Auch Rigobert Zehner und Adelbert Demar sind diesen Weg gegangen. Beide waren viele Jahre in leitenden Positionen erst bei Köberlein und dann bei Köberlein & Seigert tätig. Im vergangenen Frühjahr kehrten sie der Firma den Rücken, "nachdem mit der neuen Geschäftsführung keine Grundlage mehr für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit gegeben war," wie sie erklären.
Zehner und Demar haben nicht lange gefackelt: Sie haben sich selbstständig gemacht. Mit ihrer Firma "IFSYS" stellen sie sich seit einigen Monaten dem Markt für Zuführtechnik - und treten damit in direkte Konkurrenz zu ihrem früheren Arbeitgeber. Peter Seigert, seit Mitte 2005 Inhaber von Köberlein & Seigert, und seinem Geschäftsführer Eugen Stall schmeckt das natürlich gar nicht. "Unlauteren Wettbewerb wirft uns unser früherer Arbeitgeber vor, was natürlich völlig aus der Luft gegriffen ist," so Adelbert Demar. "Die haben doch nur Angst vor der neuen Konkurrenz." Neben den beiden Geschäftsführern gehören fünf weitere ehemalige Mitarbeiter von Köberlein & Seigert der Firma "IFSYS" (Integrated Feeding Systems) an, darunter zwei erfahrene Monteure. Konstruiert und produziert wird seit Oktober im Großbardorfer Gewerbegebiet in angemieteten Räumen der Metallbaufirma Ditterich-Börner, nachdem im September die ersten Aufträge an Land gezogen werden konnten. Die Firmengründung erfolgte im August.
Für den kaufmännischen Bereich im neuen Unternehmen, dem 80 Quadratmeter Bürofläche und 150 Quadratmeter für die Produktion zur Verfügung stehen, zeichnet Rigobert Zehner verantwortlich. Der gelernte Maschinenbautechniker und technische Betriebswirt war bei Köberlein lange im Verkauf tätig. Adelbert Demar, Elektromeister und Ausbilder für Mechatronik und Elektronik, war dort zuletzt Leiter der Elektronik-Abteilung. "Von unseren beruflichen Voraussetzungen her betrachtet, ergänzen wir uns ganz gut und das hat uns den Start schon etwas erleichtert," meint Zehner. "Um unsere Ziele zu erreichen, setzen wir aber vor allem auf unsere qualifizierten Mitarbeiter."
Und sie sind hoch gesteckt, die Ambitionen der "hoch motivierten Herausforderer, die frischen Wind in die Zuführtechnik bringen", wie das Fachmagazin "handling" im Oktober vergangenen Jahres titelte. "In fünf Jahren wollen wir auch international erfolgreich und besser als der Wettbewerb sein" ist da weiter zu lesen - klare Visionen also, die erkennen lassen, dass die derzeit vorhandenen Räumlichkeiten schon bald zu eng werden könnten. "Ja, es stimmt, wir haben bereits mit den Planungen für einen Neubau begonnen," so Rigobert Zehner. Schon im nächsten Jahr könnten am Standort Großbardorf die Bagger anrollen.
Zehner und Demar gehen davon aus, dass sie bis Ende 2009 mindestens 20 Mitarbeiter, darunter eine ganze Reihe Auszubildender, beschäftigen werden. "Und das ist nur unser Minimalziel, es können durchaus auch ein paar mehr sein," so die Geschäftsführer optimistisch. Nicht nur die Gemeinde, sondern auch der Landkreis unterstützte die beiden Firmengründer bei ihrem Schritt in die Selbstständigkeit. "Vor allem der Landrat hat sich sehr für uns eingesetzt," betont Adelbert Demar. Trotzdem sei so eine Firmengründung in Deutschland immer noch eine langwierige und nervenaufreibende Angelegenheit, angefangen von der Einholung der erforderlichen Genehmigungen bis hin zur Finanzierung.
Bereut haben Rigobert Zehner und Adelbert Demar ihren Schritt in die Selbstständigkeit nicht, auch wenn die täglichen Arbeitszeiten deutlich länger sind als früher und die Verantwortung von Tag zu Tag zunimmt. Dass sie auf dem richtigen Weg sind, beweist eine hohe Auszeichnung, die sie am 17. November in Würzburg bekommen haben: Den "Förderpreis der Mainfranken Förderung 2006", gestiftet von Unternehmen, die Existenzgründer unterstützen. Überreicht wurde die Auszeichnung vom Deutschen Wirtschaftsminister Michael Glos.
Daten & Fakten
Moderne Zuführtechnik
Die Firma "IFSYS" hat sich wie die
in Bad Königshofen ansässigen
Unternehmen Köberlein & Seigert
und Schindler Handhabetechnik
auf den Bau integrierter Förder-
systeme spezialisiert. Diese Maschi-
nen, salopp als intelligente Robo-
ter zu bezeichnen, dienen der Ma-
terialzuführung von Teilen in der
Automobilindustrie, im Maschinen-
bau oder der Lebensmittel- und
pharmazeutischen Industrie.