Es blieb beim oben genannten Wortspiel in der Waffenfabrik, denn der Besuch Sackmanns, neu berufener Staatssekretär im bayerischen Wirtschaftsministerium, hatte durchaus einen ernsten Hintergrund. Der Landtagsabgeordnete Dr. Bernd Weiß (CSU) hatte den Oberpfälzer eingeladen, dass er sich zum einen von der Leistungsfähigkeit der Firmen im ländlichen Raum überzeugt und andererseits abfragen kann, wo es hakt.
Im Blickpunkt bei der Betriebsbesichtigung des Sportwaffenherstellers Weihrauch: die Zukunft des Beschussamts in Mellrichstadt. Es sei von fundamentaler Bedeutung für die Firma, dass das Beschussamt nicht nur mit der Materialprüfung, sondern auch mit dem Standbein Beschusswesen in Mellrichstadt erhalten bleibt, machten die Geschäftsführer Stefan und Hans-Hermann Weihrauch dem Staatssekretär diesmal vor Ort deutlich – die Brüder Weihrauch hatten zu diesem Thema auch schon im zuständigen Wirtschaftsministerium vorgesprochen.
Seit einem Jahr sind die beiden Beschussämter in Bayern an den Standorten Mellrichstadt und München in Frage gestellt. Noch hat die Hängepartie kein Ende, doch sind die Vorzeichen zum Standorterhalt durchaus positiv zu deuten. „Das Ministerium hat einen Vorschlag erarbeitet, der ins Kabinett einfließen wird“, so Sackmann. Demnach, gab er preis, sollen die beiden Beschusseinrichtungen im Norden und im Süden des Freistaats erhalten und optimiert werden. Der Beschluss steht allerdings noch aus, gab sich der Staatssekretär unverbindlich.
Beim Rundgang durch die Betriebshallen in der Industriestraße gab Hans-Hermann Weihrauch seinen Gästen aus der Politik einen Überblick über die Angebotspalette und die einzelnen Fertigungsschritte der Sport- und Jagdwaffen. Markus Sackmann, Bernd Weiß, Landrat Thomas Habermann, die Vorsitzende der kommunalpolitischen Vereinigung Rhön-Grabfeld, Birgit Erb, und CSU-Landtagskandidat Steffen Vogel lauschten erst aufmerksam, als kurz der Spieltrieb durchbrach. Einzelteile wurden umfunktioniert, Läufe zum Beispiel als Fernrohr genutzt, dann war wieder ernstes Tagesgeschäft angesagt.
1899 wurde die Firma in Zella-Mehlis gegründet, tat Stefan Weihrauch zur Firmengeschichte kund. Sein Urgroßvater hatte mit der Fertigung von Jagdwaffen begonnen, später kamen neben Sportwaffen noch Fahrradteile dazu. Nach dem Krieg enteignet zog es die Familie 1948 nach Mellrichstadt, wo Freund Karl Reich, einst auch in Zella-Mehlis ansässig, in der Industriestraße ein neues Firmengelände auserkoren hatte. Seitdem werden am Standort hochwertige und langlebige Produkte gefertigt. Die Firma zählt rund 100 Mitarbeiter. Knapp 60 000 Sportwaffen verlassen alljährlich die Produktionshallen, die Exportquote liegt bei 70 Prozent.
In Kürze, verrieten die Gebrüder Weihrauch, soll Halle zwei auf dem Betriebsgelände abgerissen und im Sommer neu gebaut werden. Die Dreherei soll künftig hier untergebracht werden. Im März werde der Bauantrag eingereicht, verkündeten die Weihrauchs. Ein klares Bekenntnis zum Standort Mellrichstadt – selbiges wünscht man sich aus den Reihen des Kabinetts für das Beschussamt.
Im Blickpunkt
Wahlkampf-Kilometer In den vergangenen acht Tagen war Markus Sackmann 4000 Kilometer zu Wahlveranstaltungen unterwegs. Nach Mellrichstadt hätte ihn seine Frau Kristin gern begleitet, verriet er bei der Betriebsbesichtigung der Firma Weihrauch – als passionierte Jägerin kennt sie sich mit Jagdwaffen nämlich bestens aus.
•weiterer Bericht Lokales Seite 28