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WALTERSHAUSEN: Reger Kontakt zu den Dichtern und Denkern ihrer Zeit

WALTERSHAUSEN

Reger Kontakt zu den Dichtern und Denkern ihrer Zeit

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    Geschichte aufarbeiten: Projektmanagerin Tina Osterhold und Kreisheimatpfleger Reinhold Albert stellten die erste „Grabfelder Persönlichkeit“ Charlotte von Kalb vor, die mittels der Gemeindeblätter der Bevölkerung wieder bekannt gemacht werden soll.
    Geschichte aufarbeiten: Projektmanagerin Tina Osterhold und Kreisheimatpfleger Reinhold Albert stellten die erste „Grabfelder Persönlichkeit“ Charlotte von Kalb vor, die mittels der Gemeindeblätter der Bevölkerung wieder bekannt gemacht werden soll. Foto: Foto: Hanns Friedrich

    Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert hat den ersten Artikel über eine berühmte Grabfelderin verfaßt. Ohne je selbst eine Zeile geschrieben zu haben, ging Charlotte von Kalb in die Literaturgeschichte ein. Sie ist als guter Stern des jungen Friedrich Schiller, intime Freundin Jean Pauls und mütterliche Förderin Friedrich Hölderlins unvergessen.

    Charlotte Sophia Juliana Marschalkin von Ostheim wurde 1761 auf Schloss Waltershausen im Grabfeld geboren. Mit sieben Jahren verlor sie ihren Vater, mit acht ihre Mutter und 1782 starb ihr einziger Bruder Friedrich Christian August mit 22 Jahren als letzter männlicher Abkömmling der Waltershäuser Marschalke bei einem Duell. Charlottes Vormund Freiherr von Stein hielt Umschau nach einem Verwalter, und traf eine unglückliche Wahl, und zwar den entlassenen Weimarer Kammerpräsidenten Johann von Kalb. Von ihm sagte Johann Wolfgang von Goethe, er habe sich „... als Mensch abscheulich aufgeführt“ und Friedrich Schiller, er lebe „... auf einem äußerst ungewissenhaften großen Fuß mit fremden Gelde.“ Kalb wählte Charlottes Schwester, Eleonore, zu seiner Gemahlin.

    Auf sein Drängen heiratete sein Bruder Heinrich von Kalb 1783 Charlotte. Es war eine freudlose Ehe, die später mehrmals zu scheitern drohte. Sie war eine außergewöhnlich schöne und kluge Frau, die mit fast allen großen Deutschen der damaligen Zeit in regem Briefwechsel stand. Mit Friedrich Schiller, den Charlotte 1784 kennenlernte, verband sie eine innige Seelengemeinschaft. Nachdem Major Heinrich von Kalb seinen Dienst quittierte, nahm die Familie Wohnsitz in Waltershausen, wo sich Charlotte der Erziehung ihrer Kinder Friedrich und Edda widmete. Auf Empfehlung Friedrich Schillers holte sie 1793 den Dichter Friedrich Hölderlin (1770-1843) als Erzieher für ihren Sohn.

    Im „sorgenfreien, stillen Waltershausen“ schrieb Hölderlin seinen „Hyperion“. Hatte Charlotte früher den jungen Schiller gefördert, so machte sie jetzt Hölderlin mit ihren alten Freunden Herder, Wieland und Goethe bekannt. Indessen geriet unter der untreuen Hand von Johann und Heinrich von Kalb ihr Besitz immer mehr in Gefahr. Lebendig im Schloss Waltershausen begraben, wechselte Charlotte von Kalb mit fast allen großen Deutschen der damaligen Zeit Briefe. Schließlich entspann sich eine innige Freundschaft zwischen Charlotte und dem Dichter Jean Paul. Charlotte konnte sich schmeicheln, durch ihre Vermittlung Goethe und Schiller zu Freunden zusammengeführt zu haben.

    Nachdem das Gut in Waltershausen und der dazugehörige Besitz wegen unglücklicher Spekulationen in Verlust gerieten, übersiedelte Charlotte 1804 nach Berlin. 1806 erschoss sich Ehemann Heinrich in aussichtsloser Situation. 1810 fand Charlotte im Berliner Schloss ein bescheidenes Asyl. Mit ihrer Tochter Edda lebte sie in verschämter Dürftigkeit. Trotzdem fand sie auch zu dieser Zeit viele Freunde, wie die Philosophen Fichte, Humboldt und andere. Charlotte von Kalb starb 1843. Auf dem Dreifaltigkeitskirchhof II in Berlin-Kreuzberg fand sie in einem noch heute erhaltenen Ehrengrab ihre letzte Ruhe. Die Inschrift darauf lautet: „Ich war auch ein Mensch, sagt der Staub. Ich war auch ein Geist, sagt das All.“ Charlottes einziges Enkelkind Henriette Franziska, Tochter des von Friedrich Hölderlin erzogenen Friedrich von Kalb, starb ohne Nachkommen 1870. Damit starb die Familie aus.

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