Der Mensch mag keine ungelösten Aufgaben. Er möchte sie vervollständigen, die Spannung lösen und dafür Glücksgefühle einheimsen, sagt die Psychologie. Vielleicht ist das der Grund, dass sich so viele Menschen an der Main-Post-Suche nach dem roten Käfer Cabrio mit dem Bad Neustädter Kennzeichen „NES –Z 84“ aus der ersten Löwenzahn-Sendung mit Peter Lustig beteiligten. Die Resonanz war überwältigend.
Wie kam das rote Käfer Cabrio mit dem Bad Neustädter Kennzeichen – mutmaßlich ein Modell der Baureihe 1302 – in jene erste Löwenzahn-Folge von 1981? Diese Frage galt es zu klären. Um es vorwegzunehmen: Trotz intensiver Bemühungen ist der Käfer-Besitzer leider nach wie vor ein Phantom.
Dabei gingen zahlreiche Anrufe und E-Mails mit Hinweisen, Namen, Ideen zu dem Thema bei der Main-Post ein. Die Redaktion ging ihnen – soweit möglich – allen nach. Eine durchaus unterhaltsame Recherche, deren Verlauf wir Ihnen nicht vorenthalten wollen:
Für Überraschung hat erst einmal bei einigen Lesern die Aussage von der Bad Neustädter Zulassungsstelle und dem Kraftfahrtbundesamt in Flensburg gesorgt, dass aus dieser Zeit keine Daten mehr gespeichert und abrufbar seien. „Dann wendet euch doch ans Finanzamt als damalige Verwalter der Kraftfahrzeugsteuer“, empfiehlt infolgedessen ein Anrufer.
Geraten, getan! Doch auch dort ist der Suche kein Erfolg beschieden. Seit 2014 ist nicht mehr das Finanzamt, sondern das Hauptzollamt in Schweinfurt zuständig, erklärt eine Mitarbeiterin des Finanzamts Bad Neustadt. Mit der Zuständigkeit seien auch die Daten übergeben worden.
Kann der Zoll weiterhelfen?
Der Mitarbeiter beim Hauptzollamt wiederum erläutert, dass 2014 nur die Daten von angemeldeten Autos von den Finanzämtern übernommen wurden. Immerhin, vielleicht ist jener Käfer ja seit der damaligen Zeit angemeldet, steht vielleicht vergessen in einer Garage der Region? Fehlanzeige! 2013 ist ein Auto neu auf jenes Kennzeichen zugelassen worden.
Ein anderer Leser rät, die Produktionsfirma Studio TV Film zu kontaktieren, die unter anderem für die Sendereihe Löwenzahn produziert. Herstellungsleiter Jürgen von Kornatzki, seit 1985 Produktionsleiter dort, winkt ab. Zum gesuchten Käfer Cabrio könne er nichts sagen. Sein Vorgänger vielleicht? „Der ist Rentner auf Mallorca, der weiß das auch nicht mehr.“ Bleibt also keine andere Möglichkeit, als den zahlreichen Einzelhinweisen nachzugehen. Gemeldet haben sich ganz unterschiedliche Leute: etwa eine ehemalige Arzthelferin des mittlerweile verstorbenen Kinderarztes Walter Haas aus Bad Königshofen, die sich erinnert, 1981 vom Chef im Käfer Cabrio nach Sprechstundenende nach Hause chauffiert worden zu sein.
Wie allerdings die Nachfrage der Redaktion bei dessen Sohn, mittlerweile selbst Mediziner in Amorbach, ergibt, trug das coloradorote Cabrio von Haas ein KÖN-Kennzeichen.
Spur in Schönau
Weiter meldet sich ein Bekannter von Jutta Stäblein aus Schönau, der sich erinnert, dass die Freundin früher ein solches Cabrio fuhr. Wie allerdings ein Telefonat mit der Stäblein GmbH klärt, handelte es sich auch dabei nicht um das gesuchte Auto.
Eine Erkenntnis gewinnt die Redaktion bei der Recherche auf jeden Fall: Die Käferliebhaber, -Besitzer und -Interessenten sind äußerst angenehme und sympathische Zeitgenossen. Sowohl Ansgar Hahn aus Salz, dessen Käfer Cabrio leider silbern war, wie auch Oswald Kraus – in Bad Neustadt kennt man den Ruheständler über seinen Nostalgie-Treff in der Schuhmarktstraße.
Nachdem die Main-Post auf sein rotes Käfer Cabrio aufmerksam gemacht worden ist, sucht er für diese Zeitung eigens den Fahrzeugbrief, um auszuschließen, dass nicht etwa die Vorbesitzerin sein derzeitiges Auto für die Löwenzahn-Dreharbeiten zur Verfügung gestellt hat. Auch hier ist der Recherche leider kein Erfolg beschieden.
Erst gar nicht mehr an sein Kennzeichen erinnern kann sich Richard Radina, früherer Bürgermeister von Hollstadt. Da er sein rotes Käfer Cabrio aber bereits in den 60ern fuhr, dürfte es sich auch dabei nicht um das spätere Peter-Lustig-Gefährt gehandelt haben.
Wie man sieht ist das Rätsel um den Käfer Thema in der Region: „Erst beim Kaffeetrinken haben wir uns darüber unterhalten“, berichtet die Frau von Werner Schulz, einst Betriebsleiter beim früheren Autohaus Kuhn in Bad Neustadt. Bei Schulz selbst scheint es, treffen wir endlich auf eine „heiße Spur“.
„Ich glaube, der Käfer war damals bei uns im Kundendienst“, sagt er. Sogar an einen unglücklichen Auffahrunfall in der Meiniger Straße meint er sich zu erinnern. Käfer-Liebhaber Georg Ziegler, so seine Vermutung, sei schließlich in Besitz des Autos gelangt.
Der langjährige Vorsitzende des ADAC-Motorsportclubs ist allerdings mittlerweile gestorben. Ein Kollege aus dem Motorsportclub allerdings weiß enttäuschend viel: Georg Zieglers Käfer sei schwarz und nicht rot gewesen, erinnerte sich Heinrich Kessler. Ursprünglich, vor der Umlackierung, sei er tatsächlich rot gewesen, berichtet schließlich Georg Zieglers Frau. Trotzdem muss sie enttäuschen. Es trug nie das gesuchte Kennzeichen.
Aktenzeichen NES – Z 84 ungelöst
„Vielleicht haben Kennzeichen und Auto auch gar nicht zueinander gehört“, nimmt Alexander Kolb aus Rödelmaier, Liebhaber von VW Käfern und VW Bussen, der Redaktion schließlich die letzte Hoffnung. Vielleicht habe am Produktionstag einer das Kennzeichen, ein anderer das Auto zugesteuert.
Schluss, Aus, Basta! An dieser Stelle steigt die Main-Post aus. Ade Glücksgefühl, das Rätsel bleibt ungelöst. Lassen wir einfach unserer Phantasie freien Lauf. Vielleicht gehörte das Auto dem Kameramann, vielleicht Peter Lustigs Latzhosen-Schneider oder dem Optiker seiner Nickelbrille. Wir werden es wohl nicht mehr erfahren.