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Stockheim: Rettung aus brennendem Pfarrhaus: Ehrung für drei Stockheimer

Stockheim

Rettung aus brennendem Pfarrhaus: Ehrung für drei Stockheimer

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    Bürgermeister Martin Link (links) ist stolz auf die drei Engel für den Pfarrer: Sabine Tzeutschler, Sonja Mühlfeld und Daniel Krause (ab Zweite von links), die Andreas Hutzler am 6. Februar aus dem brennenden Pfarrhaus in Stockheim gerettet haben, wurden am Montag in Würzburg mit der Medaille "Patrona Bavariae" ausgezeichnet.
    Bürgermeister Martin Link (links) ist stolz auf die drei Engel für den Pfarrer: Sabine Tzeutschler, Sonja Mühlfeld und Daniel Krause (ab Zweite von links), die Andreas Hutzler am 6. Februar aus dem brennenden Pfarrhaus in Stockheim gerettet haben, wurden am Montag in Würzburg mit der Medaille "Patrona Bavariae" ausgezeichnet. Foto: Simone Stock

    "Das war damals wie im Film." Sabine Tzscheutschler, Sonja Mühlfeld und Daniel Krause können sich noch gut an jenen 6. Februar 2019 erinnern – den Tag, als das Pfarrhaus in Stockheim (Lkr. Rhön-Grabfeld) lichterloh in Flammen stand. Selbstlos, die Gefahr für ihr eigenes Leben außer acht lassend, haben sie Pfarrer Andreas Hutzler aus einem Fenster im Obergeschoss gerettet. Für ihre Heldentat wurden sie an diesem Montag in Würzburg von der Regierung von Unterfranken mit der Patrona-Bavariae-Medaille ausgezeichnet. "Natürlich ist es eine Ehre, aber für uns war die Hilfe im Notfall selbstverständlich", sagen die drei Retter bescheiden.

    Für Pfarrer Andreas Hutzler hätte der Tag dramatisch enden können: Kurz nach 4 Uhr wurde er vom Knistern der Flammen geweckt. Ein technischer Defekt im Obergeschoss hatte den Brand ausgelöst, der Geistliche war in seinem Schlafzimmer gefangen, der Fluchtweg nach unten bereits von den Flammen abgeschnitten. Sein Glück, dass Sabine Tzscheutschler zu dieser frühen Stunde vor der Arbeit ihren Hund Gassi führte. "Ich hörte, wie jemand um Hilfe rief, und schaute nach. Da schlugen die Flammen schon aus dem Dach des Pfarrhauses." Die 44-Jährige reagierte geistesgegenwärtig und löste den Feuerwehr-Alarm am alten Rathaus aus.

    Glücklicherweise war eine Leiter zur Hand

    Mit den schrillen Tönen der Sirene im Rücken rannte Sabine Tzscheutschler zurück zum Pfarrhaus, wo Nachbar Daniel Krause den Brand ebenfalls bemerkt hatte. Pfarrer Hutzler stand derweil "ruhig und gefasst", wie sie sich erinnern, am Fenster seines Schlafzimmers und wartete auf seine Rettung.

    "Natürlich ist es eine Ehre, aber für uns war die Hilfe im Notfall selbstverständlich."

    Sabine Tzscheutschler, Sonja Mühlfeld und Daniel Krause

    Es war ein glücklicher Umstand, dass Daniel Krause in seinem Hof eine Holzleiter griffbereit hatte. Der 32-Jährige schnappte sich die Leiter und legte sie ans Pfarrhaus, als Sonja Mühlfeld, eine weitere Nachbarin, aus ihrem Haus stürmte und sich sofort daran machte, die Sprossen hochzusteigen. Die Leiter reichte nicht ganz bis nach oben, so dass die 40-Jährige dem Pfarrer beim Klettern aus dem Fenster behilflich war.

    Dorfgemeinschaft stand zusammen

    Zurück am Boden, in Sicherheit, wird den Helfern erst bewusst, wie viel Glück der Geistliche und auch sie selbst hatten. "Unser Pfarrer war ganz ruhig und sagte, er habe auf Hilfe vertraut", erinnern sie sich. Inzwischen ist ein Großaufgebot an Feuerwehrleuten vor Ort, um den Brand zu löschen, und auch Bürgermeister Martin Link ist schnell zur Stelle. Er ist stolz darauf, wie seine Gemeinde in den dramatischen Stunden zusammengerückt ist. "Jeder hat geholfen, das war eine ganz starke Leistung."

    Großeinsatz der Feuerwehren am Mittwoch, 6. Februar 2019, in Stockheim: In den frühen Morgenstunden stand das Pfarrhaus in Flammen.
    Großeinsatz der Feuerwehren am Mittwoch, 6. Februar 2019, in Stockheim: In den frühen Morgenstunden stand das Pfarrhaus in Flammen. Foto: Simone Stock

    Für Pfarrer Hutzler wird gesammelt, er wird mit Gürtel, Jacke und Schuhen ausgestattet – denn nur mit Strümpfen an den Füßen war er bei seiner Rettung aus dem Fenster geklettert. Selbst dringend benötigte Medikamente erhielt der Geistliche von den Nachbarn. "Es war ja nichts mehr da", sagen die Helfer, die in Stockheim schnell die drei rettenden Engel für den Pfarrer genannt werden. "Ich bin ihnen sehr dankbar", sagt der Geistliche. 

    Bürgermeister Link: Retter sollten belohnt werden

    Alle müssen zusehen, wie das ganze Hab und Gut des Pfarrers ein Raub der Flammen wird. "Doch in der Not hält man zusammen." Stundenlang kämpften die Feuerwehrleute draußen gegen die Flammen an. In der Alten Schule werden die erschöpften Kameraden mit Kaffee und Brötchen versorgt. "Mir ist zu diesem Zeitpunkt erst bewusst geworden, wie gefährlich die Arbeit der Feuerwehrleute ist", sagt Sonja Mühlfeld. Ihre eigene Rettungstat war es auch.

    "Jeder hat geholfen, das war eine ganz starke Leistung."

    Bürgermeister Martin Link

    Für Bürgermeister Martin Link stand schnell fest: Die drei Retter müssen belohnt werden. Aber wie? Bei der Regierung von Unterfranken beantragte er die Patrona-Bavariae-Medaille, eine staatliche Auszeichnung für die Rettung von Menschen aus Lebensgefahr. Die Mitteilung, dass ihre mutige Tat honoriert wird, erhielt das Trio zeitgleich mit dem Gemeindechef. Und war verdutzt. Martin Link hatte nämlich im Vorfeld nicht verlauten lassen, dass er die drei für die Medaille vorgeschlagen hat. "Erst wollten wir die Ehrung gar nicht annehmen", sagt Sabine Tzscheutschler, "unsere Hilfe war doch selbstverständlich".

    Sanierung am Pfarrhaus hat begonnen

    Nun freuten sie sich aber dann doch auf ihren großen Tag. Im Sitzungssaal der Regierung von Unterfranken im Herzen von Würzburg wurden die "drei Engel aus Stockheim" gefeiert. Zuvor hatte Bürgermeister Martin Link die Retter zum Essen eingeladen, um sich auch seitens der Gemeinde erkenntlich zu zeigen. 

    Pünktlich zu ihrem großen Tag haben endlich auch die Sanierungsarbeiten am Stockheimer Pfarrhaus begonnen. Das Gebäude, das nach dem Brand völlig entkernt werden musste, wird wieder Instand gesetzt. Etwa ein Jahr, schätzt der Gemeindechef, werden die Arbeiten dauern, dann kann Pfarrer Hutzler, der derzeit in Ostheim wohnt, wieder einziehen. Und sich auf seine gute Nachbarschaft freuen.

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