Die Rhön-Klinikum AG in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) hat 2019 knapp 6 Prozent mehr Umsatz, aber einen geringeren Konzerngewinn im Vergleich zum Vorjahr gemacht. Diese am Dienstag präsentierten Bilanzzahlen rückten freilich wegen der Coronakrise und der überraschenden Übernahme-Offensive durch Asklepios vor einigen Tagen in den Hintergrund.
Die Kliniken an den fünf "Rhön"-Standorten in Bad Neustadt, Bad Berka, Frankfurt/Oder sowie Gießen und Marburg seien auf eine steigende Zahl von Corona-Patienten vorbereitet, heißt es in der Mitteilung vom Dienstagmorgen. Dort seien jeweils Krisenstäbe gebildet worden. Wie sich die Pandemie auf die Geschäfte des börsennotierten Konzerns auswirken wird, "lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht beurteilen".
Warum der Bilanzgewinn kleiner ausgefallen ist
Den Angaben zufolge stieg der Umsatz des im S-Dax notierten Unternehmens im vergangenen Jahr auf 1,3 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag mit 125,3 Millionen Euro nahezu auf dem Wert von 2018. Der Bilanzgewinn pendelte sich bei 44,5 Millionen Euro ein. Höhere Abschreibungen und Finanzierungskosten hätten ihn um 13 Prozent gedrückt, so der Konzern. Die Dividende soll heuer bei 0,25 Euro pro Stückaktie (2019: 0,29 Euro) liegen.
Asklepios-Coup: Wie der Vorstand reagieren will
Zu der von Konzerngründer Eugen Münch überraschend eingefädelten Übernahme des Rhön-Klinikums durch ein Joint Venture rund um die Hamburger Asklepios-Gruppe hatte sich der "Rhön"-Vorstand bislang nicht geäußert. Vorsitzender Stephan Holzinger hielt sich auch am Dienstag in der Bilanzpressekonferenz gegenüber den zugeschalteten Journalisten zurück: "Bitte sehen Sie uns nach, dass wir von einer Kommentierung absehen."
Der Vorstand in Bad Neustadt war nach eigenen Angaben von Münch vorab nicht über den Asklepios-Coup in Kenntnis gesetzt worden. Man wolle abwarten, bis die Angebotsunterlagen zur Prüfung eintreffen, so Holzinger. Das werde spätestens am 10. April der Fall sein. Auch müsse das Kartellamt noch über die Übernahme entscheiden.
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Im Februar hatte Eugen Münch einen Teil seiner "Rhön"-Aktien an Asklepios verkauft. Mit dem Rest ist er in das neue Joint Venture eingestiegen, dass Mehrheitseigner am Konzern werden soll. Vorab sollen die verbleibenden Aktionäre des Rhön-Klinikums ein Angebot über 18 Euro pro Papier bekommen, damit diese Mehrheit gesichert ist.
"Ich genieße das Vertrauen des Aufsichtsrates."
Vorstandsvorsitzender Stephan Holzinger, Rhön-Klinikum
Wie es mit dem Rhön-Klinikum nach der Übernahme weitergehen wird, ließ Holzinger offen. Er könne sich zu Strategien des Aufsichtsrates oder anderer Gremien nicht äußern. Nur so viel: "Ich genieße das Vertrauen des Aufsichtsrates."
Mit Blick auf die Corona-Pandemie wies Medizin-Vorstandsmitglied Bernd Griewing darauf hin, dass an den fünf Klinikstandorten derzeit insgesamt 426 Beatmungsgeräte zur Verfügung stünden. Es seien zwölf Corona-Infizierte in Behandlung, darunter sechs schwere Fälle. Die Versorgung sei gesichert, es gebe "keine Engpässe zurzeit".
Wie es 2020 für das Rhön-Klinikum laufen soll
Was die Geschäfte in 2020 angeht, rechnet der Konzern mit einem ähnlichen Umsatz wie im Vorjahr. Diverse Vorgaben des Staates, wie etwa das Pflegerpersonal-Stärkungsgesetz, seien aber auf jeden Fall belastend für das Ergebnis, heißt es im Bilanzbericht.
Das Rhön-Klinikum behandelte 2019 an allen Standorten insgesamt 861 000 Patienten und damit 1,2 Prozent mehr als 2018. Die Zahl der Mitarbeiter stieg in dieser Zeit von knapp 17 000 auf 18 142.