Die Literatur-Open-Air-Reihe „Nächte der Poesie“ hatte einen enormen Bekanntheitsgrad und erfreute sich großer Beliebtheit. Seit 1997 gab es rund 350 Veranstaltungen in der Region Rhön, in Fulda und auch im Vogelsberg-Kreis. Bis zu 10 000 Teilnehmer wollten sich Jahr für Jahr von den Aufführungen verzaubern lassen.
Zu den Höhepunkten zählten fraglos die Veranstaltungen auf der Milseburg, dem Kreuzberg, der Wasserkuppe und dem Monte Kali in Neuhof. Darüber hinaus gab es jeweils gut 30 Poesieabende im Juni und August. Zum großen Bedauern aller, starb dann aber Rudolf H. Herget, der Erzähler der Nacht, überraschend im Februar 2014. Im Jahr darauf hätte die Reihe 20-jähriges Jubiläum gefeiert.
Für Thomas Bayer ist dieser Rückblick Grund genug, einen Neustart zu wagen. Bayer (Poppenhausen/Wasserkuppe) war von 2001 bis zu Hergets Tod für die Pressearbeit der „Nächte der Poesie“ zuständig, gab ein umfangreiches Programmheft heraus und pflegte die Homepage (www.naechte-der-poesie.de).
Die Tradition des poetischen Erzähltheaters soll nun mit den Schauspielern Peter Hub und Christine Hadulla fortgeführt werden. Wie bei Rudolf Herget sollen wieder Gedichte und lyrische Texte im Mittelpunkt der Reihe stehen, die im Sommer 2017 starten wird.
Im Amphitheater Gersfeld stellten sich die beiden Schauspieler vor und gaben einen kurzen Einblick in ihr Gedichtprogramm. „In Gersfeld hat sich Rudolf Herget immer heimisch gefühlt, daher haben wir diesen Ort ausgewählt, das Vorhaben vorzustellen“, so Bayer.
„Die Reihe startet 2017. Wir suchen jetzt Partner und Auftrittsorte.“ In Anlehnung an die „Nächte der Poesie“ soll die neue Reihe den Namen „Poesie zur Nacht“ erhalten. „Es soll keine Kopie von Rudolf Hergets Veranstaltungen sein, sondern etwas Eigenständiges, aber doch an sein Werk erinnern“. Die Veranstaltungen sollen ebenfalls am Abend stattfinden, in der Abenddämmerung und bei Sonnenuntergang und zirka anderthalb Stunden dauern. Ob es auch längere Veranstaltungen geben wird, wie es auf dem Kreuzberg und der Milseburg üblich war, müsse sich zeigen, so Bayer.
Mit bekannten und weniger bekannten Gedichten stellten sich die beiden Schauspieler vor. Größtenteils rezitierten sie frei, wie dies auch Herget getan hatte. In ihren Stücken ging es um Liebe, Ewigkeit, um Liebeskummer und Glück. Eine Botschaft kam klar rüber: „Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, in denen wir liebten.“ Aber auch der Ehealltag wurde genau unter die Lupe genommen. Welche Frau kenne das nicht, erst verspreche der Mann er werde ihr die Sterne vom Himmel holen, später hole er nicht mal mehr die Kohlen aus dem Keller.
Peter Hub und Christine Hadulla sind ausgebildete Schauspieler aus Schweinfurt. Sie waren bereits 2015 auf der Trimburg zu erleben. In diesem Jahr treten sie mit einem neuen Programm dort auf.
Peter Hub, freischaffender Schauspieler, macht Theater für Erwachsene und Kinder, hält Lesungen und Lyrik-Programme. Zu seinen Hauptrollen gehören König Kreon im klassischen Drama „Antigone“ und Johann Möbius in „Die Physiker“.
Seine vielseitigen lyrischen Abende beinhalten ganze Kurt Tucholsky-, Joachim Ringelnatz-, und Friedrich Rückert-Programme sowie Gedichte von Goethe bis Heinz Erhardt. Es gibt auch Programme für Kinder.
Seine Kollegin Christine Hadulla hat schon im Bereich Film, Rundfunk und Fernsehen gearbeitet. Ihre Schauspielausbildung schloss sie auf der renommierten Otto-Falckenberg-Schule in München ab. Sie spielt Theaterstücke, Ein-Frau-Stücke und gestaltet lyrische Programme. Dazu gehören klassische Stücke wie „Romeo und Julia“ von W. Shakespeare oder „Bunbury“ von Oscar Wilde.
Zu den Gästen in Gersfeld gehörte jetzt auch Bischofsheims Tourismusreferent Gerhard Nägler, dem die Nacht der Poesie auf dem Kreuzberg stets ein Herzensanliegen war. Die neue Poesiereihe könne er sich durchaus auch auf den Kreuzberg vorstellen. „Es ist auf jeden Fall von Interesse, und wenn im Herbst das Programm aufgestellt wird, werden wir über die Möglichkeiten am Kreuzberg sprechen“, sicherte er zu.