Bad Neustadt (DE) Sprich nicht zur Sache, sprich zum Menschen - Unter diesem Motto stand das Rhetorikseminar, an dem Schüler der Fachoberschule Bad Neustadt auf Einladung der Hanns-Seidl-Stiftung im Bildungszentrum Kloster Banz teilnahmen. Ziel war es, den jungen Menschen die Möglichkeit zu bieten, ihre sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern und so gemeinsam einen Beitrag zur Integration von jungen Aussiedlern zu leisten.
Schon seit Jahren bietet die Fachoberschule Bad Neustadt, die einzige Modellschule für die Integration von Spätaussiedlern in Bayern, in Zusammenarbeit mit der Hanns-Seidl-Stiftung Integrationsseminare für junge Aussiedler an. Gerade die große Bedeutung der Sprache wurde dabei immer wieder deutlich. So entstand im vergangenen Jahr die Idee, Rhetorikseminare anzubieten.
Studiendirektor Wolfgang Taubert, der seit August in Pension ist, engagierte sich über Jahre hinweg für die Integration von Aussiedlern und war maßgeblich an der Durchführung der Kooperationsseminare beteiligt. Im vergangenen Schuljahr organisierte er das erste Rhetorikseminar, das auf großes Interesse stieß und sehr erfolgreich war. In diesem Herbst wurde das zweite Mal ein Rhetorikseminar unter der Leitung von Paul Herrmann von der Hanns-Seidl-Stiftung angeboten.
Die Gruppe von 18 Schülern, die sich sowohl aus Aussiedlern als auch aus einheimischen Jugendlichen zusammensetzte, brach unter Leitung von Studienrat Dieter Fenzl und Studienrätin Dorothea Elsel aus Bad Neustadt ins herbstliche Banz auf.
Schon am ersten Abend begann das dichtgedrängte Programm mit einer Einführung in die Grundlagen der Rhetorik. Anhand von konkreten Sprechübungen verdeutlichte der Rhetoriktrainer, wie wichtig der Blickkontakt zum Publikum, Sprechpausen und eine deutliche Artikulation sind.
Die folgenden Tage waren ausgefüllt von praktischen Übungen. Die Schüler argumentierten und diskutierten mit großem Engagement und nach kurzer Zeit war das Eis gebrochen, und die Scheu, sich öffentlich zu äußern, war verschwunden. Doch nicht nur dem Sprechen, auch dem Zuhören galt die Aufmerksamkeit des Rhetoriktrainers, der die praktischen Übungen durch theoretisches Hintergrundwissen festigte.
Höhepunkte des Seminars, in denen die Schüler Gelegenheit hatten, ihr bereits erworbenes Wissen anzuwenden, waren die Podiumsdiskussionen zu brisanten Themen des Zeitgeschehens.
Doch nicht nur im Rhetorikstudio, auch bei Tisch und in den zahlreich vorhandenen Freizeitmöglichkeiten wurde diskutiert. Und so diente nicht nur die "Arbeit an der Sprache" dem Ziel, Aussiedlern die Eingliederung in ihre neue Heimat zu erleichtern, sondern auch die gemeinsam verbrachte Freizeit leistete einen wichtigen Beitrag zur Integration. Wie sehr die Musik verbindet, zeigte sich an zwei Abenden, als deutsche, englische und russische Lieder gesungen wurden und Teilnehmer anderer Seminaren einstimmten. Abgerundet wurde der Aufenthalt in Banz durch Führungen durch Kloster und Klosterkirche.