Genau das haben die Teilnehmer des Aktionstages „Artenvielfalt vor der Haustüre“ im Biosphärenreservat Rhön getan. Experten verschiedener Fachrichtungen untersuchten einen Tag von frühmorgens bis spätabends eine mehr als 30 Hektar große Weidefläche am Fuße des Himmeldunkbergs bei Frankenheim und bezogen dabei sowohl Schulklassen als auch interessierte Erwachsene mit ein, die den Experten über die Schulter schauen durften.
Am Morgen kamen die zweite und dritte Klasse der Grundschule Frankenheim zu Besuch, um den Experten behilflich zu sein und eine Menge über die Tiere und Pflanzen des Gebiets zu erfahren. Die Quellenfauna untersuchten die Kinder zusammen mit Stefan Zaenker vom Landesverband für Höhlen- und Karstforschung Hessen. Wer hätte schon gedacht, dass sich auf etwa 700 Meter Meereshöhe lebende Muscheln finden lassen? Zaenker wies in den Quellen am Himmeldunkberg unter anderem auch die Rhön-Quellschnecke nach, eine Art, die nur in der Rhön und im Vogelsberg zu finden ist.
Die Quellenflora mit Frauenmantel, Klee, Johanniskraut, Binsen, Weideröschen und vielem mehr entdeckten die Kinder zusammen mit Tim Dietrich, Melanie Wenzel und Verena Hemm. Hemm erfasst zurzeit in ihrer Diplomarbeit die Auswirkung der extensiven, ganzjährigen Beweidung von Flächen (Grünland-projekt) auf die teilweise sehr sensiblen und ökologisch wertvollen Quellbereiche in den Weidegebieten.
Beispielhaftes Projekt
Die am Aktionstag zur Artenvielfalt untersuchte Fläche ist ein Beispiel für das von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte Grünlandprojekt im Biosphärenreservat Rhön, in dem neue kostengünstige Konzepte für eine Offenhaltung der Landschaft in der Rhön erprobt werden. Die extensive, ganzjährige Beweidung von Flächen wird dabei als sinnvolle Alternative zu den etablierten Grünlandnutzungen angesehen. Neben dem Projekt von Verena Hamm erfasst Christiane Epple von der Universität Karlsruhe derzeit bodenbrütende Vogelarten wie den Baumpieper, um festzustellen, inwieweit die Weidetiere die Gelege der Vögel beeinträchtigen.
Von Katja Preusche, Managerin des Grünlandprojekts, erfuhren die Kinder so einiges über die in Weidegebieten lebenden Insekten. Neben Heuschrecken und Schmetterlingen wurden am Abend auch Fledermäuse und Nachtinsekten mit Hilfe einer Lichtfalle und eines sogenannten „Bat-Detektors“ erfasst.
Fledermäusen auf der Spur
Einige Interessierte waren am Abend zur Fledermausexkursion mit Katja Preusche und am Nachmittag zur Exkursion mit Matthias Metzger, Geschäftsführer von RhönNatur, zum Thema Artenvielfalt in der Kulturlandschaft sowie extensive Beweidung und naturnahe Wälder am Himmeldunkberg gekommen. Leider machte der Veranstaltung am Nachmittag das Wetter einen Strich durch die Rechnung.
Zum Abschluss wurden am Samstagvormittag der Öffentlichkeit die Ergebnisse der Kartierungen am Himmeldunkberg in Bischofsheim vorgestellt. Matthias Metzger und Bischofsheims Bürgermeister Udo Baumann waren sich einig, dass dieser Aktionstag keine einmalige Veranstaltung gewesen sein sollte. RhönNatur wird im Rahmen seiner Umweltbildungskampagne noch weitere Aktionen in der Region um den Kreuzberg durchführen.
Daten & Fakten
Die Kampagne „Artenvielfalt vor der Haustüre“ wird maßgeblich vom Freistaat Bayern über die Regierung von Unterfranken finanziert. Die Ergebnisse der Kartierungen am Himmeldunkberg werden bis zum 20. Juli im Rentamt Bischofsheim präsentiert. Nähere Infos unter: www.rhoen-im-fluss.de