Quartett und Dreigesang, das passt zusammen. Kaufmannsware aus der Rhön und Grettstadter Dreigesang aus dem Steigerwald-Vorland, sind eine gelungene Komposition, wenn es um die fränkischen Eigenheiten, um fränkisches Kulturgut geht. Dazu ein richtig gut aufgelegter Moderator Robert Gießübel, Herz was willst du mehr. Mit dem aufgelegten Motto „Fränkisch für alle Sinne“ begeisterten die Akteure ihr Publikum in Schön.
Fränkische Lebensart
Da war kein Platz mehr frei im altehrwürdigen Kolpingsaal, als die vier Damen der Kaufmannsware ihre Fans aus der Umgebung begrüßten. „Alle da, alle da in Schönaa“, nach der Melodie der „alten Rittersleut.“ Und als Aufgalopp noch den flotten „Alfons-Galopp“ hinten drauf, da gingen die Herzen der Zuschauer schon einmal ganz weit auf.
„Wir bringen das Rhöner Blut bestimmt in Wallung“, da war sich Ilona Zirkelbach ganz sicher. Gesang und volkstümliche Musik, dazu viel Humoriges in fränkischer Mundart, welche die Lebensart so gut wiedergeben kann, das wolle man an diesem Abend vermitteln, versprachen sie bei der Begrüßung.
Und wer könnte schon mit so einem Selbstverständnis und routiniert durch ein solch dicht gedrängtes Programm führen? Kein anderer als Robert Gießübel, Altbürgermeister von Grafenrheinfeld und früherer Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Volksmusik in Unterfranken. Für seine in das Programm gekonnt eingeflochtenen Anekdoten und Sprüche erntete er immer wieder reichen Beifall.
Die Grettstädter ließen sich nicht lange bitten. Gleich mit ihren ersten Liedstrophen eroberten sie die Herzen der Zuhörer im Sturm, die fünf Herren mit Dame des Grettstadter Dreigesangs. Dreigesang? Natürlich. Sie sind sechs und singen dreistimmig. Und wie. Sie singen von „Kraut und von Knöchli“, spielen wie „die Feuerwehr vo Grettscht“ und „Wos gibds denn heut auf'd Nochd“. Natürlich das berühmte Rehragout. Am liebsten hätten viele mitgetanzt beim Kahlgründer Schottisch oder dem „Goxumer“, aber bei dieser Enge im Saal, einfach unmöglich.
Seit fast dreißig Jahre gibt es den Dreigesang und seit dieser Zeit unter der Leitung von Norbert Kraus. In der musikalischen Besetzung mit Bass, Akkordeon, Tenorhorn, Klarinette und Flügelhorn haben sie schon etliche Preise abgeräumt.
Nach einer knappen halben Stunde waren dann die vier wilden Schlehen dran. Sie haben sich vor allem dem Liedgut der Rhön angenommen, haben eigenhändig und mit eigenwilligem Text eine Hymne an die Rhön verfasst, machen sich seltsame Gedanken „weche die Leut“ und haben ihre eigene Ansichten beim „Kreuzberglied.
Weitere Gastspiele in der Rhön
Kennen und bald auch gegenseitig schätzen gelernt haben sich die beiden Formationen bei Veranstaltungen der Arbeitsgemeinschaft Fränkische Volksmusik. Und nach einem Gastspiel in Grettstadt war nun eben ein Gegenbesuch fällig. „So weit da heroben in der Rhön sinn mir noch net aufgetreten“, bekennt Norbert Kraus, aber es könnten gern noch weitere Gastspiele folgen.
Auf der Bühne legten sie gleich wieder los mit „Dunnerwedder Maicherett“, mit dem berühmten Liedle aufs „Kunnerle“ , oder der Erschaffung von Adam und Eva. Das Volkstanzliedle „ ich mog zu Lawesdooch kee Bauernmädle mehr“, das kam dann ganz überraschend sogar als Rap daher. „Saustark“, wie es einer aus dem Publikum anerkennend formulierte.
Dass Kaufmannsware auch Jägerlatein können, bewiesen sie mit ihren Liedchen „Die Jäger aus der Rhön“, wobei sie besonders die politische Elite der Region auf den Arm nahmen. Das „Schlottefooß“ mussten sie allerdings selbst den Rhönern erklären, weil es halt gar nicht mehr gebräuchlich ist. Da hinein wurde der Wetzstein des Mähers gesteckt, welcher am Hosengürtel festgemacht war und in der Regel aus einem Kuhhorn hergesellt wurde.
Und als die Vier ihren „Himmalaya-Marsch“ auflegten, vermutete nicht nur Robert Gießübel, dass sich die vier Damen nun endgültig einen Knoten in die Zunge singen.
Weder die Grettstädter noch die Kaufmannsware durften ohne Zugaben ihr Programm beenden, die Grettstädter mit dem Liedchen vom „Kanapee“, die Kaufmannsware mit „Ich süch en Moo mit en groesse Bulldog, wu ich mich drauf hock on owe roo guck“. Gemeinsam mit dem begeisterten Publikum setzten sie nach knapp drei Stunden den Schlusspunkt: „Frisch auf zur lieben Rhön hinauf“.