„Wir glauben, erneuerbaren Energien aus der Region haben eine gute Zukunft!“ Während Raiffeisen-Genossenschaften gerade die Energiewende in Bürgerhand symbolisch zu Grabe tragen, sieht man die Situation bei einem zweiten möglichen regionalen Erzeuger von Alternativ-Energien positiver. Die Rede ist von der „Regionale Erneuerbare Energien GmbH“ kurz „Regio E2“ genannt.
In der Region, mit der Region und für die Region die alternativen Energien voranzubringen, sei das Ziel, betonen Harald Schwarz und Jürgen Rüth von Regio E2 und sehen sich damit auf einer Linie mit den Genossenschaften, lediglich in der Herangehensweise gebe es Unterschiede.
Und diese Herangehensweise haben Schwarz und Rüth vor etwa drei Jahren entwickelt. Damals hatten sie das Interesse norddeutscher Firmen an möglichen Standorten für Windanlagen vor Ort registriert. „Wenn sie die Windräder schon anschauen muss, soll auch die hiesige Bevölkerung etwas davon haben“, waren die beiden überzeugt, gründeten gemeinsam mit Theo Rüth und Martin Wirsing die Windkraft Wülfershausen GmbH und versuchten, Nutzungsverträge mit den Grundstückseigentümern abzuschließen und sich so die Flächen zu sichern.
Genehmigung vor Beteiligung
Frühzeitig hätten sie sich an die Bevölkerung und Gemeinderäte gewandt und ihre Projekte vorgestellt, um Transparenz und Akzeptanz zu erreichen, berichten beide. Anders als bei den Genossenschaften sieht ihr Konzept nun vor, die Vorhaben als Projektierungsgesellschaft bis zur Genehmigung zu bringen. Erst wenn die vorliegt und gebaut werden darf, können sich die Bürger an einer Betreibergesellschaft beteiligen.
Von einem Planungsbüro, mit dem man zusammenarbeitete, kam dann der Rat, sich doch im Vorfeld mit dem regionalen Stromversorger abzustimmen, erinnert sich Jürgen Rüth. Aus dieser Abstimmung wurde bald mehr. Beim Überlandwerk Rhön kam das Konzept der Windkraft Wülfershausen so gut an, dass man beschloss, als Gesellschafter einzusteigen, berichtet ÜWR Prokurist Joachim Schärtl.
Nach dem Konzept erfolgte das finanzielle Engagement der Bürger erst, so Schärtl über die Gründe für den Einstieg, wenn die Genehmigung da und das Risiko kalkulierbar ist. Auch vom Selbstverständnis des ÜWR her sehe man sich in der der Verantwortung, zunächst das Risiko zu tragen und für die Projektierung die eigenen Ressourcen nutzen. Erst wenn klar sei, was möglich ist, könne man in die Öffentlichkeit gehen. An der Betreibergesellschaft könnte sich dann die Bevölkerung – oder natürlich auch Genossenschaften – beteiligen.
Nachdem die juristischen Hürden überwunden waren, beteiligte sich das ÜWR vor einem Jahr mit gut 28,5 Prozent an der GmbH, die dabei in Regio E2 umbenannt wurde, um zu signalisieren, dass man nicht nur in Wülfershausen, sondern auch in der Umgebung aktiv werden möchte.
Die ersten Projekte wurden angegangen – nicht nur im Bereich Windenergie. So werden zwei Fotovoltaikanlagen auf den Bauschuttdeponien in Wülfershausen und Saal geplant. Beim Thema Windkraft habe man bald „leidlich erfahren, dass das investierte Geld tatsächlich Risikokapital“ war, betont Schärtl. Denn die von Regio E2 gemeinsam mit den Genossenschaften beauftragten Vogelgutachten brachten Ergebnisse, die so nicht erwartet worden waren.
Für die geplanten Windanlagen „Auf der Höhe“ bei Aubstadt bedeuteten sie ebenso das Aus wie für andere Flächen. Verluste im „mittleren fünfstelligen Bereich“ mussten hingenommen werden.
Geblieben sind Restflächen im sogenannten WK 56 am Weißen Turm zwischen Junkerhausen, Wülfershausen und Waltershausen und im südlichen Bereich des WK 5 zwischen Wargolshausen und Hendungen. Ende April ging die Regio E2 in das Genehmigungsverfahren. Im WK fünf möchte sie drei Nordex-N 117-Anlagen errichten, im WK 56 sind zwölf dieser Anlagen mit knapp 200 Metern Höhe geplant.
Genau beobachten
Wann das Verfahren abgeschlossen sein wird, wissen Schwarz, Rüth und Schärtl nicht. Der guter Zeitpunkt wäre für sie der Jahreswechsel. Dann lägen gleichzeitig belastbare Ergebnisse der Windmessungen vor, die gerade – teils gemeinsam mit Genossenschaften – angestellt werden. Mit diesen Ergebnissen und der Genehmigung, so betont Schärtl, herrsche weitgehend Klarheit über die Wirtschaftlichkeit. Und dann könne man an die Öffentlichkeit herantreten und Beteiligungen anbieten.
Wie die Genehmigung ausfällt, weiß man bei Regio E2 natürlich nicht. So verfolge man die Entwicklungen um den Windpark Streu und Saale genau, um im eigenen Verfahren nachsteuern zu können. Man müsse analysieren, was zum Beispiel die artenschutzrechtliche Beurteilung in diesem Verfahren für die eigenen Projekte bedeute, so Schärtl.
Es gebe noch andere Unwägbarkeiten, wie die höhenabhängige Abstandsregelung, die jüngst ins Gespräch gebracht wurde, betonen Rüth und Schwarz. Dann werde das Bauen von Windrädern in ganz Bayern schwierig, ist Schärtl überzeugt.
Prinzipiell gilt für die drei Verantwortlichen von Regio E2, dass erst alle diese Faktoren abgeklärt sein müssen, bevor weitere Überlegungen angestellt werden können. Denn erst dann könne etwas über die Wirtschaftlichkeit gesagt werden.
Beim Thema Energiegenossenschaften äußern sie sich sehr vorsichtig, um das gute Verhältnis nicht zu stören. Man arbeite sehr gut mit Agrokraft und Genossenschaften zusammen und nutze alle möglichen Synergien, sei es bei Windmessungen, bei Gutachten oder im WK 5, in dem auch eine Genossenschaft bauen will. An jüngst aufgekommenen Spekulationen werde man sich nicht beteiligen, betont Schärtl.
Man sei überzeugt, dass bei der Genehmigung alle gleich behandelt würden. Die Unterstellung, man wolle über die wirtschaftliche Schwächung von Streu und Saale die Übernahme durch Regio E2 ermöglichen oder über entsprechende Genehmigungen ein Zusammengehen von zwei nicht lebensfähigen Windparks erzwingen, hält er schlicht für unsinnig. Dazu müsste man die Wirtschaftlichkeit der Vorhaben kennen, was mangels Windmessergebnissen und Genehmigung nicht einmal die Verantwortlichen bei Regio E2 selbst tun.
Natürlich müsse man sich stets alle Optionen offen halten. Aber zunächst gelte es, die eigenen Projekte im Blick zu haben. In der Überzeugung „wir können die erneuerbaren Energien voranbringen.“