Heute ist Nikolaus. Da darf auch Knecht Ruprecht nicht fehlen. War die Rhön-Grabfelder Prominenz auch wirklich brav? Eine Spurensuche in Versform.
Von drauß' vom Walde komm ich her; ich muss Euch sagen es weihnachtet sehr! Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldene Lichtlein sitzen; und droben aus dem Himmelstor sah mit großen Augen das Christkind hervor. Und wie ich so strolcht durch den finsteren Tann, da rief' mich mit heller Stimme an: Knecht Ruprecht, rief es, alter Gesell, hebe die Beine und spute dich schnell! Im Landkreis Rhön-Grabfeld sollst Du mal schauen! wen sollte man streicheln, wen lieber verhauen? Ins Grabfeld geht Knecht Ruprechts Blick. Dort kommt es nämlich ganz schön dick. Eine Finanzbehörde soll entsteh'n, das sorgt für Klagen und für Weh'n. Ein Haus wird dafür abgerissen, Nostalgiker tun es vermissen und gehen auf die Barrikaden. Das Kur- und Heilklima nimmt Schaden. Knecht Rupprecht fragt: Zu welchem Nutz' Lässt man das Haus mitsamt Verputz? Als ob nicht zur Finanzbehörde ein museales Haus gehörte, das die Erinnerung erweckt an Piccianis „Grabfeld-Geld“-Projekt. Knecht Rupprecht in den Norden zieht, wo er die nächste Schandtat sieht. Oberelsbach heißt der Flecken, wo sie nach höchster Ehr' sich strecken. Rhöniversum, Brauerei, ein Almabtrieb ist auch dabei! Die Basaltsee-Beschaulichkeit ist bald nur noch Vergangenheit. Denn die Frau Bürgermeisterin find' die Location Mega-In. Sie wünscht sich dort mehr Saus und Braus als auf dem fernen Zugspitzhaus. Chefin Erb ist so begierig und findet es nicht einmal schwierig: In Zukunft muss nach Sondernau der nächste Landratsamts-Neubau! Für soviel Ehrgeiz spürt die Gute, wenn sie nicht aufpasst, Ruprechts Rute! Ins Streutal zieht Knecht Ruprecht weiter, die Stimmung bleibt erquickt und heiter. Nur auf der Schanz bei Eußenhausen erfasst Knecht Ruprecht doch das Grausen. Dort find't 30 Jahre Mauerfall, noch künstlerischen Widerhall. Jimmy Fell streicht neu in Gold ein Werk, das längst verfallen sollt'. Und find' zur Goldenen Brücke noch die schrägste Gedanken-Krücke. Islam und Digitales sind auch dabei Knecht Ruprecht ruft nur noch „Auwei!“ Der Fell, im Westen hoch verehrt, im Osten eher umgekehrt! Ruprecht muss die Rute heben, die Kunst spürt so das wahre Leben! Am Schluss muss Ruprecht auch noch schauen, ob sich die Neuschter Böses trauen. Ob Gerald Pittner nicht schon brach, was er im Wahlkampf noch versprach. Noch gilt die 100-Tage-Frist, die auch dem Ruprecht heilig ist. Einen Schwur muss Pittner halten, sonst kriegt Knecht Ruprecht Zornesfalten: Niemals bei Münchner Sitzungswochen komm' er im Camper angekrochen! Ganz am Ende dieser Zeilen woll'n wir bei höchster Macht verweilen. In Thomas Habermanns Behörde, wo Ruprecht zweimal etwas störte. Mit Werbung hat es je zu tun, es lässt Knecht Ruprecht nicht mehr ruh'. Das Landkreis-Logo sind zwei Kreise, sie fordern zur Gedankenreise. Die Kreise bilden ein Fernrohr. Doch darauf kommt doch nur ein Tor! Ein Fernglas nutzt doch keiner heute, nur Jäger auf dem Weg zur Beute. Das Landkreis-Logo gibt schlicht nur kund: Der Landrat jagt zu jeder Stund' Der zweite Landratsamts-Fauxpas im üppigen Werbe-Etat betrifft die neue Schreibe-Weise von 'Heimat‘ - mit Hashtag, oh Sch….. #eimat heißt es auf allen Kanälen. Fremde sollen Rhön-Grabfeld wählen. Doch vielleicht bleiben sie alle zuhaus' denn Rhöner Rechtschreibschwäche ist ihnen ein Graus. Sei's drum: Der Rhöner Ruprecht schweigt. Es wird ja viel zu viel vergeigt. Die Zeilen sollen glanzvoll enden aus Theodor Storms Dichterhänden: Die Kerzen fangen zu brennen an, das Himmelstor ist aufgetan, Alt und Junge sollen nun von der Jagd des Lebens einmal ruhn' und morgen flieg' ich hinab zur Erden, denn es soll wieder Weihnachten werden!