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WALDBERG: Problem: Verwesungsmüde Böden

WALDBERG

Problem: Verwesungsmüde Böden

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    Friedhofs-Visite in Waldberg: An einer ausgebaggerten Grube demonstrierte Friedhofsplaner Thomas Struchholz Vertretern von Gemeinden die „Badewannenproblematik“ des stark verdichteten Bodens.
    Friedhofs-Visite in Waldberg: An einer ausgebaggerten Grube demonstrierte Friedhofsplaner Thomas Struchholz Vertretern von Gemeinden die „Badewannenproblematik“ des stark verdichteten Bodens. Foto: Fotos: Barbara hippeli

    (bab) Alte, vielfach belegte Friedhöfe stoßen heute oft an ihre Grenzen: Die Bodenqualität lässt nach, Platzmangel und Umweltbelastung erschweren die Neuanlage. „Zwischen 70 und 80 Prozent der Gemeinden haben Probleme mit schwerem, lehmigem Boden. Die Folge ist, dass Leichen nicht richtig verwesen können“, so Roland Braun, von der Grabkammer-Vertriebsgesellschaft der Firma Suckfüll in Niederlauer bei einer Vorführung, zu der die BayWa Vertreter von Kommunen aus der Region auf den Friedhof in Waldberg eingeladen hatte, um über Grabfeldsanierung und Grabkammersysteme zu informieren.

    In den meisten Gemeinden sei das Problem auch bekannt, berichtet Thomas Struchholz aus seiner langen Erfahrung als Friedhofsplaner, aber viele scheuen sich, dieses sensible Thema anzupacken. Anerkennend hob Struchholz hervor, dass man in Sandberg weitblickend gehandelt und sich für eine langfristig sinnvolle Lösung entschieden habe. In den Friedhöfen von Sandberg und Waldberg werden gerade Grabkammern eingebaut und Urnengräber angelegt.

    Wie er betonte, seien Bodenuntersuchungen bei einer Friedhofsneugestaltung das A und O. Denn was nütze die schönste Friedhofsanlage, wenn im Untergrund die Probleme nicht beseitigt sind?

    Bevor im Waldberger Friedhof der Einbau der Grabkammern demonstriert wurde, führte Struchholz die Besuchergruppe an den Rand des Friedhof. Zwischen Leichenhalle und Straße hatten Arbeiter eine Grube aufgebaggert. Hier konnten die Referenten am stark verdichteten Boden und der starken Wasseransammlung sehr gut erklärten, warum Erdbestattungen im herkömmlichen Sinn bei diesen Bedingungen nicht mehr möglich und Betonbauteile mit Belüftungs- und Drainagesystem die sinnvollste Lösung sind.

    Wenn die Bodenbeschaffenheit nicht stimmt, kann es sein, dass die Zersetzung der Leiche im Fäulnisstadium abbricht und aus körpereigenem Fett eine wachsähnliche Schutzschicht entsteht. Mögliche Folge: Sogar die Gesichtszüge von Toten bleiben über Jahrzehnte erhalten. So genannte „Wachsleichen“ stellen Kommunen nicht nur vor ein moralisch-ethisches Problem. Denn betroffene Gräber können nicht aufgelöst und neu genutzt werden.

    So wurden Grabkammersysteme als pietätvolle und wirtschaftliche Lösung bezeichnet, die Gemeinden eine Ruhefristverkürzung auf zwölf Jahre ermöglicht und zudem einen Beitrag zum Schutz von Wasser, Luft und Boden leistet. Der Sarg werde in die Grabkammer eingelassen, die Grabkammer ab- und und mit Humus bedeckt. Der Sauerstoffaustausch finde geruchsneutral über einen Kohlefilter statt. Bei undurchlässigem Untergrund wird die Grabsohle über eine Dränage entwässert. Weil das Sickerwasser nicht mit dem Leichnam in Berührung kommt, muss es nicht in die Kläranlage eingeleitet werden.

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