Die Beeren sind tiefschwarz. Die Stiele der Dolden sind rot. Das ist eines der Zeichen, dass der Holunder reif ist. Hier ist „Manpower“ und Handarbeit gefragt, denn Maschinen können hier nicht zum Einsatz kommen: In der Rhön hat in diesen Tagen die Holunderernte begonnen.
Am Ortseingang von Sondernau sind auf den Holunderfeldern des landwirtschaftlichen Bio-Betriebs Klaus Pörtner aus Oberelsbach viele fleißige Hände beschäftigt, mit Scheren, wie sie auch im Weinbau verwendet werden, die tiefschwarzen Früchte abzuschneiden.

Holunder ist keine klassische Rhöner Feldfrucht
Es ist kein alltägliches Bild, denn der Holunder gilt ja nicht unbedingt als klassische Feldfrucht auf den Äckern im Rhön-Grabfeld-Kreis. Klaus Pörtner hat vor 13 Jahren mit dem Holunderanbau auf einem Hektar Feld begonnen. Mittlerweile sind es 16 Hektar Holunder, die in aufwendiger Manier betreut und geerntet werden müssen. Mit dieser Anbaufläche ist Klaus Pörtner mittlerweile einer der größten Holunder-Erzeuger in Bayern. Ein Drittel der gesamten Produktion an Schwarzem Holunder in Bayern erfolgt nach Zahlen des Statistischen Landesamtes im Landkreis Rhön-Grabfeld.
Ein Helfer erntet täglich rund 300 Kilogramm Holunder, wie der Bio-Landwirt erklärt. Der reife Holunder landet nach dem Abschneiden in speziellen Erntekisten, die nicht zu groß und zu voll sein dürfen, damit die empfindlichen Beeren nicht durch ihr Eigengewicht zerdrückt werden. Im Anschluss werden die Beeren direkt zur Kelterei gebracht und dort innerhalb von 24 Stunden weiterverarbeitet. In der Kelterei entsteht aus den Beeren durch Entrappung und Entsaftung der so genannte Muttersaft. So wird der Rohstoff für die Fruchtsaftherstellung bezeichnet.
Haupterntezeit für die Sorte Haschberg hat begonnen
In kleineren Partien gelangt der Muttersaft wieder zurück in die bayerische Rhön nach Ostheim, wo er schließlich zur Öko-Limonade Bionade weiterverarbeitet wird. Sämtlicher Holundersaft von Pörtners Holunderfeldern wird über Vertragsanbau regional für die Bionade weiterverarbeitet. Die frühreife Holundersorte Sampo wurde schon Mitte August geerntet. Nun hat die Haupterntezeit der Holundersorte Haschberg begonnen.
Da der Holunder am zweijährigen Holz trägt, ist der Ertrag an Holunderbeeren durch den trockenen Sommer im letzten Jahr nicht ganz so hoch. „Dagegen war die Rutenneubildung in diesem Jahr wieder gut“, wie Klaus Pörtner feststellt. Offenbar habe es heuer in den für den Holunder wichtigen Monaten entsprechend genügend Niederschlag gegeben, wie er erklärt.

Holunderanbau ist sehr aufwendig
Was den Holundersträuchern jedoch so stark wie noch nie zu schaffen machte, ist die Kirschessigfliege. Die Weibchen dieses Schädlings, die die Holundersträucher besetzen, rauhen mit ihren Hinterteilen die Beeren auf, um darin Eier abzulegen. Mit dem Aufrauhen gelangt Luft in die Frucht, was zur Madenbildung führt. Nur mit ökologisch zugelassenen Pflanzenschutz und -stärkungsmitteln kann die Kirschessigfliege bekämpft werden.
Sehr aufwendig sei der Holunderanbau. So sucht Klaus Pörtner für die Haupternte in jedem Jahr 60 bis 70 Helfer, die beim Ernten auf den Holunderfeldern mit anpacken. Besonders Schüler, Studenten, Hausfrauen und Rentner werden gesucht um mitzuhelfen, damit der Holunder in kürzester Zeit vom Bau geholt wird. Bei der Holunderernte verdiene man ein gutes Taschengeld und die Arbeit an der frischen Luft auf dem Feld mache sehr viel Spaß.

Weitere Erntehelfer werden gesucht
Jeder Holunderstrauch wird zweimal abgeerntet, wie Pörtner erklärt. Im ersten Erntedurchgang können 70 bis 80 Prozent der Holunderfrüchte abgeschnitten werden. Nachdem die noch grünen Dolden ebenso gereift sind, erfolgt die Ernte des Rests der Früchte. Insbesondere der regionale Anbau mit der regionalen Weiterverarbeitung macht den Holunderanbau in der Rhön so besonders.
„Aus der Region – für die Region“, sei ein Motto, welches insbesondere für den Holunderanbau gelte. Für die Haupterntezeit bis Mitte September werden noch weitere Erntehelfer gesucht, die entsprechend angemeldet und entlohnt werden. Weitere Informationen erhält man beim Bio-Betrieb Pörtner unter Tel. (0176) 97574739.