Karl Jeßberger ist ein begeisterter Mountainbiker. Täglich fährt er mit dem Rad zur Arbeit. Von seinem Heimatort Aschaffenburg zum Schullandheim Hobbach im Landkreis Miltenberg. "Eine herrliche Strecke. Sie führt mitten durch den Wald." Am Morgen und am Abend ist er jeweils eine Stunde mit dem Mountainbike unterwegs. Aber nicht nur der Weg zur Arbeit wird von ihm auf dem Rad zurück gelegt.
Auch für Einkäufe und Besorgungen schwingt er sich auf sein Fahrrad. Um auch größere Einkäufe erledigen zu können, hat er sich extra einen Anhänger zugelegt. "Das habe ich von Greta gelernt. Ich bin zur Arbeit mit dem Rad gefahren, aber die vergleichsweise kurzen Strecken zum Einkaufen oder zum Bäcker mit dem Auto. Das musste sich ändern."
Seit Sonntag in Unterfranken unterwegs
Diesen Anhänger hat Karl Jeßberger nun mit auf Tour genommen. Seit Sonntag ist er in Unterfranken unterwegs. Er besucht die unterfränkischen Schullandheime, die durch die aktuelle Corona-Pandemie stark betroffen sind. "Es ist ein Mut-Mach-Tour", betont er. Mitgenommen auf diese Tour hat er einen "Mut-Mach-Brief" für jedes Schullandheim, in dem er einen Gruß aus Hobbach überbringt. "Wir möchten Mut machen, gemeinsam mit Zuversicht in die Zukunft zu blicken."
Kurzarbeit im Schullandheim macht es ihm möglich, diese Tour zu fahren. Im Schullandheim Hobbach arbeitet er als Hochseilgartentrainer und Erlebnispädagoge. Die Idee, die unterfränkischen Schullandheime mit einer Radtour zu verbinden, hatte er schon lange. Zunächst sollte es eine rein private Tour bleiben, doch als Markus Seibel, Geschäftsführer der Schullandheim Hobbach-Bauersberg gGmbH, davon erfuhr, entstand die Idee, diesen Brief zu übergeben und auf diese Weise die Verbundenheit der Schullandheime untereinander zu stärken. Jeßberger berichtet in dem Schreiben über die Herausforderungen, vor denen das Schullandheim Hobbach in der Corona-Zeit steht und wie sie seit Pfingsten mit Familienangeboten dennoch Leben in den Hochseilgarten bringen.
Ein Zeichen der Solidarität setzen
Mit seiner Tour möchte er ein Zeichen der Solidarität setzen und zum Durchhalten motivieren. "Ich bin mir sicher, es gibt einen Betrieb in unseren Schullandheimen nach Corona. Den Kolleginnen und Kollegen möchte ich ein Lebenszeichen aus Hobbach senden und sagen: Bleibt zuversichtlich und verliert nicht die Hoffnung. Irgendwann ist Corona Geschichte, unsere Schullandheime wird es dann auch noch geben."
Gestartet ist der 56-Jährige am Sonntag um 7 Uhr in Aschaffenburg. Durch den Spessart ging es nach Lohr am Main und über den Mainradweg nach Gemünden. Weiter ging es auf dem Sinngrundradweg und schließlich dem Rhön-Express-Bahnradweg über Bad Brückenau nach Wildflecken. Begeistert ist Jeßberger von den schönen Radwegen, die ihm sogar Gelegenheit boten, über das eine oder andere tiefer nachzudenken. "Auf dem Sinngrundradweg über Sinn und Unsinn, Schwachsinn und Lebenssinn zu sinnieren - aber ohne treffende Antworten zu finden, war eine schöne Etappe." Mit der meditativen Stimmung war es aber vorbei, als der Kreuzberg in Sicht kam. "Oben war ich ganz schön fertig", gab er zu.
Vom Kreuzberg ging's nach Bischofsheim
Immerhin hat er einen Anhänger zu ziehen, der mit rund 15 Kilogramm Gewicht nicht nur die Wendigkeit behindert. Vom Kreuzberg ging's nach Bischofsheim. Dann spielte ihm das Navi einen Streich und er verpasst das Schullandheim Bauersberg. "Ich war schon in Richtung Heidelstein unterwegs und nicht motiviert, umzukehren und den Anstieg noch einmal zu fahren." Dieter Köstler vom Schullandheim Bauersberg setzte sich kurzerhand ins Auto und traf Karl Jeßberger an der Schornhecke. So kam das Schullandheim Bauersberg doch noch zu seinem "Mut-Mach-Brief" und nach einer kurzen Pause setzte Jeßberger die Tour in Richtung Thüringer Hütte fort.
Dort begrüßte ihn Irene Pfaff (Bad Neustadt), die im Beirat der Thüringer Hütte vertreten ist und im Schulamtsbezirk Rhön-Grabfeld Ansprechpartnerin für Schullandheimaufenthalte ist. Sie freute sich, Jeßberger begrüßen zu können und zu einen kleinen Rundgang einzuladen. Untergebracht ist Jeßberger auf seiner Tour allerdings nicht in den Schullandheimen, sondern in Privatunterkünften. "Die Schullandheime haben ja geschlossen", begründet er.
Die erste Etappe war mit 152 Kilometern und 2000 Höhenmetern die anstrengendste. Am Montag standen Rappershausen, Reichmannshausen und Schwanberg auf dem Programm, am Dienstag Leinach und schließlich sein Heimatschullandheim Hobbach. Insgesamt absolvierte er 418 Kilometer und 4580 Höhenmeter.
