Die Früchte sind geerntet, die Brennsaison hat begonnen – für viele Brenner wohl zum letzten Mal, wie Mathias Gerstner, Edelbrandsommelier aus Trappstadt bei einem Besuch in seiner Brennerei berichtet.
Grund: Ende des Jahres 2017 erlischt endgültig das Brandweinmonopolgesetz, das den noch vorhandenen 20 000 Klein- und Obstbrennereien in Deutschland eine Abnahme des erzeugten Alkohols zu guten Preisen durch den Staat garantierte.
100 Jahre ein Gesetz
Wie Gerstner ausführt, erließ Kaiser Wilhelm 1918 ein hundert Jahre geltendes Gesetz, nach dem der Staat den erzeugten Alkohol aufkauft, um einerseits den eigenen Bedarf zur Versorgung des Heeres zu decken und andererseits einen Überblick über die Besteuerung zu haben. Bis zu 300 Liter Alkohol – je nach Vertrag – durften die Erzeuger abliefern und erhielten dafür Vergütungen über dem üblichen Marktpreis.
Auf Druck der EU wird das Gesetz nach mehreren Übergangsregelungen nun endgültig abgeschafft. Das bedeutet für viele kleine Brennereien, dass sich die Arbeit nicht mehr lohnt.
750 Liter mit 40 Prozent
Für Gerstner ist die Veränderung der gesetzlichen Grundlage kein Problem, er verkauft seine Erzeugnisse als Selbstvermarkter und darf im Jahr 300 Liter Alkohol brennen, das sind 750 Liter Spirituosen bei 40 Prozent Alkoholgehalt. Was er gerade herstellt, ist ein Williams Christ-Schnaps aus ausgesuchten Birnen, die geputzt und gewaschen wurden. Vier Wochen lang wurde die Maische vergoren, bei der Erhitzung auf 78 Grad beginnt das Herausziehen des Alkohols.
Aus dem sogenannten Mittellauf gewinnt der Brenner zunächst vier Liter 80-prozentigen Schnaps, der am Ende acht Liter ergibt.
„Ein schlechtes Obstjahr war 2017, aber die Birnen haben eine ausgezeichnete Qualität“, berichtet Gerstner. Er betreibt die Brennerei als Hobby neben seiner Arbeit in einer Bank, nachdem er 2009 in historischen Familienunterlagen alte Dokumente entdeckte und es ihm gelang, das vor über 100 Jahren erhaltene Brennrecht wiederzubeleben. Er bedauert den voraussichtlichen Niedergang der kleinen Brennereien, denn wie er selbst sorgen diese durch ihre Obstverarbeitung auch dafür, dass die Streuobstwiesen erhalten bleiben.
Alles wird verwertet
Für ihn ist es wichtig, dass ein geschlossener Kreislauf entsteht: Die Früchte werden verarbeitet, die Maische wird als Dünger verwendet und da seine Familie ein Holzrecht hat, stammt die benötigte Energie aus dem heimischem Wald.
Was ihn mehr als zwei Jahre beschäftigt hat, ist das Kreieren des ersten Rhön-Grabfelder Bio-Kräuterlikörs gemeinsam mit Apotheker Christian Machon. „Wir haben lange experimentiert, um den optimalen Geschmack zu erreichen“, berichtet Gerstner. Unter dem Namen „Birkwild 74“ (wir berichteten), entsteht ein Likör, in den 52 Biokräuter, Gewürze und Beeren wandern. 74 Tage Lagerzeit im fränkischen Eichenholzfass hat der Likör hinter sich, wenn er in die dunklen Steingutflaschen abgefüllt wird. Ein Teil der verwendeten Kräuter wurden von Kräuterexpertin Evi Treuting in Trappstadt gesammelt und sorgfältig getrocknet.
Fränkischer Whisky
Im ehemaligen Gemeindehaus in Trappstadt steht außerdem ein besonderer Tropfen: der erste fränkische Whisky. Drei Jahre muss er in den Spessart-Eichenfässern, in denen zuvor Domina-Rotwein lagerte, reifen, erst am 6. Dezember 2018 darf das erste Whiskyfass geöffnet werden.