag arbeitete und Heiligabend alles fertiggestellt werden musste. Die Kinder halfen beim Baumschmücken, aber als zuletzt die Lichterkette angebracht war, merkten wir, dass sie nicht mehr funktionierte. Irgendwo war etwas kaputt gegangen. Eine neue kaufen? Dazu war es zu spät, die Geschäfte waren geschlossen. Normale Baumkerzen hatte ich ausrangiert, seit das erste Kind unter dem Baum spielte. Es sollte doch alles so schön werden! Gerettet hat mich mein ältester Sohn, der sich eine Lichterkette als Zimmerschmuck gekauft hatte. Als ich gerade durchatmen wollte, machte es „klick“ und wir standen im Dunklen. Die Sicherung war rausgesprungen. Was war passiert? Der Backofen hatte sich überhitzt, weil seit einiger Zeit dort eine Pute vor sich hin bruzzelte. Das Licht konnten wir wieder einschalten, aber der Backofen blieb kalt. Am Heiligabend einen Elektriker auftreiben? Ausgeschlossen. Halbgares Geflügel auf den Tisch bringen, ging gar nicht. So gab es Beilagen mit Soße und für jeden eine doppelte Portion Nachtisch. Regina Vossenkaul, Bad Königshofen

    In Rauch aufgelöst

    Meine Oma hatte in Großeibstadt eine Dorfwirtschaft und es war für uns Kinder immer ein großes Erlebnis, wenn dort Heiligabend Bescherung war. Nachdem unzählige Geschenke ausgetauscht waren, wurde ausgepackt und es herrschte ein großes Durcheinander. Im Gastraum stand ein großer Holzofen und das viele Geschenkpapier wurde kurzerhand an Ort und Stelle verbrannt. An einem Heiligabend vor vielen Jahren, als sich die Aufregung etwas gelegt hatte, fragte die Oma ihre Kinder und uns Enkel, ob sich denn auch jeder über sein Geschenk gefreut habe. „Ja, das glaube ich“, sagte die Oma, „50 Mark sind ja auch viel Geld!“ „50 Mark?“ fragte eine Tante. „Davon habe ich nichts gesehen. Hast du mir die gegeben?“ „Nein, die waren doch zusammen mit den Taschentüchern verpackt!“, antwortete Oma aufgeregt. Als dieses Frage- und Antwortspiel noch in vollem Gange war, hatten sich die 50 Mark bereits in Rauch aufgelöst. Sie waren zusammen mit dem Geschenkpapier durch den Schlot der ehrwürdigen Gastwirtschaft in den schwarzen Himmel der Heiligen Nacht aufgestiegen. Fredi Breunig, Salz

    Ein höchstspezieller Tannenduft

    Den frischen, würzigen Duft von Tannen mag jeder. Dieser Wohlgeruch gehört zur Weihnachtszeit wie Krippe und Geschenke. Nicht bei Familie Nöth an Weihnachten 1999. Meine Mutter hatte wie immer eine wohlgewachsene Blautanne vom Förster in den Hof geliefert bekommen. Wir schafften den stattlichen Baum ins Wohnzimmer, behängten ihn im beheizten Raum mit auserlesenem Schmuck. Und warteten in der Küche auf die Bescherung. Als das Glöckchen läutete, spitzten wir mit den Kindern ins Wohnzimmer – und rümpften die Nase. Ein süßlich-sauerer Duft hatte sich ins Weihnachtszimmer gelegt. Erst schenkten wir ihm keine Bedeutung, weil Geschenke und Lied-Vorträge bedeutsamer waren. Als aber nach der Mette ein penetranter Gestank aus dem Wohnzimmer waberte, riss meine Mutter die Fenster auf und schloss das Zimmer geruchsdicht ab. Am Weihnachtsfeiertag bestellte sie den Förster ein. Der erklärte uns: „Oje, da hat ein Fuchs den Baum markiert!“ Es half nichts. Der bepinkelte Baum musste umgehend raus. Übrig blieb ein Wedel, rudimentär geschmückt, und die Gewissheit, dass wir seither jeden Christbaum schon einen Tag vor dem Behängen ins beheizte Wohnzimmer stellen – zur Geruchsprobe. Michael Nöth, Reichenbach

    Als Weihnachten ausfiel

    Weihnachten ist, wenn die Großfamilie klingelt. Wenn Jubel, Trubel, im besten Falle Heiterkeit herrscht. Im letzten Jahr war alles anders. Ein fieser Virus hatte zugeschlagen und ausnahmsweise die Mutter überwältigt. Vor mich hinsiechend lag ich ab dem Heiligen Morgen da. Wäre der Baum nicht am Vorabend geschmückt worden, es hätte keinen gegeben. Essen kochen, Feierlichkeiten vorbereiten? Daran war nicht zu denken! Was blieb? Der Großfamilie absagen! Ich hoffte auf Besserung, um zumindest mit Kindern und Mann in kleinem Kreise zu feiern. Die Besserung blieb aus. Für die Bescherung schleppte ich mich zum Baum. Es ward kein Lied gesungen, nur den Kindern umstandslos die Päckchen angewiesen. Der Inhalt ließ alle Kinderfragen verstummen, ihr Abend war gerettet. Erst Tage später die verwunderte Frage: „Wann ist denn dieser Heilige Abend, wenn die ganze Familie zu Besuch kommt, wenn groß gekocht und laut gesungen wird?“ „Nächstes Jahr“, hörte ich mich sagen. Seither in regelmäßigen Abständen die gleiche Frage. Neuerdings mit ungeduldigem Unterton: „Das dauert aber lange!“ „Iwo“, kann ich inzwischen entgegnen, „bald ist es so weit“. Ines Renninger, Bad Kissingen

    Achtung, Baum fällt!

    Heiligabend 1990. Mein dreijähriger Sohn Alexander freute sich riesig aufs Christkind. Traditionell hatte ich den Baum schon am Vorabend mit Lichtern, Lametta, Kugeln geschmückt. In diesem Jahr war es ein besonderer Baum. Nicht das übliche kleine Fichtchen vom Weihnachtsmarkt. Nein, diesmal war es eine stolze, größere Edeltanne aus dem Garten meiner Eltern. Natürlich durfte sich Klein-Alexander an diesem besonderen Tag nur in der Küche aufhalten. Das Wohnzimmer war verschlossen, damit das Christkind in Ruhe alles richten konnte. Die Zeit der Bescherung war gekommen. Eigentlich nur noch Routine: Rasch ins Wohnzimmer schlüpfen, die Lichterkette einschalten, das Glöckchen bimmeln lassen. Dann würde der Sohnemann aufgeregt ins Zimmer rennen. Ich sah schon seine strahlenden Augen und das glückselige Gesichtchen... Au Backe! Was war das? Vor mir lag der so schön geschmückte Christbaum in all seiner Pracht auf dem Teppichboden. Der Weihnachtsbaumständer war dem Gewicht der Edeltanne nicht gewachsen, so dass sich der Baum zur Seite geneigt hatte und schließlich „gefallen“ war. Eine schöne Bescherung!!! Den immer unruhiger werdenden Filius nochmals vertrösten und das Chaos im Wohnzimmer wieder richten, war eine Mammut-Aufgabe, die schließlich gelang. Mit einstündiger Verspätung konnte das Christkind kommen. Dank zweier Nägel in Wand und Decke stand der Christbaum zwei Wochen lang wie eine Eins. Bis auf einige zu Bruch gegangene Kugeln war kein größerer Schaden zu beklagen. Klaus-Dieter Hahn, Bastheim

    Friede dem Weihnachtsbaum

    Das Christkind, das weiß jedes Kind, schaut von oben aus dem Himmelstor herab auf das Treiben der Menschlein hienieden auf Erden und macht sich so seine Gedanken. Es war der Tag vor Heiligabend, als es einst einen Mann sah, der einen Tannenbaum an der Spitze packte und aus dem Haus schleifte. Unten am Stamm hing noch der Christbaumständer mit seinen drei Stellschrauben. Das Christkind hatte auch beobachtet, dass der Mann zuvor ungefähr 20-mal unter den stacheligen Baum gekrochen an eben diesen Stellschrauben gewerkelt, wieder hervorgekrochen, sein Werk begutachtet und für zu krumm befunden hatte. Auch den Satz der dazugehörigen Frau, „Was hast du da wieder für einen Baum gekauft“, bevor sie unter dem Blick des Mannes verstummte, hatte es gehört. Dann aber weiteten sich seine eh schon großen Augen erschreckt, als es sah wie der zu einer großen Axt griff. Schweigend schlug er damit auf das verhasste Gewächs ein und machte Kleinholz daraus. Der Frau gelang es noch, einige Zweige in eine Vase zu retten, an die sie Weihnachtskugeln und ein paar Lichtlein befestigte, die dann an Heiligabend etwas kläglich leuchteten. Da hatte das Christkind ein Einsehen. Es sandte eine Idee auf die Welt. Ein Erfinder griff sie auf. Seither benötigt unser Mann dank eines Christbaumständers mit Seilzug und Fußpedal nur wenige Sekunden bis sein Baum gerade steht, und es herrscht wieder Frieden auf Erden in der Vorweihnachtszeit. Thomas Pfeuffer, Münnerstadt

    Wenn der Osterhase Weihnachten kommt

    Es ist gut 20 Jahre her, damals lebte noch der Vater von Maria Schmitt aus Bischofsheim und war jedes Jahr an Weihnachten dafür zuständig, dass es am ersten Feiertag Hasenbraten gab. Der Hase wurde schon am Heiligen Abend vorbereitet, der Duft zog durchs ganze Haus. Nach der Mitternachtsmette hielt es die Familie nicht aus: Mitten in der Nacht verspeiste sie den Hasen. Am Feiertag gab es nur noch Reste. Im darauffolgenden Jahr beschloss der Vater gleich zwei Hasen vorzubereiten, seither aß die Familie Ganczarek in der Heiligen Nacht nach der Mette Hase. Marion Eckert, Oberweißenbrunn

    Kein Missgeschick, ein Glücksgeschenk

    Ein Weihnachts-Missgeschick war es wirklich nicht, sondern ein Glückgeschenk: Weihnachten 1994 wurde unserer Familie ein Christkindchen geschenkt, unsere jüngste Tochter Sarah. Im Dezember 1994 war ich mit meinem vierten Kind schwanger, der errechnete Entbindungstermin war der 14. Dezember. Doch eigentlich hatte ich so kurz vor Weihnachten überhaupt keine Zeit für Kreißsaal und Wochenbett. Ich hatte schließlich drei ältere Kinder: Die Mädchen Tanja (5) und Ricarda (3) waren in einem Krippenspiel in unserer Pfarrei eingebunden. Für meinen Sohn Alexander (2) war für den 17. Dezember eine Polypen-Operation terminiert. Wann also hätte ich Zeit für eine Geburt gehabt? Die Operation war letztlich überstanden, das Krippenspiel wurde ein Erfolg und das Weihnachtsfest nahm mit all seinen Ritualen seinen Lauf. Sogar geschneit hatte es. Am zweiten Weihnachtsfeiertag gingen wir mit den Kindern sogar rodeln, ich sauste hochschwanger den Berg hinunter. Am Abend folgte das übliche Ritual. Die Kinder lagen mit leuchtenden Augen und roten Backen auf dem Teppich vor dem Weihnachtsbaum und träumten sich in die Krippe, während ich Geschichten vorlas, „Weihnachten in Bullerbü“. In der Nacht, Mitternacht war schon vorbei, wurde es ernst. Eine Wehe nach der anderen, die Fruchtblase platzte und mein damaliger Mann fuhr mich in die Klinik nach Bad Neustadt. Viel Zeit war nicht, unser Christkindchen hatte es eilig. Noch bevor der Tag erwachte, waren wir mit Sarah wieder auf dem Weg zurück nach Oberweißenbrunn. Beim Verlassen des Kreiskrankenhauses konnten wir noch unsere Fußspuren sehen, die wir nachts bei der Ankunft hinterlassen hatten. Am Morgen überraschten wir die Kinder mit ihrem Schwesterchen und am Abend durfte auch das Baby schon mit zum Weihnachtsbaum und der Krippe, und inmitten der Geschwister den wunderschönen Weihnachtsgeschichten lauschen. Ein ganz besonders Weihnachtsfest, das meiner Familie unvergessen bleiben wird. Marion Eckert, Oberweißenbrunn

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