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OSTHEIM: Premiere von Glaser-Werken in Ostheim

OSTHEIM

Premiere von Glaser-Werken in Ostheim

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    Es war in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderer Kantatengottesdienst, den die Besucher am vergangenen Sonntag in der evangelischen Stadtkirche St. Michael in Ostheim erleben durften. Zum einen wurde der Gottesdienst musikalisch vom Kammerchor „Camerata vocale“ zusammen mit Instrumentalisten der Meininger Hofkapelle und dem bekannten Bariton Dae-Hee Shin unter der Gesamtleitung von Mark Dinglinger gestaltet. Zum anderen waren in Ostheim erstmals Werke des Komponisten Johann Wendelin Glaser (1713-1783) zu hören. Letzteres ist ungewöhnlich, denn der Komponist und Musiker ist in Ostheim geboren und aufgewachsen und hat dort auch für kurze Zeit als junger Kantor gewirkt.

    „Camerata vocale“ beeindruckte mit einer Interpretation der Kantate Nr. 205 „Heilig ist der Herr Zebaoth“, die der Komponist einst für den Trinitatis-Sonntag geschrieben hat und die zu den ganz wenigen Glaser-Werken gehört, die veröffentlicht wurden. Begleitet wurde der Kammerchor dabei von Thomas Vogel an der Oboe, Januz Zydek an der Violine, Kontrabassist Yorck Prüfer und Sigruth Strobel an der Orgel. Ein besonderer Glücksgriff war es auch, dass Dinglinger den preisgekrönten Bariton Dae-Hee Shin – er ist derzeit am Meininger Theater engagiert – für den Solopart gewinnen konnte. Shin brillierte gleich zu Beginn des Gottesdienstes mit der klangvollen Aria für Bass-solo „Ein Wort von ungemeiner Kraft“ aus der unveröffentlichten Kantate Glasers Nr. 158 „Der ew'gen Weisheit mächt'ger Finger“.

    Während Glaser in Ostheim nahezu in Vergessenheit geraten ist, ist er in Wertheim in Baden-Württemberg kein Unbekannter. Denn dort war er mehr als 40 Jahre als Kantor und Komponist tätig. Ein Mann, der sich sehr um das Schaffen des spätbarocken Komponisten verdient gemacht hat, ist Dieter Zeh aus dem baden-württembergischen Grenzach-Wyhlen. Vor einiger Zeit hat er mit Pfarrer Christian Schümann in Ostheim Kontakt aufgenommen und dabei erstaunt festgestellt, dass Glasers Werke in seiner Geburtsstadt noch nie zu hören waren.

    Pfarrer Schümann unterbreitete daraufhin dem Verein Freunde der Kirchenburg die Idee eines Kantorengottesdienstes mit Glasers Werken. Auch Mark Dinglinger war bei dieser Besprechung dabei und erklärte sich bereit, mit seinem Kammerchor Glaser-Kantaten einzustudieren. Ein Anliegen war es dabei auch, Unveröffentlichtes von Glaser aufzuführen. Die Werke musste Dinglinger aber erst einmal in „lesbare“ Noten umschreiben, da sie lediglich als autographe Partituren vorliegen.

    Weshalb so viele Werke Glasers noch nicht veröffentlicht wurden, liegt unter anderem darin begründet, dass der Großteil seiner Kompositionen erst mehr als 125 Jahre nach seinem Tod entdeckt wurden, erzählte Schümann im Gottesdienst. 1910 stieß man in der Wertheimer Stadtkirche beim Orgelneubau in der alten Bälgekammer auf unzählige handgeschriebene Noten. Es waren ungefähr 300 Kirchenkantaten, die Johann Wendelin Glaser offenbar kurz vor seinem Tod versteckt hatte.

    Den Abschluss des Gottesdienstes gestaltete „Camerata vocale“ mit Johann Sebastian Bachs Motette für den vierstimmigen Chor „Lobet den Herrn, alle Heiden“. Ihnen und allen Musikern galt der langanhaltende Beifall der begeisterten Gottesdienstbesucher. Pfarrer Schümann dankte am Ende der Landeskirche und dem Verein Freunde der Kirchenburg, die den Großteil der Kosten der Aufführung übernommen hatten. Ostheim könne stolz auf diesen bedeutenden Sohn der Stadt blicken, hieß es im Programmheft. In drei Jahren jährt sich Glasers Geburtstag zum 300. Mal. Schon jetzt werden Überlegungen angestellt, dieses Jubiläum in einem größeren Rahmen zu feiern.

    ONLINE-TIPP

    Mehr Informationen unter rhoengrabfeld.mainpost.de

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